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TODESSAAT

TODESSAAT

Titel: TODESSAAT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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er fünf Minuten verstreichen, wartete dann noch eine Minute, um sicherzugehen, dass Jordan schon da war, und machte schließlich einen Möbius-Sprung in die steile, gepflasterte Straße, die von der Royal Mile abzweigte. Auf einem belebten Bürgersteig, auf dem es zuging wie in einem Bienenkorb, tauchte er aus dem Möbius-Kontinuum auf. Touristen wie Einheimische schwirrten zielstrebig durcheinander, stießen und drängelten, während sie ihren diversen Zielen zustrebten. Niemandem fiel auf, dass mit einem Mal Harry da war; überall, aus jeder Richtung drängten sich Menschen und wichen einander aus. Das Gesicht des Necroscopen ging in der Menge unter.
    Jordan stand im Eingang des ›Laird’s Larder‹. Er erblickte Harry, packte ihn am Ellenbogen und zog ihn von der Straße weg in den Schatten. Harry war froh darüber, denn die Sonne schien und wurde allmählich mehr als nur unangenehm. Mittlerweile hasste er sie geradezu. »Hol uns doch bitte drei Sandwiches«, sagte er zu dem Telepathen. »Eins mit Steak für mich, so blutig wie möglich, eins für dich, was immer du magst, und als drittes irgendwas mit viel Brot drum herum. O.K.?«
    Jordan nickte verwundert und ging an den belebten Tresen. Er bestellte, wurde bedient und kehrte zu Harry zurück. Der nahm ihn am Arm, sagte »Mach die Augen zu« und führte ihn durch ein Möbiustor. Für einen zufälligen Beobachter musste es so aussehen, als würden sie einfach aus dem Café hinaus auf die Straße treten. Nur dass sie dort nicht ankamen. Stattdessen tauchten sie einen Augenblick später zwei Meilen entfernt am Ufer eines Sees wieder auf. Er lag auf dem Kamm von »Arthur’s Seat«, einem gewaltigen Felsen vulkanischen Ursprungs. Sie ließen sich auf einer leeren Bank nieder und aßen schweigend. Harry zerpflückte das dritte Sandwich in kleine Stücke, die er an die Enten und einen einsamen Schwan verfütterte, der zu dem Festmahl gepaddelt kam.
    Schließlich sagte der Necroscope: »Erzähl mir, was du rausgefunden hast.«
    »Fang du an!«, erwiderte Jordan. »Wie war das mit dieser ›Erfahrung‹ in Darlington? Du hast geklungen, als würde dich etwas beunruhigen, Harry. Etwas anderes als die Suche nach ein paar verdächtigen Johnnys, meine ich. Gut, es ist schon wichtig, diesen Verrückten aufzuspüren, das stellt ja niemand in Abrede – aber es gibt auch so etwas wie Selbsterhaltung. Sag es mir also lieber gleich: Werden wir Schwierigkeiten bekommen?«
    »Oh ja«, antwortete Harry. »Und zwar ziemlich bald. Eine innere Stimme sagt mir, dass noch nicht mal Darcy Clarke da etwas ausrichten kann. Aber das ist es nicht, was mir Sorgen bereitet.« So gut er konnte, erklärte er, was er gespürt hatte, und er erzählte Jordan auch, wie seine Mutter auf den Tod eines jungen Hundes reagiert hatte.
    »Glaubst du etwa, heute Morgen ist jemand gestorben? Hast du eine Ahnung, wer?«
    Harry schüttelte den Kopf. »Jemand hat nach mir gerufen, das ist alles. Jedenfalls glaube ich das.«
    »Und wenn du es bei den Toten versuchen würdest? Könntest du nicht ... nachfragen?«
    Harry schnaubte humorlos. »Die Große Mehrheit will nichts mehr mit mir zu tun haben. Weder jetzt noch in Zukunft. Ich kann es ihnen nicht mal verdenken.« Er zuckte die Achseln, doch dann hellte sein Gesicht sich etwas auf. »Andererseits, wenn tatsächlich jemand gestorben ist und mich immer noch erreichen will, wird er ziemlich bald in der Lage dazu sein.«
    »Oh?«
    »Per Totensprache«, erklärte Harry. »Er muss allerdings mich kontaktieren, denn ich wüsste nicht, wo ich anfangen sollte zu suchen. Und es muss nachts sein. Tagsüber stört mich die Sonne zu sehr. Ohne diesen Hut hätte ich wirklich Probleme. Selbst mit Hut fühle ich mich krank und müde und nicht in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Vorhin waren noch ein paar Wolken da, aber jetzt verziehen sie sich; und je heller es wird, desto stärker schwinden meine Kräfte!« Er erhob sich und warf die letzte Hand voll Krümel in den von Felsen umgebenen See. »Machen wir, dass wir hier wegkommen. Ich könnte etwas Schatten vertragen.«
    Sie nahmen die Möbiusroute zu dem düsteren, alten Haus am Rand von Bonnyrigg. Dort angekommen, überprüften sie zunächst telepathisch die Umgebung. »Nichts«, stellte Jordan fest. Harry bestätigte es.
    Schließlich sagte der Necroscope: »In Ordnung.« Er legte seinen Hut ab und machte es sich in einem Sessel bequem. »Jetzt bist du an der Reihe. Was genau hast du eigentlich oben in der

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