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Todesritual: Thriller (German Edition)

Todesritual: Thriller (German Edition)

Titel: Todesritual: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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zu vermissen. Manche Menschen kamen nie über ihre Eltern hinweg. Bei ihm war das nicht so. Sein Vater war praktisch unbemerkt durch sein Leben gezogen und hatte einen Platz freigemacht, den Eldon Burns aufgefüllt hatte. Einen anderen Vater als Eldon Burns hatte er nicht gebraucht.
    »Hast du Kinder?«, fragte Benny.
    »Nein.«
    »Warum nein?«
    »Ist nie dazu gekommen.«
    »Also nach dir ist keiner mehr? Wenn du tot, du extinto – dinosaurio?«
    Max lachte. »Ganz genau.«
    »Ist kein Problem für dich?«
    »Absolut nicht.«
    Max schaute in den Rückspiegel. Der Mercedes war immer noch da, weit hinten, schloss nicht zu ihnen auf.
    »Was ist los?«
    »Da ist ein Auto hinter uns.«
    »Natürlich. Ist Straße, Max. Ist für Autos.«
    »Es folgt uns schon seit über einer Stunde.«
    Benny schaute in den Spiegel.
    »Ist Mercedes. Ist nicht Polizei.«
    »Geheimpolizei vielleicht?«
    »Nicht möglich. Wir haben ein anderes Auto jetzt. Die wissen nicht, dass wir hier sind.«
    Max rief noch einmal bei Rosa Cruz an. Mailbox. Er schob das Telefon wieder in die Hemdtasche.
    Er schaltete das Radio ein. Wieder nur Knistern.
    Weiter voraus wurde die Straße wieder glatter, sie näherten sich einem Stück Asphalt, das durch einen Streifen helles Schilf führte. Die Strecke war zu beiden Seiten von grabsteinartigen Ehrenmalen gesäumt, die je ein Schwarz-Weiß-Foto trugen. Darunter standen in blauer Schrift Namen und Lebensdaten, und ganz unten in Rot der Name eines Landes: Angola, Bolivien, Nicaragua, El Salvador, Panama, Grenada, Jamaika. Denkmäler für die gefallenen Helden der Revolution aus einer Zeit, als Kuba statt Ärzten Guerillas exportierte.
    Plötzlich war von unten lautes Knirschen und Knacken zu hören, als würden sie über Glasscherben fahren, und ein furchtbarer Gestank nach verdorbenem Fisch machte sich breit.
    »Was ist das?« Max zog sich den Hemdsaum vors Gesicht, Benny hielt sich die Nase zu.
    Ein Hinterreifen platzte, der Wagen geriet ins Schleudern. Max stieg in die Bremsen und riss das Lenkrad herum. Schlitternd kam der Wagen zum Stehen.
    »Sieh, da.« Benny zeigte auf die leere Straße. Max sah nichts als Asphalt, der in der Sonne weich geworden war, Blasen warf und an den Rändern auf die flachen Gräben zulief, die die Straße säumten.
    Erst bei genauerem Hinsehen erkannte er, dass der Straßenbelag lebte, dass er sich bewegte. Kleine runde Beulen kamen aus dem einen Graben gekrabbelt, rannten über die Straße und verschwanden im anderen. Das war gar kein Asphalt, der weich geworden oder frisch gegossen war oder sich sonst wie auflöste. Das waren kleine Krebse mit dunkelbrauner Schale und hellroter Spitze an den Scheren, die im Seitwärtsgang über die Straße eilten und deren Oberfläche dabei komplett bedeckten. Weiter vorn sah er Lücken in der sich bewegenden Masse, orangeweiße Spuren, die in der Hitze dampften, wo sich schon vor ihnen ein Fahrzeug seinen Weg gebahnt hatte. Die Krabben wichen diesen Stellen respektvoll aus.
    Max stieg aus dem Wagen, um sich den Schaden anzusehen. Der Reifen hinten links war platt, kleine Krebsteile staken wie ungleiche Spikes aus dem Profil. Hinter ihnen zierte ein doppelter gelber Blitz die Straße, wo der Wagen ins Schleudern geraten war und Dutzende wandernde Krebstiere zu einem zähen Brei verarbeitet hatte, der den Gestank nach Ammoniak noch verstärkte.
    Die Krebse waren überall, ein gemächlich vorrückender Schwarm brauner Schalen, der sich mit energischem Geklapper über die Teerdecke schob. Sie hatten kleine, leuchtende Knopfaugen, und alle schauten sie ihn an und klapperten dazu mit den Scheren. Sie waren unter dem Wagen, kreisten die Reifen ein. Sie waren ganz dicht an seinen Füßen.
    Max machte sich mit einem Fußtritt Platz, um den Reifen wechseln zu können. Im Kofferraum fand er einen Ersatzreifen und eine Werkzeugkiste.
    Die Radschrauben waren festgegammelt, und es war harte Arbeit, sie zu lösen. Die Hitze und der Gestank waren eine Tortur. Ein paar Krebse waren stehen geblieben und sahen mit ihren kleinen feurigen Augen zu, wie er schwitzte und keuchte und stöhnte und fluchte. Je länger er brauchte, umso mehr Krebse hielten an und versammelten sich in einem lockeren Halbkreis um ihn, sodass ihm vielleicht noch ein halber Meter Platz blieb, in den sie sich nicht vorwagten. Jeder einzelne klapperte mit seinen Scheren, bis Max kein anderes Geräusch mehr hörte als millionenfaches trockenes Klicken.
    Als er den Reifen gelöst hatte, wagte

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