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Todesritual: Thriller (German Edition)

Todesritual: Thriller (German Edition)

Titel: Todesritual: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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nicht so versiert. Er stolperte über freiliegende Wurzeln und rutschte auf Pilzen aus, Luftwurzeln schlugen ihm ins Gesicht und auf die Arme. Er war nach kürzester Zeit außer Atem und schwitzte, wurde wütend und gereizt, sein Herz schlug viel zu schnell, die Beine taten ihm weh.
    Der Boden wurde abschüssig, dann zog die Schwerkraft sie sanft vorwärts. Sie bewegten sich schneller. Die Bäume lichteten sich, und die scharfe Seeluft vertrieb den Gestank. Dann sahen sie eine Reihe kleiner gelber Lichter.
    Das Krankenhaus erinnerte Max an einen Sicherheitsschuh, dessen Leder vorn aufgerissen war, sodass die Stahlkappe freilag. In Anbetracht der Patienten, für die das Krankenhaus einst gebaut worden war, mochte das eine bewusste Designentscheidung des Architekten gewesen sein – ein ironischer Kommentar zu dem System, dem diese Patienten dienten. Andererseits handelte es sich vielleicht einfach um ein weiteres Beispiel sowjetischen schlechten Geschmacks, ähnlich der Botschaft in Havanna.
    Ein Trio aus niedrigen Kuben, die durch verglaste Gänge miteinander verbunden waren. Sie waren vier Stockwerke hoch, aber alle etwas unterschiedlich geformt. An den ersten war eine bauchige, hell erleuchtete Glaskuppel angehängt, der mittlere war länger und schnittiger, und der letzte schmaler und kompakter als die anderen, fast wie ein kleines Hochhaus. In allen Erdgeschossen brannte Licht.
    Die Umgebung dagegen – ein weitläufiger, sanft gewellter Park mit Bänken, Sonnenschirmen, einer Sonnenuhr, einem großen Schachfeld, hübschen Blumenbeeten und einem Springbrunnen – war so idyllisch und heiter wie kosmetisch.
    »Kein Zaun, keine Mauer?«, fragte Max in ihrem Versteck am Waldrand. Die Glaskuppel war wohl der Eingang, vermutete er: Auf dem Platz davor parkten Fahrzeuge, zwei weiße Krankenwagen und zwei Jeeps.
    »Ist ja kein Gefängnis«, sagte Rosa.
    »Ich habe mehr Sicherheitskräfte erwartet.«
    Vor dem Eingang saß ein Wachmann mit einem Gewehr auf dem Schoß.
    »Mehr als die, die wir auf dem Weg hierher gesehen haben?«, fragte sie sarkastisch.
    Alles war still und unheimlich, vor allem aber machte es ihn nervös. Er hörte den Wind in den Bäumen hinter sich und in der Ferne die Wellen, die sich an den Felsen brachen. Aber dazwischen: Stille. Irgendwelche Geräusche müssten doch vom Krankenhaus herüberdringen, irgendwelche Hinweise auf die Menschen und die Maschinen, die das Gebäude am Laufen hielten.
    »Was hat Marco den Leuten auf den Schnellbooten erzählt?«
    »Dass er jemanden abholt.«
    »Wen?«
    »Das weiß er nicht. Sie wissen es auch nicht. Das läuft alles sehr anonym hier, schon vergessen?«
    »Wenn die dahinterkommen, dass er das war, kriegt er ernsthafte Schwierigkeiten – und damit auch Sie.«
    »Klar«, sagte sie. »Wenn er wirklich Marco heißt.«
    »Heißt er nicht?«
    »Für Sie und für die schon.«
    Max beließ es dabei. Marco war also unter falschem Namen hergekommen – und mit einer Überdosis Adrenalin, reichlich Mut, abgöttischer blinder Liebe und schierer Dummheit. Wem wollten sie etwas vormachen? Die Geheimpolizei würde nicht allzu lange brauchen, Marco auf die Schliche zu kommen. Und dann würden sie auch Rosa einkassieren – sofern sie ihre Pläne nicht schneller umsetzen konnte als die. Aber das war alles nicht sein Problem.
    »Irgendwelche Ideen, wie wir reinkommen?«, fragte er.
    »Es gibt nur einen Weg. Durch den Eingang.«
    »Das ist verrückt. Wir wollen da … einfach reinspazieren?«
    »Denken Sie nach«, sagte sie. »Es ist frühmorgens. Es ist noch dunkel. Kein Mensch ist wach. Wir tragen Uniformen – so eine Art Uniform. Wir fallen gar nicht auf. Die rechnen nicht mit Eindringlingen.«
    Von Nahem betrachtet war der Eingang ganz schön imposant: eine mit drei Kristallkronleuchtern sehr hell erleuchtete, perfekt gerundete Glaskuppel. Um die Kuppel herum schwirrten Insektenschwärme, ihre winzigen Körper bildeten einen dunstigen, umherschwebenden Lichthof.
    Max und Rosa gingen hinter einem Krankenwagen in Deckung und nahmen den Wachmann in Augenschein, der neben den Doppeltüren saß. Er bewegte sich nicht.
    Leise gingen sie zu ihm.
    Der Wachmann hing zusammengesunken auf einem Holzstuhl, die Beine ausgestreckt, die Füße zeigten gen Ost und West. Den Kopf hatte er an die Glaswand gelehnt, die Mütze übers Gesicht gezogen, der Schirm reichte ihm über die Nase. Er schlief tief und fest, atmete langsam und friedlich, seine Mütze blähte sich im Gleichtakt mit

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