Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesrosen

Todesrosen

Titel: Todesrosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
Vom Netzwerk:
dass er zu früh losfuhr und sich das Dach des Jeeps verschrammte, als er mit Karacho rückwärts aus der Garage setzte.
    Er fuhr in rasantem Tempo in die Innenstadt und hielt vor dem Gebäude des Telefonamts. Dort gab es eine der wenigen öffentlichen Telefonzellen in Reykjavík. Herbert war sich ziemlich sicher, dass er vom Rauschgiftdezernat überwacht wurde. Der Drogenmarkt auf Island war klein, und die Polizei kannte die meisten, die damit zu tun hatten. Er wählte eine Nummer und wartete darauf, dass jemand dranging. Er wartete eine ganze Weile, ließ es lange klingeln, länger und noch länger. Er fingerte an der Telefonschnur herum und trat mit seinen Cowboystiefeln gegen die gläserne Tür der Telefonzelle. Es war kurz vor zwei. Endlich meldete sich jemand am anderen Ende der Leitung.
    »Ja!«, sagte eine Männerstimme.
    »Hast du gewusst, dass Birta tot ist?«
    »Von welchem Apparat sprichst du?«
    »Aus ’ner Telefonzelle. Ich bin doch nicht stupid. «
    »Ja, Herbert.«
    Und dann wurde das Gespräch abgebrochen. Erlendur und Sigurður Óli waren Herbert in die Innenstadt gefolgt und hatten in angemessener Entfernung zur Telefonzelle gehalten.
    »Wir müssen herausfinden, ob das Telefonamt uns die Nummer verschaffen kann, die unser Herbie da angerufen hat«, sagte Erlendur, und Sigurður Óli nickte zustimmend. Sie sahen, wie Herbert wieder aus der Telefonzelle herauskam, in seinen Jeep stieg und davonbrauste.
    »Wenn ihr meinen lifestyle nicht abhaben könnt«, ahmte Sigurður Óli Herbert nach. »Hör mal, komm mir nicht damit, oder ich ruf meinen lawyer an. «
    Sie brachen beide in schallendes Gelächter aus.

Zwölf
    Erlendurs kleiner Koffer mit ein paar wenigen notwendigen Dingen für die Reise stand bereit. Er erkundigte sich telefonisch nach dem Befinden seines Sohnes in der Entzugsklinik und rief dann Elínborg an, um ihr während seiner Abwesenheit die Leitung der Ermittlungen in Reykjavík zu übertragen.
    Sigurður Óli traf Bergþóra sehr beschäftigt in ihrem Büro an und teilte ihr mit, dass er in die Westfjorde fahren würde; die Tote schien von dort zu stammen, und es würde sicher zwei oder drei Tage dauern, um ihre Angehörigen ausfindig zu machen und herauszubekommen, um wen es sich genau handelte. Falls etwas war, könne sie ihn auf seinem Handy erreichen oder sich im Zweifelsfall gleich mit der Polizei in Verbindung setzen. »Hm, das war schon alles.« Er zögerte bis zur letzten Sekunde und war fast schon aus der Tür heraus, als er sagte: »Wir könnten vielleicht mal etwas Nettes zusammen unternehmen. Wenn ich wieder zurück bin.« In dem Augenblick klingelte Bergþóras Telefon, sodass sie ihm nur zuwinken und nicken konnte.
    Die Suche im Volksregister hatte keinen Erfolg gezeitigt. Es gab etwa zwanzig Mädchen im ungefähren Alter der Toten, die diesen Namen trugen, Birta. Die Nachforschungen ergaben, dass alle am Leben waren und keine von ihnen vermisst wurde.
    »Haben wir schon rausgekriegt, wen Herbie in der Nacht angerufen hat?«, fragte Erlendur, als sie auf der Ausfallstraße nach Norden die Stadt verließen. Sigurður Óli saß am Steuer, und Erlendur machte es sich auf dem Beifahrersitz bequem. In seiner Brusttasche befand sich das Foto von Birta, das er notfalls in den Westfjorden herumzeigen würde. Das Foto war auch bereits an alle Polizeidienststellen in dieser Region gegangen, aber das hatte bislang noch nichts gebracht. Das Mädchen schien nirgendwo bekannt, und niemand hatte nach ihr gefragt.
    »Warum konnten wir nicht einfach das Flugzeug nehmen?«, fragte Sigurður Oli, dem es davor graute, die ganze Strecke in die Westfjorde fahren zu müssen.
    »Haben wir das nicht schon hinlänglich besprochen?«, sagte Erlendur. »Wir müssen die Westfjorde kennenlernen. Ich werde das Gefühl nicht los, dass sie in dem Ganzen irgendwie eine Rolle spielen. Nicht zuletzt wegen Jón Sigurðsson. Da muss doch etwas dahinterstecken, und das werden wir nur in den Westfjorden herausfinden können. Gibt’s was Neues von unserem Möchtegern-Amerikaner?«
    »Von wem?«
    »Herbie.«
    »Man hat noch nicht feststellen können, wen er angerufen hat. Die beim Telefonamt sind nicht gerade von der schnellen Truppe«, antwortete Sigurður Óli. »Sein Telefon wird abgehört. Und wir kriegen alles, was beim Rauschgiftdezernat über ihn vorliegt.«
    »Der arme Herbie hat es furchtbar eilig gehabt«, sagte Erlendur, und dann verstummten sie. Sie folgten der Hauptstraße bis nach Borgarnes, von

Weitere Kostenlose Bücher