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Todesrosen

Todesrosen

Titel: Todesrosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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kriminellen Szene hier in Reykjavík – so spannend, wie die ist. Der Fall wurde wie eine Mordermittlung gehandhabt, und Herbert wurde vernommen, weil irgendjemand die beiden in Verbindung brachte, aber die Leiche wurde nie gefunden. Anscheinend hat sich auch niemand daran gestört, dass dieser Mann nie wieder auftauchte. Isländer haben eine merkwürdige Einstellung zu Vermisstenfällen. Sie haben sich wohl im Laufe der Zeit daran gewöhnt, dass Menschen bei Unwettern verschwinden können und eine Leiche vielleicht erst nach hundert Jahren gefunden wird. So ein Verschwinden gab dann nur Anlass zu einer weiteren unterhaltsamen Gespenstergeschichte. Wir regen uns nur in Ausnahmefällen über das Verschwinden von Menschen auf. Das ist schon in den isländischen Volkssagen so, und deswegen hält man das für normal.«
    »Du weißt, wer Kalmann ist, dieser bigshot im isländischen Business. Ich habe immer gehört, dass Herbert und der unter einer Decke stecken, dass er womöglich sogar der Drahtzieher hinter Herbert ist. Angeblich sind sie schon seit ewigen Zeiten befreundet und immer in Kontakt geblieben. Herbert ist viel zu bescheuert, um irgendwas wirklich unter Kontrolle zu haben, höchstens mit Gewalt. Er hätte sich nie und nimmer aus eigener Kraft den ganzen Drogenmarkt unter den Nagel reißen und organisieren können, no way. Wenn man den ganzen Gerüchten Glauben schenkt, ist Kalmann das Hirn hinter dem Ganzen.«
    »Wir haben Kalmann im Visier. Wir vermuten, dass Herbert ihm Mädchen besorgt hat und Birta eines von ihnen war. Auch Mädchen aus diesem schauerlichen Pornoclub, der ihm gehört.«
    »Ich weiß, dass Herbert auch Nutten hält. Freundinnen von mir haben für ihn gearbeitet.«
    »Wie läuft das ab?«
    »Sie kriegen Bescheid, dass sie irgendwelche Typen in Hotelzimmern oder in Sommerhäusern besuchen sollen.«
    »Und der Bescheid kommt von Herbert?«
    »Das hab ich gehört.«
    »Hast du auch schon mal für Herbert gearbeitet?«
    »Herrgott noch mal, hör auf, dich so zu quälen!«
    Sie saßen schweigend da, bis Eva Lind wieder das Wort ergriff.
    »Vor einem halben Jahr hab ich mich zuletzt auf Aids untersuchen lassen. Ich drücke nicht, im Gegensatz zu Birta, und wenn ich mit jemandem ins Bett steige, pass ich auf. Was Aids betrifft, pass ich verdammt auf. So blöd bin ich nicht, so tief gesunken bin ich nicht.«
    »Lässt du deine Tests in Island machen?«
    »Natürlich.«
    »Falls du das nicht wolltest, was würdest du dann machen?«
    »Es geht ja bloß um eine Blutprobe, und im Ausland gibt es überall Anlaufstellen für Leute, die herausfinden wollen, ob sie sich infiziert haben. Falls Birta ins Ausland gefahren ist, dürfte es bestimmt kein Problem für sie gewesen sein, das abchecken zu lassen.«
    »Gehen diese Kerle nicht ein ganz schönes Risiko ein, wenn sie sich mit solchen Mädchen einlassen?«
    »Einigen macht das was aus, anderen nicht. Manche finden es voll geil, mit dem Feuer zu spielen. Vielleicht fehlt ihnen der ultimative Kick. Ich weiß es nicht.«
    Erlendurs Handy klingelte. Es war Elínborg. Sie war gerade ganz in der Nähe des Lokals. Charlotte hatte angerufen und einen Einbruch in dem Haus, in dem sie zur Miete wohnte, gemeldet. Gestohlen worden war eigentlich nichts, aber in dem einen Zimmer hatte jemand die Fußbodendielen hochgestemmt.
    »Ich wurde Lillibob genannt«, sagte Erlendur. Er hatte das Handy wieder eingesteckt und war aufgestanden.
    »Was?«
    »Lillibob, so wurde ich in Eskifjörður genannt.«
    »Lillibob? Lillibob. Mensch, wie süß.«

Neunundzwanzig
    Erlendur eilte die Pósthússtræti entlang und bog in die Kirkjustraeti ein. Vor dem Haus standen zwei Einsatzwagen, und als er die Wohnung betrat, war sie bereits voller Polizisten. Elínborg und Þorkell waren ebenfalls da, Sigurður Óli jedoch war nirgends zu sehen. Er war nicht zu Hause, und sein Handy war abgestellt. Erlendur drängelte sich an den Polizisten vorbei zu Elínborg. Sie und Þorkell standen neben einem Loch im Dielenboden in dem kleinen Zimmer, in dem sie sich ganz zu Anfang mit Charlotte unterhalten hatten. Neben dem Loch lag ein Blechkasten von der Größe eines Schuhkartons auf dem Boden. Das simple Schloss war aufgebrochen worden, der Kasten leer.
    Sonst schien nichts im Haus angerührt worden zu sein, obwohl das schwierig abzuschätzen war, denn es gab ja keine wirklichen Wertgegenstände in der Wohnung. Sie war genauso verdreckt und verschlampt wie bei Erlendurs erstem Besuch. Die

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