Todesritual: Thriller (German Edition)
war mit einer Schaufel flachgeklopft worden. Er erkannte die rautenförmigen Abdrücke. Die Schaufel fand er am anderen Ende des Gartens, sie lehnte an den drei Hundezwingern. Milk hatte Dobermänner gehalten, aber die waren schon seit Längerem tot, ihre Kadaver in den Zwingern stanken und waren von Fliegen übersät. Kein Blut. Wahrscheinlich waren sie vergiftet worden.
Max ging zurück zu den Zitronenbäumen und fing an zu graben.
Er grub schnell und schleuderte die Erde hinter sich. Seine Arme, die Brust und der untere Rücken wurden bald steif vor Anstrengung und vor Schmerz. Er grub sich tiefer und tiefer in die Erde, der Schweiß lief ihm über den Körper, die Moskitos zerstachen ihm Hände und Gesicht. Das Licht schwand zusehends. Am lilablauen Himmel erschienen die ersten Sterne. Es wurde Nacht. Er arbeitete schneller. Von dem, was da unten vergraben war, stieg ein furchtbarer Gestank auf und blieb ihm in der Kehle stecken. Zitronen, die er mit der umherfliegenden Erde vom Baum holte, regneten auf ihn nieder. Beim Graben zermatschte er sie mit der Schaufel, und ihr intensives Aroma vermischte sich mit dem stärker werdenden Gestank. Er wusste, er würde nie wieder Zitronen riechen oder sehen oder trinken können, ohne an diesen Augenblick erinnert zu werden.
Als Erstes fand er Geld. Zahllose Bündel 100-Dollar-Noten mit blassrosa Banderole. Er hob sie mit der Schaufel auf und warf sie zur Seite, wo er sie mit einem plumpsenden Geräusch landen hörte. Mindestens zwei, vielleicht drei Millionen Dollar lagen dort, schätzte er.
Warum vergrub jemand Geld?
Er grub weiter. Mittlerweile stand er bis zu den Oberschenkeln in der Grube.
Dann traf er auf etwas Festes.
Auf den Knien schaufelte er weiter, mit den Händen, grub die Finger tief in die Boden und schleuderte die Erde hinter sich.
Ein schwarzer Leichensack. Er tastete ihn ab. Ein Kopf. Er quetschte ihm die Nase, aus Versehen. Er schaufelte noch mehr Erde beiseite, bis er den Reißverschluss gefunden hatte.
Eine Frau, die er nicht kannte, Latina. Sie trug die weiße Uniform eines Hausmädchens. Ein Dutzend blutige Löcher in der Brust, ein Teil des Kopfes fehlte, die halbe Hand ebenso. Sie trug noch ihre weißen Espadrilles, die aus irgendwelchen Gründen immer noch pieksauber waren.
Er musste die Leiche aus der Grube zerren, um an die anderen zu kommen.
Als Nächstes fand er Rudi Milk. Schüsse in den Hals und in die Brust.
Dann die Frau, die er als Fabiana gekannt hatte, sie war auf die gleiche Weise getötet worden. Wahrscheinlich hatten sie nebeneinandergesessen.
Als Nächstes der Mann, der den Chauffeur gespielt hatte. Er war kaum noch zu erkennen. Der untere Teil seines Gesichts fehlte. Die Kugeln hatten große Stücke aus seinen Oberarmen gerissen. Andere hatten den Magen, die Genitalien und die Beine durchbohrt.
Die fünfte Leiche war Teddy, der Nachtportier des Hotels Zürich. Sein Oberkörper war regelrecht zerfetzt worden.
Max zog die Säcke wieder zu und kletterte aus der Grube.
Oben blieb er bäuchlings liegen, völlig erschöpft und bewegungsunfähig.
Es kostete ihn eine gewaltige Kraftanstrengung, wieder auf die Füße zu kommen. Er war von oben bis unten verdreckt. Seine Hose und der nackte Oberkörper waren schwarz, und er stank nach Tod. Der Tod steckte ihm in der Nase, in der Kehle, im Mund und tief in sämtlichen Poren.
So vertraut, so furchtbar.
Vor ihm lagen zwei Dollarbündel. Er hob eines auf und zählte es mit dem Daumen durch. Erdklumpen flogen heraus. Fünftausend, in Hundertern. Wenn er noch das andere Bündel nahm, wären Prescott und er mehr als quitt.
Er ließ das Geld fallen und schämte sich für diesen Gedanken. Was war aus ihm geworden – ein erbärmlicher Grabschänder?
Schlimm genug, dass er soeben einen Tatort unwiederbringlich versaut hatte. Seine DNS war überall auf den Leichen.
Er musste weg.
Er fuhr zurück nach Miami und nahm den Geruch des Todes mit in sein Zuhause. Nach besonders brutalen Kämpfen hatte Eldon Burns ihn meist in ein Eisbad gesetzt. Er war der Überzeugung gewesen, dass sich der Körper so schneller erholte. Auch Leichen wurden auf Eis gelagert. Um die Verwesung aufzuhalten. Alles war relativ. Er ließ sich Badewasser ein, dann drehte er den Heißwasserhahn zu und den kalten voll auf. Nicht kalt genug. Er schrubbte und schrubbte sich, bis ihm die Haut brannte. Dann schrubbte er noch einmal.
Danach stopfte er seine Kleider in eine Plastiktüte und entsorgte sie im
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