Todesriff
wollen. Mary akzeptierte das damals, obwohl sie seine Beweggründe nicht kannte. Nick
gefiel
ihr, weil er so anders war als die Männer, die sie bisher kennen gelernt
hatte.
Nick schien zu wissen, was er wollte - und vor allem hatte er keine Angst. Vor nichts und niemandem. Er war ein Mann, an den sie sich anlehnen konnte, der mit ihr die Abenteuer, auf die sie aus war, erleben würde.
„ Kennen Sie einen Nigel Hurst?”, unterbrach Shane sie.
Sie schüttelte den Kopf.
„ Ich möchte mich gern umsehen”, erklärte Shane, worauf sie müde nickte.
Im Schlafzimmer thronte ein Kingsize-Bett in der Mitte. Über dem Bett hing ein ausgestopfter Raubvogel. Shane zog die Schubladen der Kommode auf, fand Wäsche. Im Schrank entdeckte er zunächst nichts Ungewöhnliches: Nicks Kleider hingen auf der einen, Marys auf der anderen Seite. Doch als er die dritte Tür des dreiflügeligen Schrankes öffnete, st
u
t
zte
er. Sauber aufgereiht standen dort acht Gewehre nebeneinander, darüber hingen sechs Handfeuerwaffen . Als Shane die Schubladen am Boden des Schrankes aufzog, fand er sie angefüllt mit Schachteln voller Patronen und Magazine.
Er
schloss den Schrank wieder und ging zurück ins Wohnzimmer.
Mary sagte gerade zu Tamara: „ Wir mussten alles renovieren und zum größten Teil neu bauen. Ich
hol
e uns einen Tee.” Sie stand auf, und Shane fiel auf, wie klein und mollig sie war.
Wenig später trug Mary ein Tablett mit Teekanne und Tassen herein. Shane beobachtete, wie sie mit
unsicheren Bewegungen
die Tassen füllte.
„ Was hat Ihr Mann mit all den Waffen gemacht?”
„ Oh ...” Mary
biss sich auf die Unterlippe
. „ Ich habe ihm immer wieder gesagt: ‚Schaff diese Dinger weg, das ist illegal. Irgendwann kriegen sie dich. Ich habe gehört, dass
angeblich viele
Deutsche und Österreicher Waffennarren sein sollen. Nick hat damit Tiere gejagt, Kängurus, auch mal ein paar Vögel, Kaninchen ... Zweimal im Jahr ist er auf Wildschweinjagd gegangen, davon war er nicht abzubringen. Aber ... Sie können das doch jetzt nicht mir anhängen, das mit den Waffen, oder?”
Sie zog die Schublade des Wohnzimmerschrankes auf und holte einen Orden heraus .
„ Sehen Sie, hier! Das ist eine Auszeichnung der Österreichischen Armee, für die Rettung eines Kameraden.” Sie erklärte, dass ihr Mann in Österreich Soldat gewesen sei, bis er sich nichts mehr mit Krieg und Töten zu tun haben – und ein neues Leben anfangen wollte.
„ Wo hat sich Ihr Mann vergangene Woche aufgehalten?”, fragte Shane.
Sie sah ihn erstaunt an. „ Wieso?”
„ Mrs. Fisher, bitte beantworten Sie
nur
meine Frage.”
Einen Moment zögerte sie, dann meinte sie: „ Er war in der letzten Zeit so viel unterwegs. Zuerst eine ganze Woche in Port Douglas, und vergangene Woche sagte er, er müsse nach Brissi, wegen irgendwelcher bürokratischer Angelegenheiten.”
„ Wissen Sie, mit wem er sich in Brisbane getroffen hat?”
Sie schüttelte den Kopf. „ Nein, ich kümmere mich um alles, was diese Lodge angeht, und das ist weiß Gott genug! Trinken Sie Ihren Tee, kalt schmeckt er nur noch halb so gut!” Sie schien dankbar zu sein, sich
damit
beschäftigen zu können, zumindest weinte sie jetzt nicht mehr.
„ Hatte Ihr Mann ein Arbeitszimmer, ein Büro?”, wollte Shane wissen.
„ Ja, das Zimmer da hinten.” Mary Fisher
zeigte
mit in den Flur , von dem drei Türen abgingen. „ Die letzte Tür.”
Das Büro bestand aus einem winzigen Zimmer, das von dem wenigen Mobiliar - Schreibtisch, Computer, Stuhl und Bücherregal – fast gänzlich ausgefüllt wurde. Auf d em Schreibtisch lag ein Stapel Postkarten, alle mit dem selben Motiv von Regenwald und Wasserfall. Auf der Rückseite stand die Adresse des Resorts.
Shane schaltete den Computer an. Shane wunderte sich, dass er offenbar sein Passwort eingespeichert hatte, sodass sich das Modem automatisch einwählte. Entweder vertraute Nick so sehr darauf, dass niemand seinen Computer durchforstete, oder aber er hatte absolut keine Ahnung von solchen Dingen.
Shane rief das Adressbuch seines Mailprogramms auf. Auf den ersten Blick stach ihm kein Name ins Auge. Das würde man später noch genauer untersuchen müssen. Er
untersuchte
Nicks Organizer, in dem die empfangenen und gesendeten Mails gespeichert waren. Dort stieß er auf eine Mail an eine Firma namens FunAndNoFun. Nick bat darin um Informationen zu einem Artikel mit der Nummer 85d aus dem Firmensortiment. Shane wusste nicht, was
Weitere Kostenlose Bücher