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Todesrosen

Todesrosen

Titel: Todesrosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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dass jemand, der sich so was traute, starke Hintermänner haben musste. Herbert war ja schließlich nicht irgendwer. Er gehörte zu den ganz Großen in seiner Branche, und kein verdammter kleiner Wicht kidnappte ihn einfach so, ohne dass höhere Mächte ihn dazu beauftragt hatten.
    Herberts Gehirn war überfordert, seine Gedankengänge wurden immer verworrener. Diese Verschwörungstheorie passte nämlich nicht so richtig zu dem, was er andererseits ganz sicher wusste. Birta und dieser Idiot waren wegen irgendwelcher Vorkommnisse vor vielen Jahren befreundet gewesen, das hatte Birta ihm irgendwann mal erzählt. Er wusste auch, dass Janus versucht hatte, Birta dazu zu bringen, von den Drogen wegzukommen und sich nicht mehr mit Herbert abzugeben, doch das war in Birtas Fall vertane Liebesmüh. Das Mädchen war der schlimmste Junkie, der Herbert jemals untergekommen war, absolut hoffnungslos. Keine Chance, ihr zu helfen. Sie war von ihrem selbstgewählten Kurs ins Verderben nicht abzubringen.
    Herbert war überzeugt, dass Kalmann sie umgebracht hatte. Vielleicht nicht vorsätzlich, sondern eher zum Zeitvertreib, um sich daran zu weiden. Kalmann war vollkommen unberechenbar, und es gab nur noch weniges, was ihm einen Kick gab. Herbert hatte ihm die Mädchen besorgt, und Birta fand er besonders spannend. Sie war um die zwanzig, glaubte Herbert. Manchmal wollte Kalmann noch jüngere, manchmal wollte er die Ausländerinnen aus dem »Boulevard«, aber er schien irgendetwas in Birta zu sehen, was Herbert entging. Herbert erinnerte sich, dass er, bevor er in die USA geflogen war, noch schnell Birta Bescheid gegeben hatte, dass Kalmann sie sehen wollte. Deswegen fiel er aus allen Wolken, als diese dämlichen Bullen bei ihm vorsprachen und ihm erzählten, dass Birta tot war. Kalmann war eine prominente Persönlichkeit und konnte sich nicht mit wem auch immer sehen lassen. Diese Treffen mit Minderjährigen hatten manchmal in Kalmanns etwas abseits gelegenem Ferienhaus am See von Þingvellir stattgefunden. Herbert sorgte für den Transport, sowohl dorthin als auch in die Stadt zurück. Birta kam manchmal grün und blau geschlagen von dort wieder, doch Herbert wusste, dass sie sich das gefallen ließ, weil sie großzügig dafür bezahlt wurde. Für Geld machte sie einfach alles, dafür war Birta bekannt.
    Herberts Verdacht, dass Kalmann ihn in diese fatale Lage gebracht hatte, wurde ihm, je länger er darüber nachdachte, zur Gewissheit, und dieser Gedanke erleichterte es ihm, mit seiner Situation klarzukommen. Als sich die Tür zur Räucherkammer wieder öffnete und Janus hereinkam, war er sich vollkommen sicher, dass kein alberner junger Bengel wie der da Herbert Rothstein aus eigenem Antrieb heraus in eine Räucherlade stopfte und ihn in der Finsternis zurückließ.
    »Hat dieser Dreckskerl von Kalmann dich beauftragt, mich zu kidnappen? Ey! War er das?«, schrie Herbert zu Janus hoch, der sich direkt über ihm postiert hatte. Schwarzgeräuchertes Tierfett löste sich unter seinen Sohlen und rieselte auf Herbert hinunter.
    »Wie kommst du denn auf die Idee?«, fragte Janus verwundert. »Glaubst du etwa, ich arbeite für ihn?«
    » Yeah, man. Würd mich nicht wundern. Was bezahlt er dir dafür? Ich kann dir mehr bezahlen. Sag nur die Summe, und wir machen das augenblicklich klar. Was hältst du davon? Hol mich jetzt aus diesem Drecksloch hier raus.«
    »Birta hat mir gesagt, dass du seit alten Zeiten mit Kalmann befreundet bist. Dass ihr viel zusammen unternommen habt, und sie hat mir erzählt, dass du dich damit gebrüstet hast, Kalmanns einziger Freund zu sein. Und du hast selber damit angegeben, dass du ihn zu jeder Zeit auffliegen lassen könntest. Birta wusste bloß nicht, was du damit gemeint hast. Ich hab darüber nachgedacht, und mir ist die Idee gekommen, dass du mir vielleicht helfen könntest.«
    »Dann sag schon, mit was«, sagte Herbert.
    »Wie komme ich an Informationen über dich und Kalmann heran?«
    » Yeah, yeah, yeah … Und Kalmann hat wohl gar nichts damit zu tun, hä? Und du weißt nichts über Kalmann? Wer sonst sollte wohl Informationen über uns haben wollen? Will er die Papiere sehen? Hat er Schiss gekriegt? Will er das Beweismaterial? Er denkt wohl, ich würde ihn verpfeifen, was? Er hat diese Tussi von Birta da in seinem Sommerhaus abgemurkst, oder etwa nicht? Da ist er zum Schluss zu weit gegangen. Hat Birta die ganze Zeit blau und grün geschlagen, und zum Schluss hat er sie umgebracht. Und wo warst

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