Todesritual: Thriller (German Edition)
Privatbesitz befindet, oder?«
»Jeder weiß das.«
»Wem gehört sie?«
»Das weiß ich nicht.«
»Diese Person hat Vanetta Browns Zentren vor dem Aus gerettet. Und sie zehn Jahre lang finanziert.«
»Ich weiß nicht, wer es ist.«
»Vanettas Stellvertreter, Elias Grimaud, kennt ihn. Kennen Sie Elias?«
»Nein.«
»Nie begegnet?«
»Nein.«
»Vielleicht so einen Typen mit Hasenscharte? Heißt vermutlich Osso?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Der hat in Miami Joe Liston und Eldon Burns ermordet. Und ich glaube, dass er auch auf dieser Insel ist.«
»Wollen Sie damit sagen, dass Señora Brown hinter den Morden steckt?«
»Passen würde es«, sagte er. »Wenn man sich die kriminaltechnischen Beweise ansieht, gibt es keine Zweifel. Ihre Fingerabdrücke waren auf den Patronenhülsen. Und für den Mord an Eldon Burns hatte sie ein handfestes Motiv. Und sie hatte Verbindungen zu den beiden Männern, die meiner Vermutung nach die Morde ausgeführt haben, nämlich Osso und Elias. Sind beides Ehemalige des Caille Jacobinne.«
Er erzählte ihr von den CDs und seinen Erkenntnissen.
»Sie haben recht«, sagte sie, als er fertig war. »Passen würde es. Nur nicht im Fall Joe Liston.«
»Ganz Ihrer Meinung. Das ergibt keinen Sinn. Von vorn bis hinten nicht. Und an dieser Stelle kommt meine andere Theorie ins Spiel«, sagte er. »Vanetta wurde reingelegt. Vielleicht wollte irgendwer Eldon und Joe aus Gründen tot sehen, die mit Vanetta gar nichts zu tun haben. Oder sie wollten den einen loswerden und haben den anderen gleich mit umgebracht, um die Ermittlungen in die Irre zu führen. Keine Ahnung. So oder so, sie haben Vanettas Fingerabdrücke auf die Patronenhülsen gebracht, so als Nebelkerze. Dabei hat das Ganze mit Vanetta überhaupt nichts zu tun. Das sagt mir mein Bauchgefühl.«
»Und vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl?«
»Ja«, sagte er. »Aber ich hör nicht immer drauf.«
»Was glauben Sie, warum Ihre Freunde ermordet wurden?«
»Wenn Vanetta aus der Gleichung rausfällt, habe ich absolut keine Ahnung. Könnte eine Million Gründe haben. Aber eines ist sicher: Die Antwort liegt auf dieser Insel.«
Sie schob sich eine lockige Haarsträhne aus dem Gesicht und studierte wieder die Karte. Max leerte die Wasserflasche.
»Haben Sie schon mal einen Menschen getötet?«, fragte er.
Sie antwortete nicht. Musste sie nicht. Er wusste es auch so. Wie oft hatte sie die Waffe auch nur mit der Intention gezogen, sie einzusetzen?
»Der Typ mit der Hasenscharte, der ist extrem gefährlich«, sagte Max. »Ich habe gesehen, wie er Joe mit einer Automatik eine Kugel ins Auge gejagt hat. Mit einem altmodischen 45er-Colt. Die waren noch nie für ihre Genauigkeit bekannt. Ich zum Beispiel war zu meiner Zeit ein ganz passabler Schütze. Ich habe einige Pistolenschießwettbewerbe gewonnen, aber selbst damals hätte ich das mit einem Revolver nicht hingekriegt, geschweige denn mit einer Automatik.«
»Ich werde bewaffnet sein.«
»Hören Sie auf meinen Rat. Wenn Sie Mister Hasenscharte zuerst sehen, knallen Sie ihn ab. Auch wenn er grad im Schatten eines Baumes schlummert oder splitternackt unter der Dusche steht. Töten Sie ihn, sobald Sie ihn sehen.«
Sie nickte, aber tief in ihren Augen schimmerte die Angst. Er wusste, sie konnte es nicht. Er hatte Mitgefühl mit ihr, allen Umständen zum Trotz.
Aber das war nicht sein Problem. Ihr Wohlergehen ging ihn nichts an. Er hatte andere Dinge mit ihr zu besprechen, zum Beispiel die Frage, wie tief er tatsächlich in der Scheiße steckte.
»Diese vier Männer, die auf der Straße zwischen Camagüey und Las Tunas erschossen wurden … zwei davon, die in den weißen Hemden …«
Sie fiel ihm ins Wort. »Von welchen vier Männern sprechen Sie?«
»Wie meinen Sie das?«
»Sie sagten, vier Männer seien erschossen worden?«
Max war verwirrt. »Erzählen Sie mir nicht, dass Sie das auch nicht wissen.«
»Ich weiß es nicht.«
Na klar, dachte er. Sie wollte ihn dazu bringen, sich selbst zu belasten, wollte ihn zum Sprechen bringen, damit er sich um Kopf und Kragen redete.
»Hören Sie keine Nachrichten?«, fragte er.
»Nachrichten?«
»Ja, Madame, Nachrichten. Die Nachrichten Ihres Landes. Im Radio.« Er summte die Melodie von »Strawberry Fields Forever«.
Sie sah ihn an, als hätte er den Verstand verloren.
»Fangen wir einfach noch einmal von vorn an. Ganz langsam, Schritt für Schritt. Von Anfang an. Erzählen Sie mir von den vier Toten.«
»Jetzt reicht’s aber!
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