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Todesritual: Thriller (German Edition)

Todesritual: Thriller (German Edition)

Titel: Todesritual: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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Erde.
    Steinstufen führten hinauf zu den weißen Glastüren des Wintergartens. Max wollte gerade versuchen, ob sie abgeschlossen waren, als er das getrocknete Blut am Türgriff bemerkte. Er band sich ein Taschentuch um die Hand.
    Die Tür war nicht verschlossen. Er trat ein.
    Er sah die dünne Staubschicht auf dem Tresen und den Barhockern. Er ging auf die – ebenfalls weiße – Schiebetür zu, die vom Wintergarten ins Haus führte. Auch hier getrocknetes Blut, ein fingerspitzengroßer Fleck neben dem Türgriff.
    Er gelangte in die Küche. Geräumig und blitzsauber, alle Gerätschaften waren in den langen Tresen mit Glasplatte eingelassen. Das Fenster über dem Spülbecken stand weit offen. So war also die Möwe hereingekommen. Am anderen Ende des Tresens stand ein Silbertablett mit sechs Champagnergläsern. Daneben ein großer silberner Sektkübel mit einer noch verschlossenen Magnumflasche Bollinger, die im Wasser schwamm.
    Der Mülleimer war leer. Kein Beutel.
    Max ging zu den Stufen, die von der Küche in einen tiefer gelegenen Bereich in der Mitte des Hauses führten.
    Er trat auf etwas, das unter seinem Fuß knirschte.
    Eine leere Patronenhülse, die mit der eingesunkenen Spitze von oben aussah wie ein goldener Backenzahn. Er nahm sie mit dem Taschentuch auf und schaute auf den Boden: 9mm Luger. Er suchte nach einer Markierung. Keine. Er ließ die Patrone in die Brusttasche seines Hemdes fallen. Der Magen krampfte sich ihm zusammen, und sein Herz schlug schneller, es pulsierte in den Handgelenken, das Uhrenband am linken Arm war zu eng geworden.
    Als er die Stufen erreichte, sah er, was unten auf ihn wartete, und sein rechtes Bein erstarrte, der Fuß blieb in der Luft hängen, mitten in der Bewegung.
    Um Gottes willen.
    Getrocknete Blutspritzer auf dem Sofa, an den Wänden, auf dem Fußboden. Der Couchtisch umgestürzt und in der Mitte durchgebrochen. Einschusslöcher überall. Die Polstermöbel bis zu den Federn aufgeschlitzt. Leere Patronenhülsen auf dem Fußboden, sie glühten wie die Leuchtdrähte einer Glühbirne. Er ging nach unten. Langsam.
    Es stank nach Blut und altem Schmauch. Unmöglich zu sagen, wie viele Menschen hier gestorben waren. Von den Unmengen an Blut auf dem Sofa, auf der Wand dahinter und am Fußboden schätzte er auf drei. Eine vierte Person war – wahrscheinlich nach den anderen – unweit der Treppe erschossen worden. Wo der Couchtisch war, lagen noch mehr Patronenhülsen. Wie viele es insgesamt waren, wusste er nicht, bei 32 hatte er aufgehört zu zählen.
    Sechs Champagnergläser. Wie viele Tote?
    War der Mörder einer der Gäste?
    Und wo waren die Leichen?
    Keine Schleifspuren auf dem Fußboden.
    In der Ecke neben der Treppe, halb von getrocknetem Blut überzogen, lag ein Bündel 100-Dollar-Scheine. Vierzig bis fünfzig Scheine, die von einer schlichten rosafarbenen Banderole zusammengehalten wurden.
    Er ging weiter ins Haus hinein.
    Die Möwe, die noch auf der Holzstatue hockte, schaute ihn an, als er die Eingangshalle betrat. Er sah, wie sie sich aufplusterte. Er betrachtete die Frau aus Holz: Sie hielt sich die Hände vors Gesicht und bedeckte mit den Armen ihre Brüste, als schämte sie sich – ob das echt oder gespielt sein sollte, konnte er nicht erkennen.
    Das nächste Zimmer war komplett leer. Weiße Wände mit seidig glänzendem Anstrich. Makellos weißer Fußboden.
    Er hörte ein lautes Krähen in der Nähe und das Geräusch von Flügeln.
    Er schaute aus der Tür und sah, wie die Möwe aus dem Haus flog, wie sie zuerst mit den Flügeln schlug, sie dann ausbreitete und im Tiefflug über den Rasen schwebte.
    Die Sonne ging schon unter, in einer Stunde würde es dunkel sein.
    Die Möwe ließ sich auf einem der Zitronenbäume am unteren Ende des Gartens nieder und stapfte geräuschvoll auf und ab, sodass es im Laub raschelte. Dann hielt sie inne, um zum Haus zurückzuschauen.
    Schließlich flog sie davon, wobei ein kleiner Schauer hellgelber Früchte zu Boden regnete. Ein Dutzend Zitronen plumpste ins Gras. Max sah zu, wie sie mit einem kleinen Hüpfer aufkamen und nach rechts oder links rollten. Dabei fiel ihm auf, dass sich alle anderen Früchte zu zwei größeren Haufen zusammengefunden hatten. Seltsam. Anscheinend war da ein kleiner Hügel zwischen den Bäumen. Anscheinend war die Erde da höher.
    »Das kann doch nicht wahr sein!«
    Max hob die Grasnarbe an und legte ein Stück dunkler Erde frei, etwa einen Meter achtzig breit und zwei Meter fünfzig lang. Die Erde

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