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Todesritual: Thriller (German Edition)

Todesritual: Thriller (German Edition)

Titel: Todesritual: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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schließlich am ganzen Körper zitternd einen Satz nach hinten machte und Benny fassungslos ansah.
    »Tu eres … eres … un hombre?«, keuchte er und lief puterrot an.
    »Sí, señor«, sagte Benny mit tieferer Stimme als üblich.
    Max konnte sich das Lächeln kaum verkneifen. Anderen ging es genauso wie ihm: Selbst am helllichten Tage und mit der unansehnlichen Schienenbahnnaht auf der Wange und Stoppeln am Kinn konnte Benny überzeugen. Er war eine umwerfende Frau.
    Die Guayaberas lachten laut auf und riefen dem Sommersprossigen etwas zu, der sich zwanghaft die Hände am Hemd abwischte. Er stimmte in ihr Gelächter ein – mit einem gekünstelten, hohlen Lachen – und setzte ein schleimiges Grinsen auf, aber seine Augen blitzten vor Wut. Gefährliche Kombination: verletzter Stolz und ein nervöser Jungspund mit einer HK MP5 in der Hand, die mit 650 Schuss pro Minute feuern konnte.
    Benny fragte, warum sie angehalten worden waren.
    »No hables, maricón«, brüllte der Sommersprossige und rammte ihm den Gewehrlauf in die Brust. »Cuál es su nombre?«
    Benny nannte ihm seinen richtigen Namen.
    Die Guayaberas quiekten wie kleine Mädchen und warfen ihm Kusshände zu.
    Der Picklige fragte Max nach seinem Namen. Max schaute zu den Guayaberas hinüber, die seinen Blick erwiderten.
    »El tiene quizá un pozo«, rief der Guayabera mit der Goldkette und machte Stoßbewegungen mit der Hüfte. Der Picklige lachte. Max konnte sich denken, was er gesagt hatte.
    »Cuál es su nombre?«, wiederholte der Picklige.
    »Sprechen Sie Englisch?«, fragte Max ihn ruhig.
    »Qué?«
    »Inglés?«
    Der Polizist war verwirrt. »No. Usted es turista?«
    Pickelgesicht war ungefähr so groß wie Max und halb so schwer. Braune Augen und blasse Haut, sein Atem roch nach Kaffee. Er hielt die Waffe auf Max’ Kopf gerichtet, den Finger hatte er am Abzug, die Waffe entsichert. In Amerika legten die Polizisten den Finger auf den Bügel, solange sie nicht feuern wollten. Hier war das offensichtlich anders.
    »Sí«, sagte Max.
    »Pasaporte?« Der Polizist streckte die Hand vor. Dabei senkte er den Gewehrlauf so weit, dass er zum Boden zeigte.
    Das war ein Fehler.
    Max hatte eine einzige Chance.
    Er tat, als wollte er etwas aus der Hemdtasche ziehen, holte aber mitten in der Bewegung aus und versuchte den Arm des Polizisten zu greifen.
    Er kam nicht so weit.
    Genau in dem Moment, als er zupacken wollte, stieß Benny einen Schrei aus.
    Max und der Polizist wirbelten zeitgleich herum, als ein Geier Benny die Perücke vom Kopf riss, seine Klauen hatten sich in den Haaren verfangen. Der große Vogel geriet ins Taumeln und blieb mit der Perücke im Gesicht des Sommersprossigen hängen, woraufhin er einen Bogen über dessen Kopf beschrieb und ihm mit dem Schnabel voran in den Rücken krachte. Er schlug panisch mit den Flügeln und kreischte verzweifelt, während er sich, kopfüberhängend, von der Perücke zu befreien versuchte. Der Polizist stolperte vor und zurück und drehte sich um die eigene Achse, er schrie vor Angst und rief um Hilfe, während er den Vogel mit der Waffe zu verscheuchen versuchte.
    Die Guayaberas brüllten vor Lachen. Der Picklige stand wie angewurzelt mit offenem Mund da und wusste nicht, was er tun sollte. Plötzlich ging mit einem gewaltigen Donnern die HK des Sommersprossigen los. Kugeln hagelten auf den Mercedes, und beide Guayaberas gingen in die Knie. Max machte einen Satz auf Benny zu und warf sich auf ihn, die Kugeln zischten über sie hinweg. Es hörte nicht auf. Glas splitterte, Metall wurde durchlöchert, Patronenhülsen landeten klirrend auf dem Boden. Um sie herum erhoben sich die Vögel aus den Bäumen und Büschen und von den Telegrafenmasten.
    Dann war es vorbei.
    Völlige Stille.
    Max schaute hoch. Dichter, blauer, beißender Qualm hing über der Straße. Keiner stand mehr. Die beiden Uniformierten lagen ganz in der Nähe, ihre Körper waren von Kugeln durchsiebt, ihre Waffen lagen auf dem Boden, aus den Gewehrläufen stieg Rauch auf. Der Sommersprossige lag auf der Seite, den Finger um den Abzug seiner MP5 gekrümmt. Pickelgesicht lag auf dem Rücken, die Eingeweide quollen ihm über den Hosenbund. Er war noch am Leben, wenn auch nicht mehr lange.
    Max versuchte sich zu erklären, was passiert war. Der Sommersprossige hatte die Guayaberas erschossen, als er sich bei dem Versuch, den Geier loszuwerden, um die eigene Achse gedreht hatte, den Finger noch immer am Abzug. So hatte er auch den Pickligen durchsiebt,

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