Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesrennen

Todesrennen

Titel: Todesrennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cussler
Vom Netzwerk:
bauschte. Bell setzte sich so, dass er sie sofort aufhalten konnte, falls sie auf die Idee käme, aus dem Fenster zu springen.
    »Können Sie mir erzählen, was Marco Celere gestohlen hat?«
    »Ist er durch die Schüsse zu Tode gekommen?«
    »Wahrscheinlich«, antwortete Bell.
    »Gut«, sagte sie, dann bekreuzigte sie sich.
    »Weshalb haben Sie ein Kreuzzeichen gemacht?«
    »Ich bin froh, dass er tot ist. Aber ich bin auch froh, dass nicht ich es war, die ihm das Leben nahm. Das ist Gottes Werk.«
    Voll berechtigtem Zweifel, dass Gott Harry Frost zu seinem Stellvertreter eingesetzt hatte, nutzte Isaac Bell die Gelegenheit, sich ein wenig Klarheit über Miss Di Vecchios Geisteszustand zu verschaffen. »Aber Sie haben versucht, ihn zu töten, nicht wahr?«
    »Und es nicht geschafft«, antwortete sie, während sie Bell in die Augen sah. »Ich hatte einige Monate Zeit, darüber nachzudenken. Ich glaube, dass ein Teil meiner Seele die Erinnerung daran zurückgehalten hat. Ich weiß nicht mehr alles, was an diesem Tag geschehen ist, aber ich entsinne mich, dass das Messer, als es seinen Hals verfehlte, einen langen Schnitt in seinem Arm hinterlassen hat. Etwa hier …« Sie fuhr mit den Fingerspitzen über die Innenseite von Bells Unterarm, begleitet von einem leichten elektrisierenden Prickeln.
    »Ich war froh. Aber ich kann mich nicht erinnern, ob ich froh war, weil ich ihm eine blutende Wunde verpasst hatte oder weil ich ihn nicht getötet hatte.«
    »Was hat Marco gestohlen?«
    »Die Arbeit meines Vaters.«
    »Welche Arbeit war das?«
    »Mein Vater war ein aeroplano cervellone – wie sagen Sie? – Gehirn. Genie!«
    »Hat Ihr Vater Flugmaschinen erfunden?«
    »Ja! Bella monoplano. Er nannte sie Aquila. Aquila heißt ›Adler‹ auf Amerikanisch. Als er seine Aquila nach Amerika brachte, war er so stolz, in Ihr Land einwandern zu dürfen, dass er die Maschine in American Eagle umbenannte.«
    Und nun gab sie sich der Entfesselung eines Redeschwalls hin. Marco Celere hatte in Italien bei ihrem Vater als Mechaniker gearbeitet und ihm beim Bau der Flugmaschinen geholfen, die er erfand. »Damals in Italien. Ehe er seinen Namen verkürzte.«
    »Marco hat seinen Namen geändert? Wie lautete er denn vorher?«
    »Prestogiacomo.«
    »Prestogiacomo«, versuchte Bell den Klang des Wortes, das sie ausgesprochen hatte, zu imitieren. Er bat sie, es zu buchstabieren, und schrieb es in sein Notizbuch.
    »Als Marco hierherkam, sagte er, der Name sei für Amerikaner zu lang. Aber das war eine Lüge. Jeder weiß, dass Prestogiacomo ein ladro war. Hier heißt sein neuer Name, Celere, nur ›schnell‹. Niemand wusste, was für ein Mensch er in Wirklichkeit war.«
    »Was hat er Ihrem Vater gestohlen?«
    Was Marco Celere gestohlen hatte, erklärte Miss Di Vecchio, waren Methoden der Tragflächenverstärkung und der Rollkontrolle.
    »Können Sie mir erklären, was Sie mit Rollkontrolle meinen?«, fragte Bell, um ihre geistige Klarheit weiterhin zu testen.
    Sie demonstrierte es ihm, indem sie ihre langen Arme zu Hilfe nahm, sie seitlich ausstreckte und damit Tragflächen imitierte. »Wenn das aeroplano auf diese Seite kippt, verändert der conduttore – der pilota – die Form des Flügels, um es auf die andere Seite zu kippen, damit es wieder waagerecht fliegt.«
    In Erinnerung an sein erstes Gespräch mit Josephine fragte Bell: »Hat Ihr Vater zufälligerweise auch alettoni erfunden?«
    »Ja! Si! Si! Das erzähle ich Ihnen doch die ganze Zeit. Alettoni. «
    »Kleine Flügel.«
    »Mein Vater«, sagte sie und klopfte sich stolz auf die Brust, »mein wunderbarer babbo. Anstatt den gesamten Flügel zu verformen, bewegte er nur kleine Teile davon. Viel besser.«
    Bell reichte ihr seinen Notizblock und seinen Waterman Füllfederhalter. »Können Sie mir das aufzeichnen?«
    Sie skizzierte einen Eindecker und zeichnete die mit Scharnieren versehenen Teile an die Rückseite der Tragflächenenden. Es sah im Wesentlichen genauso aus wie bei der gelben Maschine, mit der Josephine am Rennen teilnahm.
    »Alettoni – drehbare kleine Flügel – hat Marco also von Ihrem Vater gestohlen.«
    »Nicht nur das. Er stahl auch Verstärkung.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Mein Vater hat untersucht, wie Flügel sich verhalten, um sie verstärken zu können.«
    Mit einem neuerlichen englischen Redeschwall und illustriert mit einer weiteren Zeichnung erklärte Danielle, dass Eindecker dazu neigten abzustürzen, wenn ihre Flügel im Flug plötzlich umknickten –

Weitere Kostenlose Bücher