Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesritual: Thriller (German Edition)

Todesritual: Thriller (German Edition)

Titel: Todesritual: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
Vom Netzwerk:
Hören Sie auf, mich zu verscheißern!«, knurrte Max. »Wollen Sie ein Geständnis ? Ist es das? Das werden Sie aber nicht kriegen, weil ich es nämlich nicht war. Die Ballistik wird zeigen, dass diese vier Männer sich gegenseitig erschossen haben.«
    »Äh … diese vier Männer?«
    »Ja, diese vier Männer – zwei Polizisten in Uniform und zwei andere.«
    Sie blieb ruhig. »Die Männer in Uniform waren keine Polizisten. Das waren Abakuás.«
    Er war nicht überrascht. »Sie wissen also davon?«
    »Ja, natürlich. Aber wieso wissen Sie davon? Waren Sie dabei?«
    Er schlug mit der freien Faust auf den Tisch. »Verdammte Scheiße, Cruz! Natürlich war ich dabei, zum Teufel. Die meinen mich in den Nachrichten, in euren verdammten – landesweiten – Nachrichten!«
    Konsterniert lehnte sie sich zurück und schüttelte den Kopf.
    »Dieses Lied, das Sie eben gesummt haben, können Sie das noch mal summen? Bitte.«
    »Was?«
    »Bitte.«
    Er versuchte es, aber er war viel zu wütend, um einen Ton rauszukriegen. Also atmete er ein paar Mal tief durch, ließ seinen Ärger abklingen und summte dann krächzend und schief die Melodie. Gegen Ende fiel sie mit ein. Ihre Stimme war gar nicht schlecht.
    »›Milagros en la cocina‹«, sagte sie schließlich. »Wunder in der Küche. Das ist die Melodie einer beliebten Kochsendung.«
    Er schwieg.
    »Zu Hause höre ich die immer. Läuft fünf Mal pro Tag. Angefangen haben die in der Sonderperiode, als Lebensmittel knapp waren. Da wurden Rezepte vorgestellt und neue Ideen, wie man die Rationen zubereiten konnte.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ganz sicher.«
    »Eine Kochsendung? «
    »Und Sie dachten, es sind die Nachrichten?«
    »Ja.«
    »Wer hat Ihnen das erzählt?«
    Max nickte zur Wand zu seiner Rechten.
    Sie lachte. » Der? Und Sie haben ihm das abgekauft?«
    »Mein Spanisch ist nicht besonders gut. Genau genommen versteh ich hier kein einziges Wort.«
    »Was glauben Sie also, was passiert ist? Was hat er Ihnen erzählt?«
    Max konnte kaum sprechen vor Fassungslosigkeit. Ihm schwirrte der Kopf, und ihm war übel, als würde er gleich in Ohnmacht fallen.
    »Diese vier Toten auf der Straße …«, fing er an, konnte aber nicht weiterreden.
    »Lassen Sie sich Zeit«, sagte sie sanft. »Reden Sie, wenn Sie so weit sind. Was ist passiert?«
    Max starrte die Wand an, als könnte er sie irgendwie mit seinen Blicken durchdringen und Benny sehen. Auf der grob verputzten, mattgelben Fläche schimmerte schwach der Abdruck einer blutigen Hand, die ihm zuzuwinken schien.
    Max räusperte sich und erzählte ihr, was Benny ihm unterwegs aufgetischt hatte, wenn er die »Nachrichten« übersetzte.
    Rosa Cruz fing an zu lachen. Am Anfang kicherte sie an der einen oder anderen Stelle. Es folgte ein kurzes Gelächter. Dann ein Lachanfall. Das Lachen brach aus ihr heraus, ein lautes, tiefes und donnerndes Gebrüll, das im Magen schmerzte und sich anhörte, als würden da Holzstämme einen langen, steilen Abhang hinunterrollen. Max bedachte sie mit einem wütenden Blick, um sie zum Schweigen zu bringen, aber sie hatte die Augen geschlossen. Als sie sie aufschlug und seinen Gesichtsausdruck sah, lachte sie nur noch lauter und gab Geräusche von sich wie ein ganzer Bauernhof: Wiehern und Schnauben und Grunzen.
    Er kam sich vor wie ein bescheuerter Idiot. Warum zum Teufel hatte er nicht einmal den leisesten Verdacht gehegt? Er wusste doch, dass Benny ein verlogenes, intrigantes Stück Scheiße war. Warum hatte er das getan? Vermutlich um Max Angst einzujagen, damit er Kuba so schnell wie möglich verließ. Oder gab es noch einen anderen Grund?
    Irgendwann hatte Cruz fertiggelacht. Sie schnappte nach Luft und stellte ihre Contenance wieder her, bevor sie sprach.
    »Wir wissen, dass sich diese Männer gegenseitig erschossen haben und dass ein Auto weggefahren ist. Wir haben Reifenspuren gefunden«, sagte sie, und in ihren Augen blitzte noch immer der Schalk. »Wir haben die Leichen weggeschafft und die Straße gesäubert. Wenn irgendwo ein Verbrechen geschieht, verkünden wir das nicht in den Nachrichten. Wir finden die Täter und bestrafen sie. Die Öffentlichkeit erfährt nichts davon.«
    »Und was ist mit Gwenver? Das lief im Fernsehen.«
    »Earl Gwenver? Der wurde in der Bucht von Havanna gefunden. Ihm war sieben Mal in den Mund geschossen worden – eine Hinrichtung des Abakuá. Das kam nur deshalb im Fernsehen, weil ein paar amerikanische Touristen die im Meer treibende Leiche gefilmt hatten –

Weitere Kostenlose Bücher