Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TODESSAAT

TODESSAAT

Titel: TODESSAAT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
der in jener Nacht das Fleisch geliefert hat.
    Die Anlieferung geht folgendermaßen vor sich: Bei Tag ist auf dem Schlossplatz zu viel los, und überhaupt sind die Straßen von Edinburgh tagsüber nichts für Sattelzüge. Deshalb liefert Frigis Express nachts an. Große Fahrzeuge schaffen es natürlich nicht durch die schmale Passage im Torhaus. Also parken sie unten auf der Esplanade, und die Küche schickt einen Fahrer in einem Militärjeep runter, um die Schlachthälften abzuholen. Der Fahrer von Frigis reicht das Fleisch aus seinem Lkw direkt auf die Ladefläche des Jeeps herunter und fährt dann mit hoch in die Hauptküche, um seinen Lieferschein unterschreiben zu lassen. Manchmal trinkt er in dem kleinen Büro noch ein Bier mit dem Sergeant, bevor er zu Fuß zu seinem Lkw auf dem dunklen Vorplatz zurückgeht. Nachts ist die Esplanade menschenleer, versteht sich, und der Laster hat genug Platz zum Wenden.
    Die Beamten wollten wissen, ob in der Mordnacht auch alles so gelaufen sei; und das war es. Der Koch kannte diesen Fahrer sogar ganz gut. Er arbeitet für die Frigis-Filiale in Darlington (genau, Harry, Darlington) und beliefert die Burg alle drei bis vier Wochen. Und wenn der Sergeant da ist, trinken sie für gewöhnlich noch einen in seinem Büro.
    Was seinen Namen angeht: Na ja, seine Unterschrift war das reinste Gekrakel, völlig unleserlich, möglicherweise sogar verstellt ... nicht zu lesen bis auf das »F«, mit dem sein Nachname anfängt. Aber der dicke Sergeant hätte jeden Eid geschworen, dass der Mann sich – genau – ›Johnny‹ nannte.
    Tja, das war’s so ungefähr. Als die Beamten zufrieden waren mit dem, was sie erfahren hatten, bin ich mit ihnen gegangen. Unterwegs habe ich sie darauf angesprochen, dass sie in dem Fall anscheinend ganz gut ohne das Dezernat zurechtkämen. Man hat gemerkt, dass sie noch nicht mal genau wussten, wozu das Dezernat überhaupt gut ist – zum Teufel, wer weiß das schon, wenn er nicht gerade selbst dabei ist? Aber sie vermuten, wir sind so eine Art Top-Nachrichtendienst, der seine Zeit, mit welchem Erfolg auch immer, mit übersinnlichem Quatsch verschwendet: Tischerücken, Hellsehen und so. Ich glaube, irgendwie haben sie damit sogar recht.
    Dann haben wir eine Zeit lang hier und da über die Mauer geguckt und hinunter auf die Gärten Richtung Princes Street. Es gibt Stellen, da könnte man tatsächlich eine Leiche runterwerfen, ohne ihr alle Knochen zu brechen. Für einen Fleck haben die Schotten sich besonders interessiert. Wahrscheinlich wurde dort Penny gefunden, dachte ich mir. Ein kurzer Blick in ihre Gedanken hat mir das bestätigt.
    Als ich mich auf der Esplanade schließlich von ihnen verabschiedet habe, sagte ich: ›Wir bleiben in Verbindung. Und wenn dieser Johnny Nochwas doch nicht ...‹
    Aber der eine unterbrach mich: ›Oh, wir sind uns da ziemlich sicher, dass er es ist. Wir können ruhig noch ein paar Tage warten. Eigentlich würden wir dieses Schwein gern in flagranti erwischen, wenn er gerade ein Mädchen mitnimmt, bevor wir ihn uns greifen. Er schlägt in sehr kurzen Abständen zu, deshalb wird er es bei seinem nächsten Transport wohl wieder probieren. Noch einen, höchstens zwei Tage. Und wir werden ihn nicht aus den Augen lassen, das können Sie mir glauben ...‹ Er zuckte die Achseln und ließ es dabei bewenden.
    Ich habe ihnen noch viel Glück gewünscht, und das war’s. Ich fühlte mich großartig. Es war großartig, am Leben zu sein und, mehr noch, den Fall gelöst zu haben. Also habe ich mir auf der Royal Mile ein Bier genehmigt und dann nur noch darauf gewartet, dass du versuchst, mich zu erreichen. Mehr habe ich nicht zu berichten ...«
    Der Necroscope wirkte ein bisschen enttäuscht. »Du hast nicht zufällig herausgefunden, wie dieser Mann aussieht oder wann seine nächste Fuhre für Frigis fällig ist?«
    »Davon stand nichts in ihren Gedanken«, erwiderte Jordan und schüttelte den Kopf. »Und überhaupt, hätte ich mich darauf konzentrieren müssen, ihre Gedanken abzutasten, hätte ich vielleicht einen Fehler begangen, irgendetwas Dummes getan oder mich sonstwie verraten. Vergiss nicht, du und ich, wir sind beide telepathisch begabt. Wenn wir unsere Gedanken lesen, kommen sie klar und deutlich rüber, weil wir es bewusst tun. Die Gedanken eines ganz normalen Menschen zu lesen, ist etwas völlig anderes. Der menschliche Geist ist schon ein seltsames Ding, darin geht alles drunter und drüber. Das Gehirn konzentriert sich

Weitere Kostenlose Bücher