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Todesriff

Todesriff

Titel: Todesriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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ihm doch das ganze Resort gehörte?”, fragte Tamara.
    Flimms, der
am Fenster stand
, antwortete: “Seine Frau Mary behauptete, ein Mann ha be unter dem Namen Heinz Krause eine Cabin vor zwei Tagen vorbestellt. Er sei gestern angekommen und habe im Voraus für zwei Übernachtungen bezahlt. Seinen Pass, sagte er, habe er im Hotel in Cairns liegen lassen.”
    „ Wer bewohnt die Cabin nebenan?”, wandte sich Shane an Flimms. „Vielleicht hat jemand was gehört?“
    Flimms
wies mit dem Kopf zur Tür. „ Die beiden warten schon.”
    Shane nickte und schritt auf dem polierten Parkett hinaus.
    Draußen, im Schatten der riesenhaften Urwaldbäume mit ihren fächerartigen Blättern, stand ein Ehepaar, sie Anfang sechzig, er Anfang achtzig. Sie hatten gestern eine
Wanderung
am Bachlauf entlang zu einem Wasserfall unternommen und waren um vier Uhr nachmittags zurückgekehrt. Sie hatten sich in ihrer Cabin einen Kaffee gemacht , hatten sich geduscht und waren um sechs Uhr zum Restaurant der Anlage gegangen. Zwei Stunden später kehrten sie wieder zurück, legten sich ins Bett und lasen noch ein wenig.
    „ Mein Mann hört schlecht”, erklärte sie, „ und ich war von unserer Tour so erschöpft.” Sie schüttelte
ungläubig
den Kop
f
.
„Das ist alles so schockierend.

Ihr Mann nickte unterdessen unentwegt und drückte ihre Hand. Sie erinnerten Shane an ein Geschwisterpaar
,
die gleichen spitzen Nasen und schmalen Lippen.
    „ Einen Knall habe i ch gehört”, erzählte der Mann, „ es muss die Tür gewesen .. .”
    „ Aber es kann auch genauso gut was anderes gewesen sein ... vom Haus gegenüber”, fiel seine Frau ihm ins Wort.
    „ Nein, nein, es war eine Tür”, beharrte er
.
Shane bemerkte,
dass er seiner Frau einen gereizten Blick zuwarf.
    „ Henry, du kannst das doch gar nicht wissen!”, widersprach sie und
lächelte
nervös. „ Wissen S ie”, wandte sie sich an Shane, „ bei uns ist
nämlich
vor zwei Jahren eingebrochen worden, während wir im Schlafzimmer im Bett lagen. Im
Wohnzimmer wurden
Fernseher, Stereoanlage und Videorekorder
gestohlen
, und wir haben
nebenan
einfach geschlafen!” Sie löste jetzt i hre Hand aus der ihres Mannes. „ Also, ich sage Ihnen, wir haben hier nichts gehört.”
    „ Ich verstehe”
,
Shane
wollte sich gerade abwenden, als dem Mann noch
etwas
einfiel:
    „ Ich habe Deutsch sprechen gehört. Sie haben Deutsch gesprochen.”
    „ Henry ...”
    Shane drehte sich zu ihm um. „ Deutsch? Sind Sie sicher?”
    „ Ich war in der Zweiten Britischen Armee dabei, als wir uns mit den Amerikanern am sechzehnten Januar anno neunzehnhundertfünfundvierzig in Houffalize vereinigt haben. Dann war ich fünf Monate in Lübeck ... anschließend ...”
    „ Henry!”, ermahnte seine Frau ihn und lächelte Shane entschuldigend an.
    „ Ja, ja, ich weiß schon, die Jungen interessiert das nicht mehr.” Er begann vor
Aufregung
zu zittern, und se ine Augen glitzerten lebendig. „ Aber wir ... wir, unsere Generation, wir mussten als junge Männer die Schuld des Tötens auf uns nehmen. Und w ir müssen damit leben, unser ganzes Leben lang , und niemals werden wir vergessen, was wir damals ...” Seine Frau zog ihn weg.
    Shane sah ihnen nach, bis Tamara
zu ihm kam
. „ Shane, wir sollten zu Mary Fisher gehen.”

86
    Die Kollegen von der Spurensicherung waren gerade dabei, die Reifen- und Schuhabdrücke vor dem Haus zu untersuchen. An vielen Stellen war der Boden von modernden Blättern und geschredderter Rinde bedeckt. Nicht der ideale Untergrund, um Reifenabdrücke sicherzustellen. Hinter dem rot-weißen Absperrungsband an der Einfahrt zur Lodge warteten einige S chaulustige und Journalisten.
    Mary Fisher hatte gerötete Augen, und ihr volles Gesicht war vom Weinen
aufgequollen. Ihre rötlich blonden Haare waren kurz geschnitten. Shane konnte kaum eine Ähnlichkeit zwischen ihr und ihrer Schwester Kathy erkennen. Neben Mary auf dem Rattan-Sofa
lagen
unzählige zusammengeknüllte Papiertaschentücher. Das, was sie gerade in Händ en hielt, war schon zerrissen. „ So zu sterben hat keiner verdient!”,
sagte sie schlu
c
hzend.
„Es ist so furchtbar.“
    Tamara setzte sich neben Mary und begann, sie in mitfühlendem Ton zu befragen. Shane überließ es ihr gern und hörte zu.
    Sie hatten sich bei einer Barbecueparty ihrer Schwester Kathy in Brisbane kennen gelernt. Kathy war mit Andrew zusammen gewesen, der eigentlich Goran hieß, aber nicht mehr so hatte genannt werden

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