Todesriff

Gesicht und ließ die Narben noch tiefer erscheinen.
    „ Wieso haben Sie das nicht der Po lizei gemeldet als sie erfahren haben, dass er tot ist und sind einfach verreist?”
    „ Ist es verboten, mal Urlaub zu nehmen? Hat mich ja keiner
danach
gefragt.”
    Der Mann hatte sehnige Unterarme, auf denen sich tätowierte Seeschlangen und Seeungeheuer wanden. Wahrscheinlich war sein Gesicht nur so faltig, weil er mal etliche Pfunde mehr gewogen hatte. Jetzt wirkte er eher ausgemergelt.
    „ Also, wer hat nach ihm gefragt?”
    „ Keine Ahnung.” John Palmer schlug einen gelangweilten Ton an. Shane fragte sich,
ob
Palmer ihn provozieren wollte.
    „ Okay”, meinte Shane , „i ch hab keine Lust auf dein Spiel, Palmer. Ich will jetzt ganz konkrete Antworten , klar? ”
Er
sah sich um und fügte
hinzu: „ Ich
nehme mal an
, die feinen Herrschaften hier vertrauen ihre sündhaft teuren Yachten nur ungern einem an, der wegen Autodiebstahls im Knast gesessen hat.”
    Palmer sah ihn feindselig an.
    „ Also noch mal, Palmer: Wer hat nach Auer gefragt? Name, Adresse – und woher kennst du Markus Auer überhaupt?”
    Palmer hatte endlich die Schleifmaschine abgelegt und wischte sich über die Stirn. „J etzt mal langsam! Der Typ hat behauptet, ein Freund von Markus zu sein . Warum hätte ich ihm also nicht erzählen sollen, wo er wohnt?” John Palmer baute sich breitbeinig vor Shane auf.
    „
Und weiter? Komm schon, lass
dir nicht jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen – wie sah der Typ aus?”
    Palmer
stöhnte und sah dann auf seine Uhr. “Hören Sie, ich muss in zwei Stunden damit fertig ...”
    „ Wie sah der Typ aus, der nach
Auer
fragte? Was für ein Auto fuhr er?”
    Palmer
schnaubte
. „Er war v
ielleicht ein b
isschen größer als Sie, b raune Haare, Bart, h at mit ziemlichem Akzent gesprochen.”
    „ Mit was für einem Akzent?”
    „ W
oher
soll ich das wissen? “
    Shane war dicht vor ihn getreten und blaffte ihm direkt ins Gesicht, so dass Palmer zurückzuckte. „ Streng dich gefälligst an!”
    “Jesus! Vielleicht deutsch oder österreichisch, möglicherweise auch holländisch oder schweizerisch oder polnisch. Keine Ahnung! Und das Auto hab ich nicht gesehen. Ich war ja hier drin. Ich seh ja auch nicht, was Sie für ´ne Kiste fahren.”
    „ Woher kanntest du Markus Auer?”, fragte Shane.
    John Palmer stöhnte. „ Ihr wisst doch sowieso über mich Bescheid! Ein Kumpel von mir kannte ihn und so weiter. Wie das
eben
so
läuf
t.”
    „ Was für ein Kumpel?”
    John Palmer zögerte.
    Shane wartete.
    „ Ron Schuster.”
    Den Namen hatte Shane am Morgen in den Akten gelesen. Es war Markus Auers Cousin, der mit der Werkstatt.
    „ Hat Markus Auer bei euch mitgemacht?”
    „ Bullshit! Wir sind sauber, Mann! Ron Schuster hat mich letztes Jahr angerufen und einen Verwandten,
dies
en Markus, angekündigt. Dann hat der
Typ
einfach vor meiner Tür gestanden.”
    „ Und wieso saß er in deinem Auto, als er umgebracht wurde?”
    „ Verdammt, d er war doch illegal hier, sein Visum war längst abgelaufen. Er konnte doch nicht einfach ein Auto auf seinen Namen anmelden!
Das Auto hat er mir abgekauft.”
    „ Wo hatte er das Geld her?”
    „ Das hab ich ihn nicht gefragt. Geht mich ja auch nichts an.”
    Obwohl er von dieser Aussage nicht ganz überzeugt war, ga b Shane sich
vorerst
damit zufrieden und wandte sich zum Gehen. „ Was hast du noch mit Ron Schuster zu tun?”
    Auf John Palmers narbigem Gesicht erschien ein Grinsen. „ Wir gehen ab und zu mal einen trinken.”
    Shane packte ihn an seinem Kragen und zog ihn nah zu sich, so schnell, dass Palmer nur noch verdutzt war. „ Wo ist Ron?” , wiederholte Shane.
    Palmer schluckte. „Ist er denn nicht ... in seiner Werkstatt?”
    „ Bisher nicht.”
    „ Vielleicht hat er Urlaub.”
    „I ch schicke jemanden wegen des Phantombildes vorbei.” Mit diesen Worten
ließ Sahne ihn los
.
    Er konnte nur hoffen, dass Palmer ein besseres fotografisches Gedächtnis hatte als Mr. Green, der Portier.

28
    Annabel hatte vorgeschlagen, die Koralleninsel Jeff’s Point anzusteuern. Steve stand
dicht
hinter ihr
.
Noch immer schien die Sonne von einem strahlend blauen Himmel. Das Meer war dunkelblau und duftete nach Salz und Algen. Möwen und Delfine begleiteten sie. Den Zwischenfall Unterwasser
hatte sie verdrängt
.
    „ Die Chinesen kannten die Nord- und Ostküste und das Riff-Gebiet schon vor rund zw eitausend Jahren.” Sie lachte. „ Und weißt