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Todesritual: Thriller (German Edition)

Todesritual: Thriller (German Edition)

Titel: Todesritual: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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seiner Lunge wie ein Blasebalg.
    Rosa und Max hatten sich einen Plan zurechtgelegt: Sie würden selbstsicher auf den Eingang zusteuern, als hätten sie guten Grund, da zu sein. Wenn der Wachmann sie fragte, was sie hier zu tun hätten, würde Rosa antworten, dass sie jemanden abholen wollten. Wenn er sie ohne nachzuhaken passieren ließ – sein Glück. Wenn nicht, würden sie sich seiner annehmen müssen.
    Aber er schlief, und so war die Lage eine andere.
    Sie gingen langsam auf den Eingang zu. Der Wachmann trug die gleiche Jacke wie sie, nur hatte er schwere schwarze Stiefel an, sie beide hingegen Turnschuhe. Er hielt die Hände über dem Bauch gefaltet, wenige Zentimeter von seinem Automatikgewehr entfernt.
    Durch die Glaswände war zu sehen, dass die Kuppel menschenleer war. Genau genommen war sie komplett leer, da war nur Glas und eine Rückwand mit einer Tür.
    Auf Zehenspitzen schlichen sie an dem Wachmann vorbei, Rosa ein Stückchen vor Max.
    Sie zog an dem geriffelten Messinggriff, aber die Tür ging nicht auf. Ein Schloss gab es nicht. Dann sah sie das Tastenfeld.
    Max trat zwei Schritte zurück und betrachtete den Wachmann. An seiner Brusttasche war mit einer Klammer ein laminiertes Foto befestigt, und er trug ein schwarzes Band um den Hals.
    Vorsichtig löste Max den Bildausweis von seiner Brusttasche und betrachtete ihn. Er trug nur den Namen des Mannes und eine Nummer.
    Dann legte er den kleinen Finger um das Band und zog sachte daran. Der Wachmann war unrasiert, das Band schabte kratzend über seine Bartstoppeln.
    Behutsam zog Max das Band unter dem Uniformkragen hervor, ohne dabei die tief gezogene Mütze zu berühren, und achtete auf irgendwelche Anzeichen, dass der Mann aufwachte. Schließlich erschien oben in seinem Kragen der Rand einer dicken schwarzen Plastikkarte. Max packte sie vorsichtig mit den Fingerspitzen und zog sie heraus.
    Rosa kam zu ihm, stellte sich zwischen die gespreizten Beine des Wachmanns und zog ein Springmesser aus der Tasche. Sie beugte sich vor und durchschnitt mit einer schnellen Bewegung das Band.
    Der Wachmann ließ einen operntauglichen Furz fahren, ein lautes, tiefes Donnern in basso profondo , das klang, als käme da eine Harley aus seinem Arsch geflogen.
    Max und Rosa erstarrten.
    Der Mann bewegte sich. Er fuhr sich mit der Zunge über die Schneidezähne. Er gähnte und stöhnte.
    Und dann schlug er die Augen auf.
    Rosa stand immer noch vorgebeugt da, ihr Dekolleté schwebte dicht vor seiner Nase.
    Max hielt den Atem an, Rosa ebenso.
    Auf dem jugendlichen Mondgesicht des Wachmanns erschien ein breites Lächeln.
    Dann schloss er, ganz langsam, wieder die Augen und schlief weiter.
    Die gläserne Vorhalle des Krankenhauses erfüllte voll und ganz ihren Zweck. Sie war von einem unangenehm grellen, intensiven Weiß, das eine obsessive Hingabe an Sauberkeit und Hygiene verriet, übertrumpft nur von der strengen Anonymität. Der Fußboden sah aus, als hätte ihn noch nie ein Mensch betreten, das Glas der Kuppel war so sauber, dass es gar nicht zu sehen war, und sogar die Luft war seltsam geruchlos – obwohl das Meer so nah war –, als wäre sie ausgiebig gefiltert und aufbereitet worden, bevor man ihr zu zirkulieren erlaubt hatte.
    Der einzige Farbtupfer fand sich an der konkaven Rückwand, das Blattgold in den großen, in die Wand gemeißelten Versalien, die den Namen des Mannes buchstabierten, nach dem das Krankenhaus benannt war: Leonid Breschnew.
    Die Buchstaben wurden gerahmt von zwei Schwarz-Weiß-Fotos hinter Glas, die das ehemalige Staatsoberhaupt der Sowjetunion beim Handschlag mit Fidel Castro vor der Glaskuppel zeigten. Die beiden gaben ein ungleiches Paar ab. Breschnew schwitzte in seinem weißen Safarihemd und kniff im Sonnenlicht die Augen zusammen, während Castro, gut einen Kopf größer als sein Amtskollege und Verbündeter, mit breitem Lächeln auf einer Zigarre kaute. Er hatte allen Grund dazu: Das Krankenhaus hatte Kuba nicht einen Centavo gekostet.
    Kalte Luft umfing sie, als sie das Hauptgebäude betraten. Rosa nieste und schimpfte dann leise mit sich selbst.
    Während sie ihre Umgebung betrachteten, tauschten sie fassungslose Blicke, und ihre Gesichter spiegelten die gleichen zwei Fragen wider: Wo waren sie hier eigentlich gelandet, und was genau war das?
    Für Max wies es Ähnlichkeiten mit jenen exklusiven Privatclubs auf, von denen man überhaupt nur erfuhr, wenn man einen gewissen gesellschaftlichen Rang erreicht hatte und sich in höheren

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