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Todesritual: Thriller (German Edition)

Todesritual: Thriller (German Edition)

Titel: Todesritual: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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verständlich, wie er fand, aber zumindest konnte er so sicher sein, dass sie ihn nicht anlog.
    Er bezweifelte nicht, dass sie allein im Büro war. Sie hatte gerade gehen wollen, als er kam. Sie war frisch geschminkt, ihr Parfüm beißend. Auf ihrem iMac mit dem großen Bildschirm lief Musik – überproduzierter, übertrieben gesungener und schlecht geschriebener Dreck, der sich Rhythm and Blues oder Modern Soul schimpfte, oder Urban Soul oder Kuschelsoul oder wie auch immer das vermarktet wurde.
    »Machen Sie das aus.«
    Sie stellte den Becher ab und bediente die Maus. Die Folter hatte ein Ende, und von allen Seiten drang Stille auf sie ein wie Luft in ein Vakuum.
    Max schaute sich im Empfangsbereich um. Die Einrichtung war geschmackvoll und dezent, nichts von der pornofilmartigen Vulgarität, die er erwartet hatte. Große Palmen rechts und links des Eingangs, pastellblaue Wände, grauer Teppichboden. Bequeme schwarze Ledersofas, davor ein Glastisch mit drei ordentlichen Stapeln Zeitschriften für den aufstrebenden Teil der Bevölkerung: Ocean Drive , GQ und Cool Fast Cars . An der Wand ein Ständer mit aktuellen Tageszeitungen. Hätte das Vorzimmer eines x-beliebigen Unternehmens sein können. Und genau das, vermutete Max, war wohl Sinn und Zweck des Ganzen. Es sollte nach einer erfolgreichen Firma aussehen, die nichts Verstohlenes oder Anrüchiges hatte.
    »Wo ist er hin?«, fragte Max.
    »Das weiß ich nicht. Er macht das ständig. Reist einfach ab«, sagte sie. »Auf Spähtour gehen, nennt er das.«
    »Spähtour? Nach Frauen suchen, oder was?«
    »Genau. Meist reist er nach Südamerika. Vor allem nach Brasilien. Die sind gerade total angesagt, die Frauen. Genau das wollen die Männer. Weiße Frauen mit dem Körperbau einer Schwarzen. Gewaltige Hinterteile und Bikinistreifen. Stehen Sie auf Brasilianerinnen?«
    Max überhörte die Frage. Ein nervöser Reflex, da war er sich sicher. Sie gehörte zu den Frauen, die redeten wie ein Wasserfall, wenn sie unter Druck standen.
    »Und er ruft nie an, um Sie wissen zu lassen, wo er steckt?«
    »Nein.«
    »Ist das normal?«
    »Andauernd macht er das. Er sagt ›bis morgen‹ und verschwindet für eine Weile.«
    »Wie lang ist die Weile?«
    »Eine Woche, zehn Tage. Nie mehr als zwei Wochen. Wenn ich gerade anfange, mir Sorgen zu machen, und überlege, ob ich zur Polizei gehen soll, ruft er mich an oder schreibt eine Mail.« Sie sprach mit einer Zuneigung, als würde sie über einen exzentrischen, aber liebenswerten Verwandten reden.
    »Was ist mit seiner … seiner Verlobten, Sharona, Gilmara, wie auch immer sie heißt? Begleitet sie ihn auf diesen Reisen?«
    »Nein.«
    »Wo ist sie?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht zu Hause. Das weiß ich wirklich nicht. Mit ihr habe ich nicht viel zu tun. Rudi sagt, sie führen eine offene Beziehung.«
    »Ach was. Wo ist zu Hause?«
    »Sie wollen die Adresse?«
    »Ganz genau«, sagte Max. Er wusste, dass sie versuchen würde, sich zu weigern, und trat einen Schritt näher, so nah, dass sie keine andere Wahl mehr sah, als ihm zu geben, was er wollte.
    »Das darf ich eigentlich nicht.«
    »Die Adresse.« Max streckte die Hand aus. Ihre Augen schossen panisch umher. »Und denken Sie nicht einmal daran, mir eine falsche zu geben.«
    »Er wird mich rauswerfen.«
    »Nur wenn ich ihm sage, woher ich sie habe.«
    »Was haben Sie mit ihm vor?«
    »Ihm ein paar Fragen stellen.«
    »Mehr nicht?«
    »Mehr nicht. Ich schwöre, ich werde ihm kein einziges implantiertes Haar krümmen.«
    Sie musste lächeln und fing an, in ihrer Rollkartei zu blättern. Max nahm sie ihr ab und fand Milks Privatadresse: Aledo Avenue, Coral Gables.
    »Wie heißen Sie?«, fragte er.
    »Petra Sorenson.«
    »Wie lange arbeiten Sie schon hier?«
    »Im Januar sind es zwei Jahre. Ich habe als Aushilfskraft angefangen. Rudi mochte mich, und ich mochte ihn, also bin ich geblieben. Es ist ein guter Job. Gut bezahlt, gute Leistungen. Und Rudi ist ein netter Kerl.«
    »Das freut mich«, sagte er. »Jetzt hätte ich gern noch eine Führung.«
    Sie nahmen den Korridor zu ihrer Rechten und sahen offene Zimmer, eine Kammer mit Büromaterial, einem Fotokopierer und einem Faxgerät, ein blitzsauberes Bad mit Dusche.
    Das erste Büro im gegenüberliegenden Korridor war abgeschlossen. Beim Aufschließen erklärte sie, dies sei der Vorführraum, in dem Rudi seine neuen Filme begutachte. Ein fensterloses Zimmer mit einem Flachbildfernseher und einem Sessel.
    Die nächsten beiden Büros waren

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