Todesritual: Thriller (German Edition)
standen Namen. Er vergrößerte noch weiter.
Der Name Eldon Burns sprang ihm ins Auge. Er prangte in der Mitte des Schaubilds, fette schwarze Buchstaben in Arial-Schrift. Schwarze, rote, blaue und grüne Pfeile zeigten in alle Richtungen von ihm weg auf weitere Kreise mit Namen darin. Manche Pfeile bestanden aus einer durchgehenden Linie, andere waren gepunktet.
Direkt unter Eldons Namen standen in Klammern Buchstaben und Zahlen: CD 1–5.
Max las noch viel mehr bekannte Namen, die mit Pfeilen mit Eldon verbunden waren.
Abe Watson: CD 8.
»Halloween« Dan Styles: CD 10–12.
Victor Marko, der Problemlöser der Politik, nach dessen Pfeife Eldon tanzte: CD 13–17.
Melody Dascal Brown: CD 23.
Ezequiel Dascal: CD 23.
Special Agent Jack Quinones: CD 24–26.
Detective Dennis Peck: CD 25–26 + CD 29–30.
Diese Namen waren verbunden mit über zwanzig weiteren Namen, die Max nicht kannte.
Er ließ sich das Dokument ausdrucken.
Dann rüttelte er Benny wach.
»Du musst für mich die Bücher durchsehen. Jedes einzelne aus dem Regal nehmen, durchblättern und schütteln.«
Benny blinzelte, streckte sich und gähnte. »Was soll ich suchen?«
»CDs.«
»Eh? In Buch?«
»Sí. Vamos!«
Während sich Benny an die Arbeit machte, nahm sich Max noch einmal den Schreibtisch und den Aktenschrank vor, schaute hinter und unter ihnen nach.
Dann durchsuchte er die Kommode. Er ließ alles auf den Fußboden fallen. Kleider, Schmuck, ein paar Fotoalben, eine Pistolentasche mit einer Tokarew und zwei vollen Magazinen. Er riss die Schubladen heraus. Blätterte durch die Fotoalben und schüttelte sie. Lose Schnappschüsse fielen auf den Boden. Er beachtete sie nicht.
Er sah den Kleiderschrank durch, griff in sämtliche Jacken- und Manteltaschen.
Er warf alles auf den Boden.
Er zog die Bettwäsche ab und presste die Fäuste in die Matratze.
Er schob das Durcheinander, das er angerichtet hatte, zusammen und klopfte die Wände und die Dielenbretter ab, suchte nach Hohlräumen.
Dann zog er die oberste der drei Schubladen des Aktenschranks auf und stöhnte. Sie war vollgestopft mit Hängeordnern, die ebenfalls kurz vorm Platzen waren. Er zog den ersten heraus.
Dann hörte er Musik. Musik, die er kannte. Laute Musik, die er kannte. Funky Gitarre, hämmernder Disco-Rhythmus, Klavier, Bläser, ein Pfiff. »Chug-chug! Aaaahh … Beep-beep!«
»Bad Girls« von Donna Summer.
Benny tanzte mit einer LP-Hülle in den Händen durchs Zimmer und sang mit, dass man ja nicht zum Zuge kommt, wenn die Taschen leer sind.
»Was zum Teufel machst du da?«, schrie Max.
»Arbeit ist viel besser mit Musik!«, schrie Benny und schob im perfekten Rhythmus die Hüften vor.
»Mach das aus!«
»Magst du Donna nicht?«
»Mach das aus!«
» Momento. Die Stelle jetzt mag ich!« Benny steigerte seine Hüftbewegungen zu krampfartigen rhythmischen Stößen, während Donna die bad girls besang, sad girls, such dirty bad girls, beep-beep!
Seinerzeit hatte Max Donna Summer geliebt. Er besaß sogar das Album, das Benny jetzt in der Hand hielt. Es hieß ebenfalls Bad Girls .
Aber just in diesem Moment konnte er es nicht ertragen.
Dann sah er etwas auf dem Fußboden liegen, auf dem Benny seine funky Schritte vollführte.
Ein halbes Dutzend CDs.
»Benny! Stopp! «
»Okay, okay.«
Dann bemerkte auch Benny die CDs auf dem Fußboden, und dass er auf zweien davon stand.
»Oh nein. Ist deine CDs, Max.«
Max sammelte sie auf. Blaue CDs von TDK mit roten Zahlen darauf. Die übrigen fand er in den anderen LP-Hüllen neben den Schallplatten.
48
Max schob die erste CD in den Computer. Sie drehte sich sekundenlang lautstark im Laufwerk, dann endlich erschien ein Symbol auf dem Bildschirm. Er klickte es an, und ein hellblauer Ordner erschien: »Eldon Burns«.
Er öffnete ihn. Der Ordner hatte mehrere Unterordner, ebenfalls in Hellblau, mit Titeln wie: »Polizeiberichte«, »Fotos«, »Kontakte«, »Zeugenaussagen«.
Er fing mit den Fotos an. Eldon, wie er kurz vor seinem Tod ausgesehen hatte: gebeugt, klapprig, weißhaarig, hilflos, harmlos. Ein alter Mann im maßgeschneiderten Sportsakko mit offenem Hemd, der aus seinem großen Haus tritt und in ein Taxi steigt. Aus dem Taxi aussteigt und die Stufen zum Studio auf der 7th Avenue hinaufgeht. Am späten Nachmittag das Studio verlässt und wieder in seinem Haus verschwindet. Immer allein. Da ist keiner, der auf ihn wartet.
Auf dem unteren Rand der Fotos war digital die Uhrzeit eingedruckt.
Vanetta hatte
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