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Todesritual: Thriller (German Edition)

Todesritual: Thriller (German Edition)

Titel: Todesritual: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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und ihn ansah. Ein Wachmann kam und schlug ihm mit einem Schlagstock auf die Finger. Der Gefangene schrie auf. Der Wachmann hielt einen Rohrschlüssel hoch. Sadistischer Drecksack.
    Es war der gleiche, der Max jetzt nicht aus den Augen ließ.
    Rosa Cruz kam herein.
    Sie hielt die Tür auf und nickte dem Wachmann zu, der aufstand und den Raum verließ. Sie setzte sich und breitete die Landkarte der US-Armee auf dem Tisch aus.
    In diesem Licht sah sie verändert aus: streng und ernst, geschäftsmäßig und durch und durch abweisend. Sie trug eine schlichte dunkelblaue Bluse, Hosen und eine Waffe an der Hüfte. Kein Schmuck, kein Make-up.
    Dicke Adern liefen über ihre Unterarme. Max vermutete, dass sie täglich trainierte. Man sah es an ihrer strammen Haut und dem Leuchten in ihrem Gesicht, das eine grazile Balance zwischen afrikanischen und europäischen Zügen hielt: dunkelbraune Haut und tiefbraune Augen mit klarem Weiß, kleine Nase und großer, voller Mund. Wie bei vielen schwarzen Frauen, die sich in Form hielten und sich vermutlich die Haare färbten, war es praktisch unmöglich, ihr Alter zu schätzen, aber die Zwanziger hatte sie definitiv hinter sich gelassen und schien auch nicht der Typ zu sein, der ihnen nachtrauerte. Ihrem Gesicht war das schwere Gepäck anzusehen, das sie über steinige Straßen geschleppt hatte.
    »Haben Sie Vanetta Brown gefunden?«, fragte sie.
    »Ich muss pinkeln«, sagte er. »Und gegen einen Schluck Wasser hätte ich auch nichts.«
    »Haben Sie Vanetta Brown gefunden?«, wiederholte sie und sah ihn mit ausdrucksloser Miene an. Sie sprach langsam und gleichmäßig, sodass sich Max an eine Sprachlernkassette für Anfänger erinnert fühlte.
    »Noch nicht. Werde ich jetzt wohl auch nicht mehr.«
    Sie tippte auf die Landkarte. »Was ist das?«
    »Das, wonach es aussieht. Eine ganz normale Karte Ihres wunderschönen Landes, herausgegeben von der US-Armee, auf der Orte eingezeichnet sind, von denen vielleicht nicht einmal Sie wissen: kleine Städte ohne Namen, ein bis drei Inseln vor der Küste – ebenfalls ohne Namen – und diese lustigen Straßen, die irgendwo im Nichts anfangen, ein Weilchen vor sich hin laufen und dann wieder genau da aufhören, wo sie begonnen haben, im Nichts. Sie können sie nicht übersehen. Sind alle rot markiert.«
    »Wo haben Sie die her?«
    »Von einem Mann in jenem camino muerto , den Castro an die US-Armee verscherbelt hat.«
    » Verpachtet , nicht verscherbelt.«
    »So wie Guantánamo?«
    »Richtig. Nur sind die Bedingungen fairer. Wir können sie rauswerfen, wann wir wollen, und der Pachtzins ist an die Inflation gekoppelt.«
    Max lachte. »Und ich dachte, ihr wärt alle Kommunisten.«
    »Sozialisten. Das ist ein Unterschied. Die Amerikaner nennen die Straße Freedom Row. Wir nennen sie La Alcantarilla – die Gosse.«
    »Da bin ich einmal Ihrer Meinung.«
    »Sie haben dieses Land lieben gelernt.«
    »So weit würde ich nicht gehen«, sagte er.
    »Kuba hinterlässt bei allen, die einmal hier waren, seine Spuren.«
    »Ich muss wirklich aufs Klo.«
    Sie schüttelte leise den Kopf, stand auf, ging hinaus und kam kurz darauf mit dem Wachmann zurück. Der hatte einen schwarzen Plastikeimer und eine Flasche Wasser dabei. Das Wasser reichte er Cruz, den Eimer schob er mit dem Fuß unter den Tisch.
    »Wollen Sie mir nicht die Hand losmachen?«, fragte Max.
    »Nun geben Sie nicht an.«
    Max zog sich mit der freien Hand den Reißverschluss auf und pinkelte in den Eimer, Cruz und der Wachmann sahen zu.
    Nachdem der Wachmann mit dem Eimer wieder verschwunden war, setzte sie sich, schraubte die Wasserflasche auf und hielt sie ihm hin. Das Wasser war eiskalt. Max trank die Flasche halb leer.
    »Erzählen Sie mir von Señora Brown«, sagte sie.
    »Sie hat nicht mehr lange zu leben. Sie hat Krebs im Endstadium. Aber das wissen Sie wahrscheinlich schon.«
    »Nein, das wusste ich nicht.«
    »Die Dascals haben es Ihnen nicht erzählt?«
    »Das sind langjährige Regierungsmitarbeiter, Freunde unserer politischen Führung. Ich bin nicht ermächtigt, sie zu befragen.«
    »Haben Ihre Vorgesetzten sie nicht befragt?«
    Sie antwortete nicht.
    »Und ich dachte, die kubanische Geheimpolizei ist in allem ganz weit vorn. Ich meine, wie oft hat die CIA versucht, Castro umzubringen? Ungefähr eine Million Mal, stimmt’s? Und ist jedes Mal gescheitert«, sagte er. »Und jetzt wollen Sie mir weismachen, eine Person aus Castros engstem Kreis, die er schon kannte, bevor er an die Macht

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