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Todesrosen

Todesrosen

Titel: Todesrosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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gelegt hat?«
    »Nicht wirklich. Wir suchen zwar nach einem jungen Mann, einem Freund von ihr aus den Westfjorden, aber im Grunde genommen sind wir keinen Schritt weitergekommen. Möglicherweise hat er einen Mann namens Herbert überfallen und entführt.«
    »Besteht dann nicht die Gefahr, dass er auch mich überfällt?«
    »Es ist richtig und auch wichtig, möglichst vorsichtig zu sein.«
    »Du bist ja jetzt bei mir.«
    »Mmh«, murmelte Sigurður Óli mit dem Mund voll grüner Oliven. Er hatte sich schon heftig den Kopf darüber zerbrochen, wie sich ihre Beziehung weiterentwickeln würde, wenn die Ermittlungen abgeschlossen waren. Würden sie wieder ihrer Wege gehen? Würden sie in Kontakt bleiben? Er wusste auch nicht, wie Erlendur es aufnehmen würde, wenn er herausfände, dass Sigurður Óli sich auf einen heftigen Flirt mit der Zeugin in einem Mordfall eingelassen hatte.
    Ihre Gedanken waren in eine ähnliche Richtung gegangen. Der Armleuchter vom Friedhof, dieser tolle Kavalier, der sofort Reißaus genommen hatte, war seit längerer Zeit die einzige Unterbrechung in ihrem praktisch männerlosen Dasein gewesen. Bis dahin hatte sie sich seit dem Studium mit niemandem mehr ernsthaft eingelassen. An der Universität hatte irgendein Islandpulloverfreak versucht, sie anzubaggern, und sie hatte schwache Erinnerungen an einen Flirt im Gymnasium, aus dem nichts geworden war. Sie hatte nicht viel Zeit in Männer investiert, es hatte höchstens ab und zu mal einen gegeben, der dann am Morgen danach im Taxi abgezogen war.
    »Möchtest du einen Kaffee?«, fragte sie.
    »Ja, bitte«, antwortete Sigurður Óli.
    »Machst du dir etwas aus Gedichten?«, fragte sie, stand auf und machte sich an der Kaffeemaschine zu schaffen.
    »Was für Gedichte?«
    »Richtige Dichtung.«
    »Ja.«
    »Ich hab ein Faible für Bólu-Hjálmar. Er hat über Solon Islandus gedichtet und gesagt, dass Glücklosigkeit einen umfangen kann.«
    »Und?«
    »Dieses Gefühl verfolgt mich seit einiger Zeit immer stärker.«
    »Was für ein Gefühl?«
    »Ich hab den Mann auf dem Friedhof nur von hinten gesehen, auch nur für einen Augenblick. Aber es war genau wie in dem Gedicht von Hjálmar.«
    »Was?«
    »Diese Glücklosigkeit. Da war irgendetwas an ihm, was mich an die Glücklosigkeit von Solon erinnerte.«
    Bergþóra stand auf, um abzuräumen.
    Im Vorbeigehen berührte sie Sigurður Óli, der der Versuchung nicht widerstehen konnte. Er fasste sie am Handgelenk und zog sie zu sich herunter. Sie wehrte sich nicht, und als ihre Gesichter sich schon fast berührten, fragte sie leise: »Du willst also keinen Kaffee?«
    Er nickte.
    »Vielleicht danach?«
    Er nickte.
    »Wir können ihn auch ganz weglassen.«
    Er nickte.
    »Ich bin aber nicht bereit, auf den Friedhof zu gehen.«
    Er grinste.
    »Ausgeschlossen. Wo denkst du hin!«
    Sie nahm ihn bei der Hand und führte ihn ins Schlafzimmer. Als er am nächsten Morgen erwachte und sie schlafend an seiner Seite erblickte, schossen ihm zwei Gedanken fast gleichzeitig durch den Kopf.
    Diese Frau wollte er nie verlassen.
    Niemals.
    Und dann wurde ihm flau, als er an Erlendur dachte.

Achtundzwanzig
    Seit Erlendur den Obduktionsbericht über Birta gelesen hatte, verspürte er das Bedürfnis, mit Eva Lind zu reden, und nachdem er Sigurður Oli abgesetzt hatte, rief er die Nummer ihres neuen Freunds an. Eva Lind kam an den Apparat, und sie verabredeten sich in einem kleinen Lokal in der Innenstadt unweit der Austurstræti. Er traf vor ihr ein und trank ein Bier, während er auf sie wartete. Nach einer Viertelstunde betrat Eva Lind das Lokal und setzte sich zu ihm. Sie wollte nichts bestellen und erklärte, sie müsse noch wohin und könne nicht lange bleiben.
    »Du hast irgendwie so traurig am Telefon geklungen«, sagte sie. »Stimmt was nicht?«
    »Es hat sich herausgestellt, dass diese Birta Aids hatte«, antwortete er.
    »Ach so! Deshalb machst du dir jetzt wohl meinetwegen Sorgen.«
    »Ich mach mir deinetwegen ständig Sorgen, aber das scheint nicht viel zu helfen.«
    »Ich habe kein Aids«, sagte Eva Lind und blickte ihm in die Augen. Er sah sofort, dass sie unter Drogen stand. Er kannte dieses selbstsichere und seltsam aufgekratzte Auftreten und wusste, dass es nicht echt war, sondern chemisch, vergiftet. Aber er verkniff es sich, dieses Thema anzuschneiden. Das hatte er schon zu oft getan und immer ohne Erfolg.
    »Wieso bist du dir da so sicher?«, fragte Erlendur und spürte, wie der Zorn in ihm aufstieg. »Lässt

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