Todesriff

längsten Tisch an der Mauer mit dem wilden Wein eingenommen.
    “
He,
Shane, hier!”, rief Al Marlowe und winkte energisch. Sein grobes Gesicht erschien Shane an diesem Abend noch schiefer als gewöhnlich. Das war seine Familie, oder nicht?
    „ Shane, alter Junge, setz dich!” Mike Flinders, das Geburtstagskind, ein kräftiger Mittvierziger mit kurzen Haaren und kräftigen Händen, klopfte auf den freien Stuhl zwischen sich und einer Frau, die er nicht kannte. Flinders Frau?, dachte er noch als Flinders sagte:
    „ Detective Tamara Thompson
“
.
    Shane nickte bloß und merkte, wie sein Gehirn eine attraktive Frau um die dreißig, mit sportlicher Frisur, kastanienbraunen kurzen Haaren und verdammt verwirrenden grünblauen Augen registrierte. Zu allem Überfluss hatte sein Gehirn auch gleich noch ihren Anblick im kurzen Rock und in knallengen Jeans parat. Stopp, sagte er sich dann.
    „
Sie ist für einen Monat hier und guckt sich bei uns ein paar Tricks ab!” Al lachte, und die anderen stimmten mit ein und hoben die Biergläser. War das tatsächlich die Verstärkung aus Maryborough? Sie lächelte Shane an, und er ließ sich auf den Platz neben sie sinken. Sie roch auch noch gut, stellte er fest.
    „ Habt Ihr
für mich mit
bestellt?”, fragte er rasch und sah mit einem Blick , dass sie Mineralwasser trank, nur Salat aß und keinen
R
ing trug.
    „Klar , wir haben für dich ein T-Bone ausgesucht – richtig?”
    Warum musste sein
neuer
Partner ausgerechnet eine Frau sein? Er war froh, als endlich die Stimme aus dem Lautsprecher rief, dass die Bestellung von Mr. Flinders fertig sei. Auf dem Weg zur Theke drehte Al sich zu ihm um und raunte ihm zu:
    „ Sie hat ausgezeichnete Bewertungen - und ist ziemlich ehrgeizig.
Und Shane, lass deine Finger von ihr.
Ich will keine Probleme im Team!”
    „ Al – auf genau diese Art von Problemen bin ich auch nicht scharf”,
antwortete
Shane
und nahm sein Steak
in Empfang
.
Er
vermied
jeglichen Körperkontakt mit Tamara Thompson. Doch da fiel ihr die Serviette
hinunter und er
bückte
sich rasch
, um sie aufzuheben
.
Sie trug tatsächlich einen kurzen Rock.
Er warf einen
schnellen
Blick auf ihre gebräunten Beine
und tauchte mit gerötetem Gesicht wieder auf. Sie lächelte flüchtig und wandte sich wieder dem Gespräch mit Al zu.
    Um halb eins endlich verließen Shane, Al und Mike als Letzte das Lokal. Die anderen vier – und auch Tamara Thompson hatten sich schon zwei Stunden früher verabschiedet.
    „ Und jetzt?”, fragte Mike Flinders, „ ist immerhin mein Geburtstag!”
    Sie standen einen Moment herum als Al zu einem Auto auf dem fast leeren Parkplatz sah.
    „Wartet mal Jungs, mein Bauchgefühl ...“
    Obwohl Al unzählige Biere intus hatte , lief er noch immer ziemlich aufrecht.
    „ Ein echter Cop hat nie Feierabend !”,
lachte
Mike,
während Al sich dem parkenden Auto näherte.

21
    Bunte Schmetterlinge treibt der Wind von einem blauen Himmel herab. Sie lassen sich auf Gras und Erde und auf Wegen und Straßen nieder. Kinder bücken sich, greifen nach ihnen, weil sie aussehen wie Spielzeug. Doch wenn sie sie aufheben, reißen die Schmetterlinge ihnen Arme und Beine ab. Manchmal verstecken sich die Schmetterlinge auch unter den toten Körpern, weil sie wissen, dass man die Toten aufhebt, um sie zu begraben. Sie können überall sein, die Schmetterlinge.
    Dem alten Mann haben sie, nur weil er anders sprach und betete,
beide
Hände
zuerst
abgehackt und ihn dann erschlagen. Den Vater haben sie erschossen. Die Mutter vergewaltigt. Und das achtjährige Mädchen haben sie ausgelacht, als es dabei weinte. Deshalb schenkt man dem
kleinen Kind
schon ein Gewehr, mit dem es, sobald es ein bisschen größer ist, selbst töten kann.
    Als er aufschreckte, war es stockfinster um ihn herum. Er saß am Steuer seines Wagens – mitten auf einem leeren Parkplatz. Er zitterte, sein Herz
pochte
. Eiskalt fühlte sich seine Stirn an, als er mit dem Handrücken darüber fuhr.
    Vor ihm leuchtete ein Schild mit der Au fschrift Breakfast Creek Hotel . Jemand klopfte an die Scheibe. Er warf den Kopf herum und starrte in ein grobes, schiefes Gesicht. Eine Hand bedeutete ihm, das Fenster herunterzukurbeln. Jetzt nicht auffallen, hämmerte es in seinem Hirn. Rasch drehte er den Schlüssel im Schloss, sodass die Zündung ansprang und er den elektrischen Fensterheber betätigen konnte. Er bemühte sich, seine Angst nicht zu zeigen. Der Mann sah ungesc hlacht aus und roch