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Todesritual: Thriller (German Edition)

Todesritual: Thriller (German Edition)

Titel: Todesritual: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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Gesichtszüge entspannten sich ein klein wenig.
    Die Schritte stiegen die Treppe wieder hinauf.
    Die zwei Männer vor ihrer Tür folgten.
    Plötzlich herrschte oben Geschäftigkeit, mehrere Personen liefen links und rechts über das Deck und kletterten an der Bordwand hinunter. Irgendjemand irgendwo lachte.
    Dann wurde es still. Nur noch die Wellen, die gegen die Bordwände schwappten. Max und Rosa tauschten Blicke, Max sah sie fragend an und wartete auf eine Erklärung oder eine Theorie, was da gerade passiert war. Sie lieferte weder das eine noch das andere.
    Aber ihre Panik war verflogen.
    Der Motor sprang an, das Wasser unter dem Boot wurde aufgewühlt, sie setzten ihre Fahrt fort.
    Die Schnellboote folgten ihnen. Max spähte durchs Bullauge hinaus. Er sah auf jedem Boot vier Männer, einen davon an einem fest montierten Maschinengewehr.
    Sie passierten weitere Bojen: grüne Lichter, blaue Lichter. Die gleiche Reihenfolge, die ihm schon auf dem Weg zu Vanetta Browns Wohnung in der Calle Ethelberg begegnet war. Auch das hier war ein camino muerto . Die Insel war nicht mehr weit.
    Kurze Zeit später verlangsamte das Boot seine Fahrt, und sie hielten an. Die Eskorte drehte ab und fuhr davon.
    Über ihren Köpfen hörten sie Marco über das Deck laufen, erst zum Bug, dann zum Heck. Das Funkgerät blieb still.
    Schließlich kam er nach unten und schloss die Tür auf.
    »Hemos llegado«, sagte er zu Rosa.

    55
    Die Insel entsprach nicht der allgemeinen Vorstellung von einem Paradies: Drei Kilometer dicht an dicht stehende Bäume, die Küste gesäumt von scharfkantigen Felsbrocken, die Ufer und Schutzwall zugleich waren.
    Kein Hinweis auf ein Krankenhaus oder irgendein anderes Gebäude.
    Lichter waren nur dort, wo sie angehalten hatten: zwei Lichterketten, die um die Pfosten des Stegs geschlungen worden waren und im Wind schaukelten.
    Ganz in der Nähe stand mit Blick auf die Bucht eine große Hütte mit Wellblechdach. Zwei Männer kamen heraus und steuerten auf Marcos Boot zu. Einer war in Hemdsärmeln, die Mütze der Küstenwache trug er falsch herum auf dem Kopf, der andere kam in Unterhemd und Khaki-Shorts. Sie waren nicht bewaffnet. Ihr Auftreten war entspannt und freundlich, fast einladend, als freuten sie sich über die Gesellschaft. Marco redete vom Bug aus mit ihnen, wieder mit seinen gepressten Grunzlauten. Er brachte sogar ein kurzes Gelächter zuwege.
    Nach zehnminütigem Geplänkel verabschiedeten sich die Männer mit einem Winken und kehrten zur Hütte zurück.
    Derweil kauerten Max und Rosa auf der Brücke und spähten durchs Fenster hinaus, sahen zu und warteten.
    Marco kam zurück und brummelte Rosa etwas zu.
    Wenige Augenblicke später kletterte Max hinter ihr über die Bordwand auf den Steg, dann rannten sie geduckt und auf Zehenspitzen über die Holzbohlen.
    Als sie an der Hütte vorbeiliefen, sahen sie durch die halb offene Tür vier Männer beim Kartenspielen und Rauchen, ein anderer klimperte auf der Gitarre.
    Nachdem sie die Anlegestelle hinter sich gelassen hatten, standen sie auf einer asphaltierten Straße, die nach rechts und links einen Bogen beschrieb und um die Insel herumlief. Rosa schlug vor, nach rechts zu gehen. Max bemerkte, das Krankenhaus liege vielleicht eher zur Linken, Richtung Kuba.
    Sie gab ihm recht.
    Also gingen sie mit schnellen Schritten nach links und hielten sich dicht am Straßenrand. Sie waren nicht weit gekommen, als sie von vorn Scheinwerferkegel auf sich zukommen sahen.
    Sie versteckten sich im Gebüsch.
    Ein Jeep rollte mit Fernlicht an ihnen vorbei. Er bog hupend in Richtung Landungsplatz ab und hielt an. Ein Mann stieg aus und ging in die Hütte. Er wurde mit lauten Rufen in Empfang genommen.
    Rosa führte mit der Taschenlampe in der Hand den Weg durch die Bäume an, sie trug den Rucksack.
    Es war brütend heiß. Die Luft war schwül und drückend, es stank nach Kompost und Methan: Die Natur fraß sich selbst und rülpste herzhaft. Auf der feuchten und dampfenden Erde hörten sie es unter ihren eigenen Schritten knacken. Unter dem toten Laub und dem Geröll wimmelte es von unsichtbaren Kreaturen; und rhythmisch war es auch, wenn Frösche und aufgeschreckte Vögel landeten, kleine Nager plötzlich davonstoben und schwerere Tiere rannten.
    Rosa bahnte sich zielstrebig ihren Weg durch das Dickicht aus riesigen Palmen und dicken, knorrigen Feigenbäumen, sie blieb kein einziges Mal stehen, zögerte nicht einmal, schien mit einem derartigen Gelände vertraut. Max war

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