Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesritual: Thriller (German Edition)

Todesritual: Thriller (German Edition)

Titel: Todesritual: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
Vom Netzwerk:
praktisch identisch.
    Beide leer.
    »Warum habe ich so ein Gefühl von Déjà-vu?«, fragte er. »Als würde hier eigentlich niemand arbeiten?«
    »Ich bin die einzige Vollzeitkraft hier. Für alles andere hat er Freelancer – Schnitt, Marketing, Vertrieb, Publicity, Buchhaltung.«
    »Und warum sucht er sich dann nicht ein kleineres Büro?«
    »Das hier ist zum Herzeigen, für Kunden und Investoren. Wenn die kommen, holen wir ein paar Leute dazu, damit es nach Arbeit aussieht.«
    »So wie der Beschiss, den Sie für mich inszeniert haben?«
    »Das war kein Beschiss … Okay, vielleicht war es eine Art Beschiss, weil wir Ihnen ja was vorgespielt haben, aber Sie haben Geld dafür bekommen. Viel Geld. Warum sind Sie so wütend?«
    »Er schuldet mir noch das Honorar für zwei Wochen – plus Spesen«, sagte Max.
    »Das wird er bezahlen, da bin ich sicher. Er bezahlt alle seine Rechnungen.«
    Sie kamen ins Büro von Rudi Milk. Auf den ersten Blick hielt er es für ein genaues Abbild des Büros im Tequesta-Gebäude – die gleichen holzgetäfelten Wände, dicker Teppichboden, großer Mahagonischreibtisch. Dann bemerkte er die kleinen, aber entscheidenden Unterschiede: der unverwechselbare Geruch nach Vanille, die großen rechteckigen Duftkerzen auf dem Fensterbrett und die Untersetzer in Form von Puzzleteilen auf dem Couchtisch. Die Möbel waren schon ein paar Jahre alt. An der Wand, in einem Glasrahmen, eine zerrissene und schmutzige amerikanische Flagge. In diesem Büro war Leben, eine Atmosphäre von langen Arbeitstagen, Höhen und Tiefen, Erfolgen und Rückschlägen. In der Ecke hing ein Foto von einem Feuerwehrmann, der, wie Max vermutete, ebenjene Flagge aus den Ruinen des World Trade Centers trug. Darunter eine goldene Plakette mit der Inschrift: » Never forget .«
    »Das hat Rudi bei eBay gekauft«, sagte Petra und deutete auf das Star Spangled Banner .
    Max hob den Rahmen an, um zu sehen, ob sich dahinter ein Tresor verbarg. Nichts.
    Wie in den übrigen Büros gab es auch hier nicht den leisesten Hinweis darauf, wie Rudi sein Geld verdiente. Max fragte sich, ob es ihm vielleicht peinlich war. Milk zelebrierte den Reichtum und das Image der Seriosität, aber die Quelle seines Wohlstands verleugnete er.
    Max bedeutete Petra, auf einem der beiden Stühle vor dem Schreibtisch Platz zu nehmen.
    »Hat jemand Sie dafür bezahlt, mich – speziell mich – für die Sache zu engagieren?«
    »Das weiß ich nicht, wirklich nicht.«
    »Sie sind seine persönliche Assistentin, und Sie wissen es nicht? Schwachsinn. Sie stecken mit drin.«
    »Erstens bin ich nicht seine persönliche Assistentin«, sagte sie. »Ich gehe nur ans Telefon und nehme Nachrichten entgegen. Und zweitens stecke ich nicht ›mit drin‹. Er hat mir gesagt, was ich machen sollte, und ich hab’s gemacht.«
    »Hat er Ihnen erzählt, warum?«
    »Ja. Er sagte, dass er einen Film dreht und dass Sie von nichts wüssten.«
    »Aber ich komme doch gar nicht vor in dem Film«, sagte Max. »Der war doch schon fertig.«
    »Wie bitte?«
    Er erzählte ihr von den Ereignissen im Hotel Zürich.
    »Schon komisch«, sagte sie mit gerunzelter Stirn. »Aber auch ziemlich harmlos, verglichen mit dem, was ich hier sonst so zu hören und zu sehen bekomme.«
    »Kennt Rudi jemanden, für den ich mal gearbeitet habe?« Max ratterte ein paar Namen von Klienten herunter.
    »Ich kenne seine Freunde nicht.«
    »Keiner der Namen kommt Ihnen bekannt vor?«
    »Nein.«
    Max atmete tief durch. Sie sagte die Wahrheit. Am besten machte er hier Schluss und fuhr nach Coral Gables.
    Er nahm die Schlüssel vom Tisch und ging mit Petra zurück in den Vorführraum. Er bat sie, sich zu setzen, und schaute sich um, ob er vielleicht etwas übersehen hatte.
    »Wo ist Ihr Handy?«
    »Vorn, in meiner Tasche.«
    »Sie bleiben hier, bis ich wieder da bin.«
    Sie sprang auf.
    »Was? Nein. Nein! Das können Sie doch nicht machen!«
    »Sondern? Losgehen, damit Sie Rudi anrufen können? Ich komme wieder, sobald ich mit ihm geredet habe.«
    »Aber ich bin verabredet.«
    »Wenn er Sie liebt, wird er warten.«

    22
    Ein lukratives Geschäft, die Pornografie, dachte Max, als er vor die Veranda trat und Rudi Milks Zuhause betrachtete. Eine zweistöckige, rot und weiß gestrichene Villa, in den Putz waren Delphine und Muscheln eingraviert, von den Balkonen hingen bunte Blumen, und in jeden einzelnen Schlussstein über den Bogenfenstern war ein irisches Kleeblatt gemeißelt. Max vermutete, dass dies eines der

Weitere Kostenlose Bücher