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Todesritual: Thriller (German Edition)

Todesritual: Thriller (German Edition)

Titel: Todesritual: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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verlassen?«
    »Sehr witzig«, sagte Max. »Nein. Sie ist gestorben.«
    »Du trägst noch den Ehering.«
    »Der erinnert mich an sie.« Er betrachtete seine Hand. Der Ring saß lockerer als sonst. Er konnte ihn problemlos drehen. Er hatte abgenommen.
    »Hast du nicht wieder geheiratet?«
    Max sah Tameka vor sich, ihre dunkle Haut und die erotische Strenge ihrer Züge, die Rosentattoos auf ihrer Brust, am Fußknöchel und auf der Hand. Er war kurz davor gewesen, sie zu fragen – sehr kurz davor. »Nein.«
    »Hast du eine Freundin in Meeyami?«
    »Nein.«
    »Kein Wunder.«
    »Leck mich.«
    Benny kicherte.
    »Und was ist mit dir?« Max gähnte. »Warst du mal verliebt?«
    »Einmal, ja. Große, große Leidenschaft«, sagte Benny. »War ein russischer Mann. Vladimir.«
    »Wann war das?«
    »Lange, lange her. Er war ein großer, schöner Mann. Innen und außen. Freundlich, großzügig. Der Beste!«, sagte Benny. »War eine gute Zeit, als die Russen waren in Kuba. Alle hatten Essen und Kleider und Seife. Alles funktionierte. Aber die Russen, sie sind keine nette Menschen. Sind Snob. Racistas . Sie mischen sich nicht mit Kubanern. Lernen nicht español . Sie hatten eigene Schule für ihre Kinder, sprechen nur Russisch. Haben ihre Restaurant, ihre Club, ihre Fitnessstudio. Alles getrennt. Alles nur für sie. Die Schrift in alle ihre Häuser ist Russisch. Vladimir war nicht wie die. War anders. So klug. Er lieben kubanische Kultur.«
    »Und was ist passiert?«
    »Wir waren zusammen für ein Jahr. Dann – einfach so – ist verschwunden. Ich hatte keine Ahnung, wohin. Er hat nichts gesagt. Ist einfach gegangen«, erzählte Benny mit stockender Stimme. »Am Anfang habe ich nicht verstanden. War ich verwirrt. Dann hat ein Freund mir erzählt, russische Regierung ist wie unsere Regierung. Sie mögen Homosexuelle nicht. Deshalb denke ich, die haben alles erfahren von ihm und mich. Und haben ihn versetzt. Vielleicht haben ihn umgebracht. Ich weiß nicht.«
    »Traurige Geschichte«, sagte Max, dabei fand er sie nicht im Mindesten traurig, weil er sie Benny bestenfalls zur Hälfte abkaufte – wenn überhaupt. Benny war höchstens Mitte dreißig, er war also Teenager gewesen, als die Russen Kuba verließen. Er hatte auch behauptet, verheiratet gewesen zu sein und als Koch gearbeitet zu haben, aber inzwischen hatte Max auch daran seine Zweifel und vermutete, dass er schon immer auf den Strich gegangen war. Vielleicht war auch die Geschichte von dem Lager erlogen. Aber was kümmerte es ihn? Mit etwas Glück war er Benny morgen los. Hinter Las Tunas gabelte sich die Straße, eine Abzweigung führte weiter nach Guantánamo und zum Wetback Express, die andere nach Santiago de Cuba, zur Familie Dascal und – vielleicht – zu Vanetta Brown. Max hatte vor, Benny in Las Tunas in einen Bus zu setzen.
    »Hat mein Herz gebrochen. Aber ist wieder gut. Ist geheilt«, sagte Benny. »Ich glaube, es geben drei Lieben im Leben – die erste Liebe, die Liebe fürs Leben und die letzte Liebe. Vladimir war meine erste Liebe. Deshalb glaube ich, vielleicht in Meeyami finde ich die Liebe für mein Leben.«
    »Es gibt keine Liebe in Miami«, sagte Max. »Nur Menschen, die andere benutzen, und Menschen, die benutzt werden.«
    »Ich glaube dir nicht. Ich glaube, dein Herz ist gebrochen, als deine Frau gestorben. Ich glaube, du siehst die Welt durch deine Tränen. Hast nicht aufgehört, um sie zu weinen.«
    Max dachte darüber nach, wie recht Benny fast hatte. »Du siehst nicht nur gut aus, was, Benny?«
    »Du findest, ich sehe gut aus?«
    »Das sagt man so. Es bedeutet, du bist nicht so bescheuert, wie du aussiehst.«
    Max schlief, aber es war ein leichter, unruhiger Schlaf. Beim kleinsten Geräusch schreckte er auf und griff, noch bevor er die Augen aufschlug, nach der Waffe, die nicht da war.
    42
    Bei Tagesanbruch fuhren sie weiter, Benny am Steuer.
    Er trug ein schlichtes schokoladenbraunes Kleid und eine Perücke mit schwarzen Locken. Und er hatte eine ultradicke Schicht Make-up aufgelegt, um die dichter werdenden Stoppeln auf den Wangen zu überdecken.
    In der ersten Stunde ging es nur bergauf, dann fuhren sie mit Blick auf eine Hochebene zur Linken, auf der sich endlose grüne Felder und Wälder erstreckten. Zur Rechten grenzte die Straße an eine löchrige, zerklüftete Felswand.
    Max beugte sich vor, um das Radio einzuschalten, als er von einem hellen Lichtblitz im Rückspiegel geblendet wurde. Von hinten näherte sich ein Auto, ein bedrohlich

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