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Todesrosen

Todesrosen

Titel: Todesrosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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wusste, was ihn bekümmerte.
    Es war bestätigt worden, dass die Fingerabdrücke an dem Blechkasten von Herbert stammten. Man hatte aber noch einen weiteren Fingerabdruck gefunden, der unbekannt war. Über Herberts Fingerabdrücke verfügte die Polizei, weil er im Zusammenhang mit dem Verschwinden eines gewissen Stefán Vilmundarson in Untersuchungshaft gesessen hatte.
    Sie waren auf der Besprechnung übereingekommen, dass es, falls Herbert und Kalmann tatsächlich gute Bekannte waren, Grund genug gab, um sich Kalmann ein weiteres Mal vorzuknöpfen und ihn nach Herberts Verbleib zu befragen. Gegebenenfalls konnte man sich bei der Gelegenheit auch nach dem Amerikaflug erkundigen, den er am gleichen Tag angetreten hatte, an dem Birta tot auf dem Friedhof gefunden worden war, um seine Reaktion darauf zu testen.
    Das einzige Problem war, dass sie nicht wirklich etwas in der Hand hatten, was Kalmann mit Herbert in Verbindung brachte. Herbert galt zwar als mutmaßlicher Drogenboss, aber er hielt sich vollkommen im Hintergrund. Und noch weniger lagen Beweise für eine Verbindung zu Birta vor. Sie konnten nicht einfach bei diesem Mann aufkreuzen, ihn freundlich begrüßen, bei ihm Platz nehmen und ihn aus heiterem Himmel fragen, was ihn an dem Tag, an dem Birta ermordet aufgefunden worden war, nach Amerika geführt und wann er zuletzt mit seinem Freund Herbert gesprochen hatte. Da Kalmann drei Tage später aus den USA zurückgekehrt war, ging es nicht darum, dass er sich abgesetzt hatte.
    Selbst wenn Eva Lind und womöglich auch noch andere Kontaktpersonen der Polizei in der Drogenszene aussagten, davon gehört zu haben, dass Kalmann und Herbert dick befreundet waren und zusammenarbeiteten, konnten sie dies nicht ins Spiel bringen, ohne dass etwas Konkretes vorlag. Nicht ohne irgendwelches Beweismaterial, das die beiden in Verbindung brachte.
    All das schärfte ihnen der Polizeipräsident bei der Besprechung ein, als sie am Tag nach dem Einbruch in Herberts Mietshaus in seinem Büro saßen. Erlendur und Sigurður hielten ihn regelmäßig über den Stand der Ermittlungen auf dem Laufenden. Der Polizeipräsident, ein korpulenter Mann, der auf die sechzig zuging, war alles andere als angetan von der Vorstellung, dass sie Kalmann unter die Lupe nehmen wollten. Falls die Polizei sämtlichen Gerüchten, Klatschgeschichten, Verleumdungen und all diesem Gemunkel und Getratsche auf den Grund gehen wollte, das in Island jahraus, jahrein kursierte und bekannte Persönlichkeiten zu Selbstmördern, Ehebrechern und Perversen abstempelte, wäre Island ein Polizeistaat ersten Ranges.
    »Mit mir ist alles in Ordnung«, sagte Erlendur, der auf dieser Besprechung kaum etwas von sich gegeben hatte. »Ich habe heute Nacht schlecht geschlafen, das hängt mit dieser verdammten Helligkeit nachts zusammen.«
    »Kalmanns Name ist im Rahmen der Ermittlungen sehr wohl aufgetaucht, und zwar in ganz direktem Zusammenhang«, sagte Sigurður Óli.
    »Kalmann gehört zu den reichsten Unternehmern dieses Landes, und selbstverständlich zerreißen sich die Leute ihre Mäuler über ihn«, sagte der Polizeipräsident. »Wenn nichts vorliegt, was ihn direkt mit dem Verschwinden von diesem Herbert oder dem Tod des Mädchens in Verbindung bringt, lasst ihr ihn gefälligst ihn Ruhe. Ich bin der Erste, der euch zu ihm schickt, wenn etwas Konkretes vorliegt.«
    »Es besteht die vage Möglichkeit, dass er das Mädchen Birta gekannt hat«, sagte Erlendur.
    »Inwiefern?«, fragte sein Vorgesetzter.
    »Falls es stimmt«, sagte Sigurður Óli, »dass Herbert und Kalmann irgendwann einmal in engem Kontakt standen und womöglich immer noch stehen, und falls es nota bene einem anderen Gerücht zufolge stimmt, dass Herbert ein pimp ist, Entschuldigung, dass er Männern Mädchen besorgt, dann ist durchaus nicht auszuschließen, dass Herbert Kalmann solche Mädchen besorgt hat, unter anderem diese Birta. Falls das der Fall gewesen ist, haben wir eine Verbindung zwischen Kalmann und Herbert.«
    »Die Beweislage hierfür ist ja wohl außerordentlich dünn und wird mit jedem Wort von dir dünner«, entgegnete der Polizeipräsident.
    »Selbstverständlich sind das Spekulationen, aber diese Namen sind aufgetaucht«, sagte Erlendur. »Wir bemühen uns nach besten Kräften, die Verbindung nachzuweisen.«
    »Was habt ihr denn in den Westfjorden herausgefunden?«, fragte der Polizeipräsident.
    »Ich habe das Gefühl«, sagte Erlendur, der jetzt zum ersten Mal die Gedanken, die ihn

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