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Todesrosen

Todesrosen

Titel: Todesrosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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du dich regelmäßig testen, oder ist es, weil du glaubst, dass du so etwas nicht bekommst, sondern nur die anderen Junkies und Herumtreiber? Nur die anderen Idioten, aber nicht du. Ist es das, was dich da so sicher sein lässt?«
    »Sei doch nicht so bösartig«, schnaubte Eva Lind und zog die Nase hoch. »Soviel ich weiß, hab ich dir bei diesem Fall geholfen, und dafür bedankst du dich mit lauter Vorhaltungen.«
    »Du musst doch begreifen, wie ich mich fühle.«
    »Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, und überhaupt geht mich das wohl auch kaum etwas an. Du bist gegangen, erinnerst du dich. Du warst kein Vater für mich, und ich weiß immer noch nicht, ob du es tatsächlich bist. Ich wüsste nicht, dass du irgendwelche Ansprüche geltend machen kannst. Ich wüsste nicht, dass ich dir jemals irgendetwas bedeutet habe. Du warst bloß irgendein Kerl, von dem Mama behauptete, er sei ein ekelhaftes Scheusal. Das warst du, begreifst du das? Ein Scheusal. Ich kenn dich erst seit ein paar Jahren, und zwar nur deswegen, weil ich dich aufgesucht habe. Sindri Snær und ich sind dir auf die Bude gerückt, weil wir neugierig waren auf dieses Scheusal. Und du willst dir ein Urteil über mich erlauben, als seist du der Hohepriester der zwischenmenschlichen Beziehungen?«
    Eva Lind sagte das alles vollkommen ruhig und ohne irgendwelche Anzeichen von Erregung. Sie sah ihrem Vater unbefangen in die Augen, der jedoch den Blick abwenden musste. Er konnte den Worten seiner Tochter nichts entgegensetzen, und das wussten sie beide. Er hatte zwar Eva nicht zu einem Wutanfall provoziert, aber in einer tiefen Wunde von ihnen beiden gebohrt.
    »Wir wissen nichts über dich«, fuhr sie fort. »Nicht das Geringste. Wie warst du, als du klein warst? Wie wurdest du genannt? Wer bist du? Woher kommst du? Was für ein Kaff ist dieses Eskifjörður? Wer ist Erlendur? Kannst du mir das sagen?«
    Erlendur schwieg.
    »Ich habe gerade vorhin mit Mama telefoniert«, fuhr sie fort. »Sie sagt, du hättest Sindri Snær geholt und nach Vogur gebracht. Das erste Mal seit wie viel Jahren, dass ihr miteinander sprecht? Siebzehn oder achtzehn? Zwanzig?«
    »Man kann es wohl kaum ein Gespräch nennen«, warf Erlendur ein. »Sie rief an, bevor ich in die Westfjorde fuhr, und hat sich dabei hoffentlich abreagieren können.«
    Eva Lind schwieg eine Weile und betrachtete ihren Vater.
    »Ich weiß, dass du dich manchmal wegen mir und Sindri Snær bemitleidest und dass du dir selber die Schuld daran gibst. Darüber haben wir oft diskutiert. Aber lass es dir gesagt sein, es spielt überhaupt keine Rolle für mich, was du glaubst oder wie du versuchst, dein Versagen wieder gutzumachen. Das interessiert mich überhaupt nicht mehr. Aber kannst du dir nicht vorstellen, dass Sindri und ich uns ebenfalls bemitleidet haben? Hast du jemals einen Gedanken daran verschwendet? Glaubst du vielleicht, du bist der Einzige, der sich bemitleiden darf? Sindri und ich haben einen Weg gefunden, um zu überleben. Es ist vielleicht nicht vorbildlich, wie wir das handhaben, aber es ist eben eine Möglichkeit. Du hast uns einfach bei Mama und all diesen Kerlen zurückgelassen, mit denen sie sich eingelassen hat. Einige waren okay, andere nicht. Keiner von denen hat es lange bei ihr ausgehalten, wahrscheinlich gingen ihnen die Kinder auf den Keks. Einige haben es uns direkt ins Gesicht gesagt. Ich kann mich an einen erinnern, der Sindri so verprügelt hat, dass er zur Ambulanz musste. Und wo war da unser Scheusal? Also sitz hier bloß nicht rum und kritisiere Sindri und mich. Was wir machen, ist unser Bier. Wir fühlen uns zwar nicht immer im siebten Himmel, aber was soll’s.«
    »Einiges von dem, was du sagst, kann ich nachvollziehen«, sagte Erlendur nach einigem Schweigen. »Aber ich hab dich nicht nur wegen Aids angerufen. Ich wollte dich mit diesem Mädchen Birta vergleichen. Sie stammte auch aus – wie heißt es doch so schön – zerrütteten Familienverhältnissen. Ihre Eltern haben sich ebenfalls scheiden lassen. Als ich mit ihrer Mutter sprach, hatte sie keine Antwort darauf, weshalb ihre Tochter drogensüchtig geworden ist. Es begann bei ihr auf dem Gymnasium, und danach war ihr nicht mehr zu helfen. Da musste ich an dich denken und an andere Mädchen, und ich wollte gerne wissen, weshalb Mädchen und Jungen zu Drogen greifen und ihr Leben wegwerfen, um tiefer und tiefer zu sinken, bis alles zerstört ist.«
    »Vergleichst du mich mit dieser Birta? Zwischen uns beiden besteht

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