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Todesritual: Thriller (German Edition)

Todesritual: Thriller (German Edition)

Titel: Todesritual: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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Kuba ist so stolz auf sein Gesundheitssystem«, sagte Max. »In diesem Krankenhaus stirbt man eher, als dass man geheilt wird.«
    »Wir haben auch schöne Krankenhaus hier. Aber nur zum Vorzeigen. Für Journalisten und Touristen. Das hier ist für Kubaner.«
    Eine Stunde später kam die Ärztin heraus.
    »Haben Sie Chemotherapie bekommen?«, fragte sie Max.
    »Nein.« Er tätschelte sich den rasierten Schädel. »Das ist reine Eitelkeit. Warum?«
    »Zofran ist ein Antiemetikum, das meistens gegen Übelkeit und Erbrechen nach einer Chemotherapie verschrieben wird. Und bei morgendlicher Übelkeit.«
    »Wie kann ich es bekommen?«
    »Hier? Gar nicht. Aber ich kann Ihnen sagen, wie unser Äquivalent heißt.«
    »Es muss Zofran sein.«
    »Dann tut es mir leid.«
    Max senkte die Stimme. »Kriege ich das auf dem Schwarzmarkt?«
    »Auf welchem Schwarzmarkt?« Sie lächelte. »In Kuba gibt es keinen Schwarzmarkt.«
    »Wie dumm von mir«, sagte er. »Danke für Ihre Hilfe.«
    »De nada.« Sie drehte sich um und verschwand im Gebäude.
    Max sah zu Benny.
    »Kommen Sie zurecht?«
    »Nein«, grummelte der Transvestit in seiner normalen Stimme, die tief und rau war. »Mit dem Gesicht?«
    »Passen Sie auf sich auf.« Max ging los.
    »Wohin gehst du?«
    »Zurück ins Hotel.«
    »Wo wohnst du?«
    »Was geht Sie das an?«
    »Das Hotel ist weit, und hier gibt es kein Taxi. Meine Wohnung ist nah. Fünf Minuten. Du kannst bis morgen bleiben.«
    »Nein, danke«, sagte Max.
    »Weißt du, wo du hier bist?«
    »Ich finde schon zurück.«
    »Ist gefährlich hier.«
    Max schaute sich um. Jenseits des Krankenhausgeländes war kein einziges Licht zu sehen. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wo er war. Mitten in der Nacht von hier zum Malecón laufen zu wollen, Reisepass und Geld in der Tasche, war nicht die beste Idee.
    »Du brauchst keine Angst haben«, sagte Ramírez. »Ich bin an dir nicht interessiert. Zu alt. Nicht beleidigt sein.«
    »Bin ich nicht – das kannst du mir glauben.«
    »Ich wohne mit zwei Frauen.«
    »Echten Frauen?«
    »Machst du dich lustig über mich? Die Frauen in meine Wohnung, das sind Tänzerin im Tropicana . Du kennst das Tropicana ?«
    »Nein. Was ist das? Ein Stripclub?«
    Benny sah ihn indigniert an.
    »No, Mister gringo ignorante . Tropicana ist berühmteste Nachtclub in ganz Kuba. Gibt schon sehr lange. Vor Castro.«
    »Also ein anständiger Laden?«
    »Der am meisten anständige Laden von ganz Kuba. Du kennen Meyer Lansky, Sam Giancana – die Gringo-Gangster? Die waren immer im Tropicana .«
    »Klingt nach einem sehr anständigen Etablissement.«
    »Du kommst mit mir?«
    An dieser Stelle hatte Max schon oft gestanden – an einem Scheideweg wie diesem, wo es einen richtigen und einen falschen Weg gibt und keinen Hinweis, welcher welcher ist. Er würde erst wissen, ob er den richtigen oder den falschen genommen hatte, wenn entweder alles gutgegangen oder es zu spät war umzukehren.
    Er traute Benny nicht. Was nichts damit zu tun hatte, dass er Transvestit war, sondern damit, dass er eine Verkleidung trug. Benny war gut darin, zwei Menschen zu sein. Aber hatten nicht Gwenver und Pinel ihm erzählt, dass das so war in Kuba, dass man hier nicht glauben durfte, was man sah? Die Regeln, die er aus Miami kannte, galten hier nicht.
    »Nach dir«, sagte Max.
    36
    Benny Ramírez lebte im ersten Stock eines Hochhauses namens Erich-Mielke-Turm, das Ende der Sechzigerjahre von ostdeutschen Architekten entworfen und gebaut worden war, um ostdeutsche Techniker und Fabrikplaner sowie hochrangige Stasi-Mitarbeiter zu beherbergen, die ihre kubanischen Amtskollegen in den Feinheiten der Überwachung, der Verhörtechnik und der Folter unterrichteten. Sämtliche Hinweisschilder in dem Gebäude waren auf Deutsch verfasst, vom Grundriss bis zu den Notausgängen.
    Die Wohnung selbst war eine Überraschung. Max hatte zweckmäßige Tristesse erwartet, betrat aber Räume, die offensichtlich für irgendein hohes Tier bestimmt gewesen waren. Die ganze Wohnung hatte den Hauch des Privilegierten an sich: Parkettfußboden, hohe Decken, dekorativer Stuck und Kassettentüren.
    Benny zeigte ihm sein Zimmer. Als Erstes fesselte eine lebensgroße Pappfigur von Salma Hayek im Bikini mit Federkrone und weißer Boa constrictor den Blick, der dann tief hineingezogen wurde in ein billiges Boudoir mit glänzend dunkelblauer Raufasertapete und kleinen Nachttischlampen mit roten Musselintüchern über dem Schirm, die in allen vier Ecken standen. Als

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