Todesriff
sich hinter der A rtikelnummer 85d oder dem witzigen Firmennamen verbarg - vielleicht ging es um Reizwäsche oder spezielles Sexspielzeug ...
„ Shane!” Tamara kam herein und sah auf ihn und auf den Computer . „ Du hast den Computer angeschaltet?” , fragte sie entsetzt.
„ Ja , und? ”
„ Aber wenn du dadurch Spuren verwischt hast!”
„I ch habe keine Spuren verwischt.” Er wusste, dass er den Computer nicht hätte einschalten dürfen, aber manchmal drängte einfach die Zeit. Er versuchte, ein paar Webadressen mit dem Namen FunAndNoFun einzugeben, und hatte bereits nach zwei Versuchen Glück. Die Seite eines Versandhauses in Sydney baute sich auf, das alle nur erdenklichen Utensilien anbot, die man für die Jagd benötigte. Nach zwei Klicks allerdings gelangte er zu einer weiteren Seite, auf der mehr angeboten wurde als Schrotflinten und Safari-Jacken. Kugelsichere Westen, Abhöranlagen ... und Sprengstoff. Hinter der Artikelnummer 85d verbarg
en
sich kein
e Dessous
, sondern Zubehör teile für einen Bombenzünder. Nick hatte zwei bestellt.
Tamara, die Shane über die Schulter gesehen hatte,
sag
te: “Mein Gott, dann war er es, der die Yachten gesprengt hat und letzte Woche in Brisbane war! Da ist doch in Surfer’s die Yacht
von Jonathan
Bailor in die Luft geflogen!”
Als Shane eine der Schreibtischschubladen wieder zuschieben wollte, klemmte sie. Er bückte sich und sah, dass etwas unter die obere Schublade geklebt war. Es war ein Heft mit einem zerschlissenen schwarzen Pappeinband. Er schlug es auf, konnte jedoch nicht lesen, was dort geschrieben stand.
„ Das ist Deutsch”,
stellt
e Tamara
fest
und gab es ihm zurück.
„Sag bloß, das sprichst du nich t !“, sagte er und Tamara schnitt eine Grim asse .
Shane ging ins Wohnzimmer zurück, wo Mary Fisher zusammengesunken neben den Taschentüchern auf dem Sofa saß. Als er hereinkam, blickte sie mit leerem Blick auf.
„ Was ist das?” Er warf das Heft auf den Couchtisch.
Ohne es in die Hand zu nehmen,
sagte
sie
tonlos
: „ Sie haben es also gefunden.”
Shane setzte sich auf den Sessel ihr gegenüber und sah sie auffordernd an. Schließlich schnaufte sie und schüttelte den Kopf.
“Ich wollte es noch verstecken, aber dann ...” Sie schnüffelte. „ Manchmal muss man der Wahrheit ihren Lauf lassen, nicht wahr?” Sie schnäuzte sic h in ein frisches Taschentuch. „ Im Laufe der Zeit habe ich Nick näher kennen gelernt, und immer, wenn ich ihn auf seine Vergangenheit angesprochen habe, wurde er wütend, oder er schwieg. Zuerst habe ich gedacht, eine andere Frau oder eine unglückliche Liebe seien daran schuld, doch dann habe ich mit meiner Schwester darüber geredet, und sie hat mir erzählt, dass Andrew auch so reagiere, ja sogar weitaus aggressiver. Eines Tages, als Nick unterwegs war, habe ich in seinen Sachen herumgewühlt. So etwas mache ich sonst nicht, das müssen Sie mir glauben, aber er hat sich ja so sehr vor mir verschlossen! Da habe ich das da entdeckt.” Mary machte eine Kopfbewegung zu dem Tagebuch. Sie hielt noch immer die Hände gefaltet. „ Ich habe nicht gewagt, es im Ganzen jemandem zum Übersetzen zu geben.”
“Heißt das, Sie wissen nicht, was in diesem Heft steht?”
„ Ich habe den Text seitenweise verschiedenen Leuten gegeben, die Deutsch sprechen. Ich habe behauptet, die Seiten in der Lodge in alten Möbeln gefunden zu haben.” Sie musste sich erneut die Nase putzen. Schließlich atmete sie tief durch und starrte einen Moment aus dem Fenster in das grüne Dickicht, in dem sich das Orange der untergehenden Sonne verfing. Sie hob die Schultern und l ieß sie langsam wieder sinken. „Wissen Sie: Nick hatte doch dieses Faible für Waffen. Waffen aller Art, Gewehre, Pistolen, Revolver, Schwerter, Messer - auch die vergifteten Pfeile und Bumerangs der Aborigines begeisterten ihn. Wenn auch nur irgendwo eine Waffe herumstand oder von einer die Rede war, interessierte ihn nichts anderes mehr.” Sie seufzte . „ Ich habe sehr schnell begriffen, dass Gewalt ihn faszinierte. Und da ahnte ich, dass dieses – sein - Tagebuch der Schlüssel zu dieser Faszination sein könnte.”
„ Und?”
Ihre Lippen begannen zu zittern
und sie nickte langsam.
„ Wo ist die Übersetzung?”, fragte Shane.
„ Auf dem Regal in dem Kochbuch Italienische Pastaküche .” Sie schluckte.
Tamara kehrte wenig später mit einem fingerdicken Stapel Papier zurück.
„ Ich wollte mich von ihm trennen. Doch Nick hatte
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