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Todesrennen

Todesrennen

Titel: Todesrennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cussler
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eine Turbine.
    Bell schaute zu Andy hinunter.
    »Fertig! «
    Andy nickte und gab den Mechanikern ein Zeichen, die Bremskeile wegzuziehen und nebenher mitzulaufen, um die Tragflächen im Fall einer Querwindböe waagerecht zu halten. Die Eagle rollte los, wobei sie auf den luftgefüllten Reifen, die mit flexiblen Gummiankern an den Gleitkufen befestigt waren, leicht zu hüpfen begann und Tempo aufnahm. Die Starthelfer blieben zurück. Bell verspürte einen weichen, kraftvollen Ruck, als der Schwanz vom Boden abhob.
    Er hatte noch etwa einhundert Meter freier Fläche vor sich, ehe die Grasnarbe an dem Geländer endete, das das Innenfeld vom Renngeläuf trennte. Er konnte den Magnetschalter antippen, um den Motor zu drosseln und das Rollen auf Grund zu üben. Oder er konnte das Rad zurückziehen und sich in die Luft erheben.
    Isaac Bell wählte die zweite Möglichkeit und zog das Rad zurück.
    Nur einen Herzschlag später hörte die Eagle auf zu hüpfen. Das Gras sackte knapp zwei Meter unter Bell weg. Im Gegensatz zu Eisenbahnzügen und Automobilen, die mit zunehmender Geschwindigkeit zu zittern begannen, kam es Bell, als sich die Maschine vom Boden löste, so vor, als glitte er über spiegelglattes Wasser. Doch er glitt nicht. Er raste genau auf das weiß lackierte Holzgeländer zwischen Innenfeld und Rennbahn zu.
    Er hatte noch kaum richtig vom Untergrund abgehoben. Seine Räder wollten ihn nicht verlassen. Er zog ein wenig heftiger am Rad, um höher zu steigen. Zu heftig. Er spürte, wie sich die Maschine ruckartig aufstellte. Gleichzeitig klaffte unter ihm ein Loch auf, und die Eagle begann zu sacken.
    In Autos und auf Motorrädern und sogar in Booten und auf Pferden hatte er sich in ähnlichen Zwangslagen befunden.
    Die Lösung war immer die gleiche.
    Hör auf zu denken.
    Er ließ zu, dass seine Hände das Rad ein winziges Stück nach vorn schoben. Sofort spürte er den Schub von unten. Der Propeller schaufelte Luft. Plötzlich tauchte das Geländer in sicherem Abstand unter den Rädern weg, und der Himmel erschien grenzenlos.
    Ein Pfeiler ragte plötzlich vor ihm auf, eine der gut dreißig Meter hohen Markierungen für die Rennstrecke, auf der die Höchstgeschwindigkeiten der Konkurrenten gemessen wurden. Entsprechend der Warnungen Andys und Josephines hatte ihn die Kreiselkraft, die durch die rotierende Masse des Sternmotors erzeugt wurde, nach rechts abgelenkt. Bell lenkte nach links. Die Eagle rollte zur Seite und schwenkte nach links. Er richtete sie aus, trieb zu weit nach rechts, kompensierte abermals, kompensierte weiter und schaffte es nach und nach, einem geraden Kurs zu folgen.
    Es war wie Segeln, sagte ihm eine blitzartige Eingebung, die alles ein wenig einfacher werden ließ. Obgleich er dem Zug des Motors ständig entgegenwirken musste, flog die Eagle dorthin, wohin er wollte, solange er wusste, woher der Wind kam. Der Wind – die Luft – stand ihm zur freien Verfügung, wenn er sich dabei ständig darüber im Klaren war, dass angesichts der Tatsache, dass ihn der Propeller weiter durch die Luft zog, der größte Teil des Windes, der ihm ins Gesicht wehte, von ihm selbst erzeugt wurde.
    Er zog das Rad zurück, um in den Steigflug zu gehen. Auch in diesem Fall wurde das gleiche Prinzip wirksam. Er stieg etappenweise, kletterte wie auf einer Treppe in den Himmel, richtete die Maschine vertikal aus, sobald sie zu langsam wurde, und stellte sie auf, wenn sein Tempo zunahm. Geschwindigkeit machte die Luft stärker, hatte Josephine ihm erklärt.
    Belmont Park wurde unter ihm immer kleiner, als blicke er durch das falsche Ende eines Fernrohrs. Farmen und Dörfer breiteten sich unter ihm aus. Zu seiner Linken gewahrte er das dunkle Blau des Atlantischen Ozeans. Rauchwolken und unzählige Eisenbahn- und Straßenbahnschienen wiesen nach New York City.
    Ein rationaler Gedanke rumpelte durch seinen Geist und überraschte ihn. Er löste eine Hand vom Rad, um an seiner Uhrkette zu ziehen. Er holte die goldene Uhr aus der Tasche und klappte mit dem Daumen geschickt den Deckel auf. Ihm war in den Sinn gekommen, dass ihm das Ganze derart viel Vergnügen bereitete, dass es wohl besser wäre, nach der Uhrzeit zu schauen. Andy Moser hatte genug Benzin und Rizinusöl in die Tanks eingefüllt, um den Motor für eine Stunde in Gang zu halten. Ganz allein und mit der Grenzenlosigkeit des Himmels über sich brach Isaac Bell in schallendes Gelächter aus. Er hatte das untrügliche Gefühl, dass sich sein Leben von Grund auf

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