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Todesritual: Thriller (German Edition)

Todesritual: Thriller (German Edition)

Titel: Todesritual: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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erkennen, fügte er hinzu: Sie sagten, sie kämen aus Kanada.
    Max hätte schockiert sein sollen.
    War er aber nicht.
    Nicht einmal besorgt. Im Moment nicht. Im Vergleich zu dem, was er gerade vor sich sah, kamen ihm seine derzeitigen Schwierigkeiten weit weg vor, eine Bagatelle, die irgendeinen Unbekannten betraf.
    Benny dagegen hatte eine Heidenangst. Er zitterte. Der Geruch nach faulem Fleisch, den er verströmte, war stärker geworden, und aus seiner Wunde drang eine zähe, durchsichtige Flüssigkeit. Er brauchte dringend einen Arzt.
    Max betrachtete die Karten an der Wand. Er sah die Windward-Passage, die auf beiden eingetragen war, aber keine Insel zwischen den beiden Ländern.
    Sein Blick fiel auf Guantánamo, erst die Stadt, dann die Provinz. Kein Hinweis auf den amerikanischen Stützpunkt dort, dabei wusste die ganze Welt, wo der lag.
    Und dann fiel ihm ein, wie die Insel zu finden war.
    Irgendwann später kam Sarah mit zwei Handtüchern herein. Es gebe Seife im Badezimmer, sagte sie, aber sie sei sparsam zu benutzen, weil sie sich dem Ende zuneige und noch zehn Tage für die ganze Familie reichen müsse.
    Sie sah das Durcheinander im Zimmer. Sie fragte, wie es ihm gehe. Als sie den Ausdruck auf seinem Gesicht sah, nickte sie und zog leise die Tür hinter sich zu.
    Kurz vor Morgengrauen war er fertig. Es hatte aufgehört zu regnen, Hähne krähten.
    Er warf noch einen Blick auf seine Notizen und erzählte sich selbst einmal mehr Vanetta Browns traurige, brutale und vor allem herzzerreißende Geschichte.

    49
    Noch am selben Morgen nahmen Max und Sarah bei einer Tasse Kaffee im Wohnzimmer Abschied. Das Haus war leer. Sarahs Mann hatte die Kinder auf dem Weg zur Arbeit in die Schule gebracht. Benny saß mit den CDs, dem Schaubild und Max’ sämtlichen Notizen abfahrbereit im Wagen und wartete.
    Max dankte Sarah für ihre Gastfreundschaft und für das, was er hier in Erfahrung gebracht hatte, auch wenn dieses neue Wissen ihn fertigmachte.
    Er war froh, dass Eldon tot war, dass Vanetta Brown ihre Rache bekommen hatte. Eldon hatte es nicht anders verdient, auch noch in seinem Alter, wo es kaum noch zählte, kaum noch einen Unterschied machte. Aber er hatte noch immer keine Ahnung, warum sie Joe getötet hatte, ihren Freund und Verbündeten, ihren Helfer. Das war eine Frage, die er ihr schon bald von Angesicht zu Angesicht stellen wollte. Max hoffte, dass sie einen guten Grund vorbringen konnte. Alles andere würde nicht reichen.
    Sie fuhren hinunter zur Bucht.
    Es hatte aufgehört zu regnen, aber der Himmel sah unentschlossen und unbeständig aus, einmal verdunkelten sich die Wolken zu einem finsteren Stirnrunzeln, im nächsten Moment brachen sie wieder auf, und hier und dort war blauer Himmel zu sehen. Das Sonnenlicht war schwach und körnig und konnte die abgekühlte Luft noch nicht wieder aufwärmen.
    Die Schönheit Santiago de Cubas war hinweggespült worden. Die Stadt stand unter Wasser. Es troff von allen Zweigen und Blättern, an den Telegrafenmasten hingen Wassertropfen wie leere Kokons, an den Hausecken plätscherte es von den Dächern, an Fenstern und Türen kondensierte die Feuchtigkeit wie Schweiß und Tränen, Ziegelwände waren komplett durchnässt. Das Museo Emilio Bacardi – auf jeder Postkarte und in jedem Faltblatt zu sehen, ein kreideweißer Prachtbau im römischen Stil mit geriffelten Säulen und lateinischen Lettern über dem Eingang – stand in der Farbe kalter Zigarettenasche bescheiden und unauffällig da. Der riesige Engel über dem Portal der Catedral de la Asunción, der über das Gesims nach unten spähte, als wolle er die Kirchenbesucher zählen, sah aus, als wäre er kurz davor, auf den Vorplatz zu stürzen. Flaggen hingen triefend an ihren Masten, zu nass, um im Winde zu wehen. In sämtlichen Straßen standen die Schlaglöcher voll Wasser und bildeten ausladende Seen, die immer wieder vollliefen, egal wie viele Autos hindurchfuhren und dabei rechts und links schmutzige Schwanenflügel kriegten. Das Wasser teilte sich nur ganz kurz und floss sofort wieder zusammen. Auf den Straßen schwammen Treibgut und was so aus der Kanalisation hochkam, hier und dort dekoriert mit leuchtend bunten, zerzausten Blüten. Die Menschen arbeiteten sich vorsichtig über die Gehwege, hielten sich die Nase zu und achteten sehr genau darauf, wo sie hintraten.
    Benny hatte über Nacht deutlich abgebaut. Er saß zusammengerollt auf dem Beifahrersitz und zitterte und schwitzte wie ein Junkie auf dem

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