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Todesrosen

Todesrosen

Titel: Todesrosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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hat.«
    »Sie muss die Leiche für uns identifizieren. Glaubst du, dass sie das in ihrer Verfassung schafft?«
    »Sie schiebt im Augenblick einen Affen. Ein Arzt könnte sie wieder fit machen. Aber keine verdammte Therapie, höchstens, wenn sie das selber will, klar?«
    »Hast du sonst noch etwas von ihr erfahren?«, fragte Erlendur.
    »Sie glaubt, dass Birta aus den Westfjorden stammte«, erklärte Eva Lind. »Und außerdem hatte sie einen Freund, der dauernd um sie herum war, und der stammt auch aus den Westfjorden.«

Elf
    Erlendur und Sigurður Óli fuhren zu der Villa im Stadtteil Breiðholt. Die großen Einfamilienhäuser dort sahen sich ziemlich ähnlich, Säulen vor dem Eingang, riesige Fenster, Doppelgarage, der typische, ziemlich einfallslose Stil der Neureichen. Vor Herberts Haus standen zwei Streifenwagen, und im Wohnzimmerfenster konnte man uniformierte Polizisten ausmachen. Das Haus hatte zwei Etagen, insgesamt etwa fünfhundert Quadratmeter Wohnfläche, hinzu kam die Garage, in der zwei Luxuslimousinen standen.
    Dem Hausbesitzer gehörten zwar eine Gebrauchtwagenhandlung und ein Striplokal, aber das reichte sicherlich nicht aus, um sich mit solchem Luxus umgeben zu können. Er bemühte sich, seinen Reichtum damit zu erklären, dass er Glück im Spiel gehabt hatte, sowohl in Island als auch beispielsweise in Las Vegas. Man wusste, dass er häufig in die Vereinigten Staaten reiste und sogar eine Zeit lang in Reno, der Glücksspielstadt in der Sierra Nevada, gelebt hatte. Er behauptete obendrein, halber Amerikaner zu sein, daher stamme der Familienname Rothstein, den er manchmal verwendete, vor allem in den USA, manchmal aber auch in Island. Als Herbert Rothstein präsentierte er sich, wenn viel auf dem Spiel stand. Eine simple Recherche ergab, dass er eigentlich Herbert Baldursson hieß.
    Herbert begrüßte sie in genieteten Cowboystiefeln aus Rindsleder, neuer, dunkelblauer Jeans und rotkariertem Hemd, dazu trug er ein blaues Halstuch. Erlendur warf Sigurður Óli einen vielsagenden Blick zu. Statt Gemälden hingen gerahmte Filmplakate an den Wänden, von denen die vom »Paten« am meisten ins Auge fielen. Die Möbel, rote Plüschsofas und niedrige Hocker, machten den Eindruck, als stammten sie aus einer 70er-Jahre-Disko. Der Couchtisch war irgendein scheußliches Kunststoffteil. Den meisten Platz beanspruchten Stereoanlage, Boxen und der Fernseher, alles in einer ausladenden, den halben Raum einnehmenden freistehenden Regalwand untergebracht. Der Fußbodenbelag bestand aus einem violetten Langhaarteppich, der an einen verwilderten Rasen erinnerte. Herbert nannte seine Villa »Dallas«, und die einzelnen Zimmer hießen nach den Hauptpersonen der Fernsehserie.
    »Wieso holt ihr einen mitten in der Nacht aus dem Bett?«, rief Herbert, der aus dem Pamela-Zimmer ins Wohnzimmer kam. Erlendur kannte ihn und seine kriminelle Laufbahn flüchtig, oberflächlich gesehen schien sie nicht sonderlich bedeutend zu sein. Seit seiner Jugend hatten sich in regelmäßigen Abständen Diebstähle, Körperverletzungen und kürzere Gefängnisstrafen abgewechselt. Vermutlich war er auch an einem Versuch, Alkohol in großen Mengen zu schmuggeln, Anfang der 70er Jahre beteiligt gewesen. Zwar stand er jetzt unter Verdacht, in großem Stil harte Drogen zu importieren, aber man hatte ihm noch nie etwas nachweisen können. Einiges von dem Beweismaterial war sogar unter mysteriösen Umständen verschwunden. Erlendur hatte manchmal seine Zweifel an der Arbeit seiner Kollegen im Rauschgiftdezernat. Herbert war um die fünfzig, eher klein und schlank, und hatte ein schmales, längliches Gesicht mit wulstigen Lippen. Seine Bewegungen wirkten etwas hektisch, vielleicht weil er nervös war. Er lebte allein in diesem Haus, war unverheiratet und kinderlos. Er galt als gewalttätig und war mehrmals wegen Körperverletzung angezeigt worden, doch die Anzeigen wurden später immer wieder zurückgezogen. Erlendur konnte sich erinnern, dass Herbert Anfang der 80er Jahre einmal im Zusammenhang mit einem Vermisstenfall, der nie gelöst werden konnte, in Untersuchungshaft gesessen hatte.
    »Hallo, Herbert!«, sagte Erlendur.
    »Musstet ihr mit dieser verfluchten Lichtorgel hier anrücken? Ich hab gerade erst Kontakte zu meinen Nachbarn aufgebaut. Was geht hier eigentlich ab? Vom Rauschgiftdezernat seid ihr nicht. Was wollt ihr Idioten von mir?«
    »Wie wär’s mit einer etwas zivilisierteren Ausdrucksweise, mein lieber Herbert«, sagte Erlendur und

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