Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesritual: Thriller (German Edition)

Todesritual: Thriller (German Edition)

Titel: Todesritual: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
Vom Netzwerk:
England können Homosexuelle heiraten. Ist legal. País civilizado.«
    »Seit wann gehst du auf den Strich?«
    »Lange, lange Zeit. Schon als ich in Hotel gearbeitet habe, habe ich gevögelt mit die Gäste. Viele touristas homosexuales kommen nach Kuba. Die bezahlen nicht in Geld, sie kaufen mir Geschenke, weißt du. Aber als Pilar weg war, die Regierung sagt, keine Arbeit mehr für mich, keine Wohnung. Die sagen, ich wusste, dass sie abhauen wollte. Ich habe geholfen. Natürlich habe ich gewusst, aber ich habe nicht ›geholfen‹. Unsinn. Also was soll ich machen? Ich mache Sex zum Beruf. Ich haben keine Wahl. Ich …«
    Er wurde unterbrochen, als die Wohnungstür aufflog, zwei statuenschöne schwarze Frauen hereinkamen und ihre angeregte Unterhaltung noch ein paar Takte fortsetzten, bevor sie Max bemerkten, der an ihrem Tisch saß. Ihr Geplapper verstummte mit dem Geräusch eines verhedderten Tonbands. Verwirrt kräuselten sie die Stirn, ihre Körper versteiften sich. Dann sahen sie Benny, und ihre Anspannung löste sich sofort, beide schwebten mit strahlendem Lächeln auf ihn zu und breiteten die Arme aus, als hätten sie ihn seit Jahren nicht gesehen. Als sie seine Wange sahen, blieben sie gleichzeitig stehen und stießen einen Schrei aus. Erst in diesem Moment fiel Max etwas auf, das er nicht sofort verarbeitet hatte: Die beiden waren eineiige Zwillinge. Ihre Gesichter waren genau gleich, eins das Abbild des anderen – schmale, intelligente Züge, stechende dunkle Augen, ein breiter Schmollmund, in der Mitte leicht geöffnet, dahinter die schimmernden Schneidezähne. Sie trugen die gleiche kurze Afrofrisur, die gleichen weiten grauen Trainingshosen mit rosa Streifen auf der Naht, weiße T-Shirts von Ellesse und das gleiche schmale Goldarmband am linken Handgelenk. Sie rochen nach Kakaobutter und Parfüm und hatten Spuren von Goldglitter im Gesicht und auf den Armen.
    Benny stellte sie als Luana und Jia vor. Max fragte sich, wie er sie auseinanderhalten konnte.
    Aufgeregt plappernd hühnerten sie um Benny herum. Max verstand nicht ein einziges Wort, was nicht weiter schlimm war, weil sie ihn ohnehin nicht beachteten, ihn nicht einmal eines Blickes würdigten, als Benny vorspielte, wie Max ihm das Leben gerettet hatte – er sprang auf und boxte mit einem lauten ›pow!‹ in die Luft –, um sich anschließend mit verzerrter Miene die genähte Wange zu halten, weil die Darstellung seine Wunde strapaziert hatte.
    Max wurde müde. Die Augenlider fielen ihm zu, und er nickte mehrmals für Sekunden ein.
    Irgendwann verschränkte er die Finger auf dem Tisch und legte die Stirn darauf. Er versuchte sich vorzustellen, was er in wenigen Stunden tun würde, wenn er wieder in seinem Hotel war: Duschen, Rasieren und ein Auto mieten. Er träumte von einem bequemen Bett in einem klimatisierten Zimmer. Er dachte an Sandra. Er dachte an ihre gemeinsame Wohnung, an die Gespräche mit ihr in der Küche. Er träumte von einem Parallelleben, in dem er keine Menschen getötet hatte.
    Und dann, schnell und leise, stahl der Schlaf ihn aus dieser Welt.
    Max wurde wachgerüttelt.
    Unsanft.
    Blass und mit verquollenen Augen stand Benny neben ihm, Schweiß auf der Oberlippe. Er trug Jeans und T-Shirt. Der Fernseher lief, sehr laut.
    Max setzte sich auf und rieb sich blinzelnd die Augen. Es war Morgen, helles Sonnenlicht strömte durch die Fenster. Die Zwillinge waren weg. Er sah auf die Uhr. Es war nach elf. Wie lange hatte er geschlafen?
    »Sieh, sieh da«, sagte Benny und zeigte auf den Fernseher.
    Kubanische Nachrichten. Leiser Schnee im Bild, der Ton verzerrt. Eine Straße, zwei parkende Polizei-Ladas, ein Krankenwagen, Polizisten, die eine Menschenmenge zurückhielten. Im Vordergrund ein brabbelnder Reporter. Max verstand kein Wort, aber er hörte die Aufregung in der Stimme.
    Die Kamera machte einen Schwenk, um die Umgebung einzufangen: abgesperrte Gebäude, Palmen, Müll am Straßenrand, im Hintergrund der Ozean, Autos auf dem Malecón. Dann blieb das Bild bei einem Gebäude stehen.
    Max erkannte es nicht auf Anhieb, weil es bei Tag so schäbig und gewöhnlich aussah, und so anders auf dem Bildschirm. Doch dann bemerkte er die Weihnachtsbäume rechts und links vom Eingang.
    Es war La Urraca .
    Der Reporter interviewte den Barmann, der im Fernsehen noch röter und griesgrämiger und älter und verquollener aussah, als hätte sich ein böser Geist aus Versehen einer vergammelten Tomate bemächtigt.
    »Der Mann, der mich

Weitere Kostenlose Bücher