Todesritual: Thriller (German Edition)
»Setzen Sie sich.« Er nickte zu einem Tisch in der Ecke.
Max und Benny setzten sich, der Barmann sprach mit einem der Rausschmeißer, der daraufhin den Raum verließ.
Dann kam der Barmann zum Tisch und nahm Max gegenüber Platz.
»Ich kenne Sie nicht«, sagte er. Er trug ein weißes Hemd mit Druckknöpfen, die Ärmel über die Ellbogen hochgerollt. Max sah weitere Tätowierungen: »USMC« auf dem Unterarm, auf beiden haarigen Handrücken ein Weißkopfseeadler, irgendetwas auf der Brust.
»Ich habe nach Crawford gefragt«, sagte Max.
»Ich kenne Sie nicht«, wiederholte der Mann. Hispanischer Akzent. »Woher kennen Sie mich?«
»Tue ich nicht. Ich fragte nach Crawford.«
»Das bin ich.«
»Warum sagen Sie das nicht gleich?«
»Ich sage es jetzt. Sind Sie Polizist?«
»Nein.«
»Sie sehen aus wie einer.«
»Das höre ich immer wieder«, sagte Max.
»Wer sind Sie?«
»Jemand, der etwas braucht.«
»Was?«
»Eine Landkarte von Kuba.«
»Die kriegen Sie bei der Touri-Info umsonst.«
»So eine habe ich schon. Ich brauche eine von euch. Von der Armee.«
Crawford rieb sich das Kinn und strich sich über den Bart, dabei drückte er die Enden mit Zeigefinger und Daumen flach.
»Warum?«
»Ich hab mich verlaufen«, sagte Max.
»Haben wir das nicht alle?« Crawford grinste. Er zog eine Schachtel Marlboro Lights aus der Hemdtasche und steckte sich eine an. »Sicher, dass Sie kein Bulle sind? Wenn Sie nämlich doch einer sind und es mir nicht sagen, würden Sie damit eine strafbare Handlung provozieren, ese?«
»Ich bin kein Polizist.«
»Journalist?«
»Nein.«
»Terrorist?«
»Bitte!«
»Sind Sie?«
»Ich sagte es ja bereits«, seufzte Max. »Was ist mit der Karte?«
»Was soll damit sein?«
Sie schauten sich in die Augen. Max sparte sich den Polizistenblick, sah ihn nicht zu lange an. Crawford hatte mit einigen Polizisten Bekanntschaft gemacht. Er hatte einen Höcker auf der Nase und Narben unter den Augenbrauen. Max vermutete, dass er geboxt hatte, bevor er zur Armee gegangen war. Vielleicht war die Sexshow unten auf seinem Mist gewachsen.
»Hören Sie«, sagte Max. »Wenn ich bei Ihnen nicht kriege, was ich will, fahre ich nach Guantánamo, suche mir einen Schuppen wie diesen und frage noch mal freundlich an.«
»Es gibt keinen anderen Schuppen wie diesen in Kuba, ese.«
»Wenn Sie mit mir ins Geschäft kommen wollen, lassen Sie uns ins Geschäft kommen, wenn nicht, sagen Sie das Wort mit N, und ich verschwinde.«
»Ist ein weiter Weg nach Gitmo, Kumpel.« Crawford blies Zigarettenrauch über ihn hinweg.
»Ich muss los.« Max tippte Benny auf die Schulter und machte Zeichen zu gehen.
Crawford lächelte und schüttelte den Kopf. »Okay. Setzen Sie sich. Ich kann Ihnen die Karte besorgen. Kein Problem.«
»Wie viel?«
Crawford tat, als würde er nachdenken, in Wirklichkeit aber versuchte er abzuschätzen, wie viel er aus Max herausholen konnte. Er sah die verknitterte Kleidung, das müde Gesicht, die weißen Stoppeln auf Max’ Wangen und auf seinem Kopf. Dann sah er Benny, der benommen und zitternd neben ihm saß, seine infizierte Wunde nässend und stinkend.
»Zweitausend«, sagte er.
»Touristenpesos, richtig?« Max hatte nur noch siebenhundert Pesos im Portemonnaie.
»Pesos? Was glauben Sie, wo Sie hier sind, ese? « Crawford lachte. »US-Dollar.«
»Ich habe keine dabei«, sagte Max. »Und zweitausend ist viel zu viel.«
»Wie dringend brauchen Sie die Karte?«
»Fünfhundert dringend.«
»Also nicht so dringend, Kumpel.«
»So leicht haben Sie nie wieder fünf Scheine verdient.«
»Was soll das heißen?«
»Ich wette, Sie haben hier irgendwo eine rumliegen.«
Crawford musterte ihn erneut. Dachte noch einmal nach.
»Eintausend, und sie gehört Ihnen.«
»Fünfhundert, oder ich gehe.«
»Wofür brauchen Sie die?«
»Ich suche einen vergrabenen Schatz«, sagte Max. »Oder vielleicht sammle ich die Dinger. Was kümmert es Sie?«
»Die Karte ist Eigentum der US-Armee.«
»Fünfhundert. Ansonsten muss ich wirklich los. Und vielleicht muss ich nicht mal bis Guantánamo. Vielleicht frage ich einfach einen unserer aufrechten und tapferen Freiheitskämpfer da unten, ob sie mir eine umsonst geben.«
Crawford zog eine Grimasse. »Haben Sie eine Kreditkarte? Da hinten steht ein Geldautomat.« Er deutete ans andere Ende des Raumes. »Neben den Telefonzellen.«
»Mit der Mastercard komme ich hier wohl nicht weit. Kuba mag amerikanische Firmen nicht, und amerikanische Firmen
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