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Todesrosen

Todesrosen

Titel: Todesrosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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aber ein gewaltiger Unterschied. Ich drücke nicht, das hab ich noch nie getan, und das werde ich auch nie tun. Ich bin clean.«
    »Genau. Du solltest dich selber hören! Du wirst etwas nie tun, und im nächsten Moment steckst du schon voll drin.«
    »Bei einigen ist es weder auf irgendwelche Auslöser noch auf familiäre Hintergründe zurückzuführen, dass sie in der Gosse landen«, sagte Eva und ignorierte den zornigen Unterton ihres Vaters. »Bei anderen gibt es so was. Ich hab ein Mädchen gekannt, die hieß Helga, und sie starb an Aids. Ihr Vater hat sie missbraucht, seit ihrer Kindheit. Ein richtig feiner Pinkel und nicht etwa irgendein schmieriger Typ. Sie hat, so schnell sie konnte, die Kurve gekratzt. Bei Jungs kommt das auch vor, aber nicht so häufig. Einige sind praktisch von Geburt an auf sich selbst angewiesen und haben niemanden, der sich um sie kümmert. Sie treiben sich rum, klauen, prügeln, werden verknackt und kommen wieder raus, um gleich wieder zu klauen und zu prügeln. Sozialhelfer sülzen dann darüber, dass sie aus zerrütteten Familienverhältnissen kommen, nie was anderes als Suff und Gewalt erlebt haben und deswegen nichts als Randale und Revolte kennen. Es gibt aber auch welche, die furchtbar streng erzogen worden sind, die geschlagen wurden und nicht rauchen und keinen Alkohol anrühren durften, weil die Eltern eine totale Macke hatten, und die rebellieren ebenfalls. Und dann die, wo niemand kapiert, wieso. Gutes Zuhause, schlechtes Zuhause, das hat überhaupt nichts zu sagen. Die fangen mit Alkohol an und vielleicht mit Hasch oder irgendwelchem safe Dope, aber aus irgendeinem Grund haben die sich einfach under control. «
    »Liegt es an irgendwas im Gehirn?«
    »Das sagt Sindri Snær immer. Ich weiß es nicht, ich kenn mich da nicht aus. Vielleicht ist es auch was Komplizierteres, aber dieses blöde Gefasel über den familiären Hintergrund hilft da nicht weiter. Irgendetwas geht da ab, womit die nicht fertig werden können. Die sind vielleicht ’ne ganze Weile straight, aber dann versacken sie so bodenlos, dass sie nie wieder davon loskommen. Bei denen ist die Sucht angeboren, die kennen nichts anderes als Dope. Denen geht es nur dann gut, wenn sie breit sind, am liebsten aber völlig aus der Welt.«
    »Und wo ordnest du Sindri Snær und dich in dem Ganzen ein?«
    »Kannten wir was anderes als ein Scheusal?«, sagte Eva Lind, um weiter Salz in die Wunde zu streuen.
    »Vielleicht bin ich ein Scheusal, aber ich verurteile euch nicht. Auch wenn ich entschieden etwas dagegen habe, was ihr euch selber antut, verurteile ich euch nicht, das habe ich nie getan. Aber ich kriege die Wut, und ich begreife nicht, wieso ihr euch so verhaltet. Ich habe immer an euch gedacht, und ich war froh, als ihr zu mir gekommen seid. Ich habe versucht, euch zu helfen. Ich habe ein ganzes Jahr damit verbracht, dich aus dem Sumpf herauszuholen, und es wäre beinahe geglückt. Vielleicht wart ihr aber auch schon zu tief gesunken.«
    Eva Lind wechselte urplötzlich das Thema.
    »Habt ihr schon rausgekriegt, was für eine Birta das ist?«, fragte sie und zog leicht die Nase hoch, was Erlendur nicht entging.
    »Birta Óskarsdóttir. Sie stammte ursprünglich aus Ísafjörður und kam vor einigen Jahren nach Reykjavík. Hatte schon in den Westfjorden mit Dope angefangen, aber hier in der Stadt steigerte sich ihr Drogenkonsum enorm. Sie hatte einen Freund, der Janus heißt, die beiden haben anscheinend auch zusammen gewohnt. Den suchen wir, genau wie Herbert, der ist wie vom Erdboden verschluckt. Fällt dir dazu was ein?«
    »Ich habe Birta nicht gekannt und genauso wenig diesen Janus, und es wär super, wenn Herbert nie gefunden werden würde. Er ist das Letzte. Er hat den Drogenhandel hier in Reykjavík richtig organisiert – und nicht nur hier, sondern auch auf dem Land. Trotzdem hat er kaum je Ärger mit dem Rauschgiftdezernat. Er tickt zwar nicht frisch, ist aber unheimlich auf der Hut; ich weiß nicht, vielleicht hat er ja auch Beziehungen zu irgendjemandem im Dezernat. Und er regiert mit eiserner Faust, was Brutaleres als den gibt’s nicht. Irgendwann verschwand ein Mann, der ihm Konkurrenz machen wollte, und es heißt, dass Herbert ihn umgelegt hat. Niemand traut sich, gegen Herbert aufzumucken, aber das sind ja auch alles totale Weicheier, die für ihn dealen.«
    »Elínborg hat sich nochmal diese alte Akte angesehen. Der Mann, der verschwand, hieß Stefán und hatte irgendwelche Verbindungen zur

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