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Todesritual: Thriller (German Edition)

Todesritual: Thriller (German Edition)

Titel: Todesritual: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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keine.
    »Was wirst du machen?«, fragte Benny. »Wie willst du kommen auf diese geheime Insel?«
    »Mir fällt schon was ein.«
    »Und wie kommst du wieder weg?«
    »Mir fällt schon was ein. Um mich brauchst du dir keine Sorgen zu machen.«
    Benny tupfte sich mit dem T-Shirt das Gesicht trocken und schniefte.
    »Habt ihr zwei Süßen euch getrennt?«, fragte Crawford von hinten. Max hatte ihn weder kommen sehen noch gehört. Crawford fächerte sich mit einer Landkarte Luft zu.
    Max nahm sie ihm ab und breitete sie auf dem Tisch aus. Daneben legte er die kleinere offizielle, staatlich abgesegnete Karte. Auf beiden studierte er die Windward-Passage. Auf der einen war nur blaues Meer, auf der anderen eine kleine, aber nicht zu übersehende Insel von der Form eines etwas windschiefen Achtecks, die zwischen der Ostspitze Kubas und der Nordküste Haitis lag.
    »Zufrieden?«, fragte Crawford.
    Max gab ihm das Geld.
    Crawford zählte es, faltete die Scheine zusammen und schob sie sich in die Hemdtasche.
    »Hoffe, Sie finden, was Sie suchen – was immer das sein mag«, sagte er und stand auf. » Adiós, amigo. «
    Sie gingen zurück zum Wagen.
    Es war Nachmittag, die Sonne war wieder herausgekommen, und die Stadt schmorte in der Hitze. Die Promenade war getrocknet und voller Touristen. Immer mehr amerikanische Soldaten kamen vom Meer her in die Stadt, noch mehr Frauen warteten auf sie. Die Pfützen waren geschrumpft, die satten Bronze- und Gelbtöne der Stadt zurückgekehrt.
    Auf der Straße, auf der der DeSoto parkte, hatte sich ein kleiner Stau gebildet. Alle Geschäfte waren geöffnet, aber die Regale so leer, dass unmöglich zu erkennen war, was sie verkaufen wollten oder worauf sie sich spezialisiert hatten.
    Der Regen hatte die frische Farbe des Firedome größtenteils weggespült. Der Wagen war fast wieder grün, von dem Rot und Blau waren nur noch schwache Flecken geblieben, die Nummernschilder waren blitzsauber gewaschen.
    Benny ging zur Beifahrertür, und als Max die Schlüssel aus der Tasche zog, um aufzuschließen, sah er, wie Benny überrascht und erschrocken aufschaute, sein Blick ging an Max’ linker Schulter vorbei.
    Eine Sekunde lang glaubte Max, Benny werde in Ohnmacht fallen, doch dann stieg ihm von hinten ein Hauch Parfüm in die Nase, ein teures und altmodisches Parfüm. Und er sah das Gesicht seiner Frau vor sich, klar und deutlich.
    Dann begriff er, was los war, ordnete den Duft just in dem Moment seiner Trägerin zu, als ihm das kalte, hohle Ende eines Pistolenlaufs hinters Ohr gepresst wurde.
    Schon wieder.
    Er hob die Hände.
    »Ich habe versucht, Sie anzurufen«, versicherte er Rosa Cruz.
    »Sie haben keine Nachricht hinterlassen«, entgegnete sie, riss seinen Arm herunter und legte ihm Handschellen an.

    51
    Die Unschuldigen und Uneingeweihten mochten die getrockneten Blutspritzer an der Wand und auf dem Fußboden für Kaffeeflecke halten. Beide hatten die gleiche rötlich schwarze Färbung. Während Max darauf wartete, von Cruz verhört zu werden, vertrieb er sich die Zeit damit zu überlegen, von welcher Art Verletzungen diese Blutflecke stammten. Das nahm ihm seine Ängste um die Zukunft, die nun wirklich und ehrlich nicht mehr da waren.
    Ein Morsealphabet der Brutalität und Misshandlung; Wahrheiten, die aus Körpern herausgeprügelt worden waren: Der große Spritzer mit den Tentakeln auf den gelblichen Fliesen direkt neben seinen nackten Füßen stammte mit großer Sicherheit von einer gebrochenen Nase. Er erinnerte Max an den Flecken fast genau in der Mitte des Boxrings im Studio auf der 7th Avenue. Wie hartnäckig Abe auch auf der Segeltuchplane herumgeschrubbt hatte, der Fleck war nie herausgegangen, sondern nur immer schwärzer und schwärzer geworden, als leiste er mutwillig Widerstand gegen die Seife und das Wasser und den Muskelschmalz. Als Eldon das Segeltuch auswechseln ließ, stellte er fest, dass sich das Holz darunter mit Blut vollgesogen hatte.
    Zu Max’ Linker waren kleinere Tropfen zu sehen, die aussahen wie purzelnde Bs und 9er, die Bögen ausgefüllt. Die stammten von geplatzten Lippen. Die größeren Lachen beim Abflussrohr, das an der rechten Wand entlanglief, ließen an gebrochene Kiefer und blutende Münder denken. Die Spritzer und Tröpfchen auf den glänzenden mattgelben Wänden schließlich waren wohl von fliegenden Fäusten geschleudert worden.
    Max erkannte eine gewisse karmische Gerechtigkeit darin – dieses Mal war er der Verurteilte, und die Strafe eine Dosis

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