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TODESSAAT

TODESSAAT

Titel: TODESSAAT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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dazu: Mit diesem Wagen würden sie Johnny – beziehungsweise Harry – nirgendwohin mehr folgen. Um auf Nummer sicher zu gehen, zog er Founds Stahlrohrmesser hervor und stieß es in einen Reifen, bis zischend die Luft entwich und auf der Felge ein Platten war. Als er sich langsam wieder aufrichtete, fiel sein Blick in den Fond des Wagens, und er erstarrte.
    Die Augen des Necroscopen waren an die Dunkelheit gewöhnt, schließlich war sie sein Element. Harry konnte das Wageninnere so deutlich sehen wie am helllichten Tag. Und den hässlichen, sperrigen Umriss mit dem dunklen Rüssel dort auf dem Rücksitz erkannte er sofort: ein Flammenwerfer. Im Fußraum davor glänzte der gehärtete Stahl zweier gespannter Armbrüste. Gespannter Armbrüste!
    Fauchend kauerte Harry sich nieder. Sie waren auf ihn vorbereitet, sie alle. Es musste jetzt recht bald passieren. Möglicherweise früher, als er angenommen hatte. Diese Bastarde! Und er hatte ihnen auch noch gezeigt, wie es ging!
    Er attackierte einen zweiten Reifen und ächzte zufrieden, als dieser nutzlos in sich zusammenfiel. Danach ging er um den Wagen herum und nahm sich den dritten vor. Anschließend hielt er inne, holte erschöpft Atem und zwang sich, ruhig zu sein, ruhig ...
    Er zitterte, doch das war auch schon alles. Kein Knurren und Fauchen mehr. Nur ein paar Augenblicke der Gewalt, doch sie wirkten wie ein Ventil für den furchtbaren Druck, unter dem Harry stand. Als sein Nebel sich allmählich lichtete, seufzte er erleichtert, richtete sich wieder zu seiner menschlichen Gestalt auf, steckte das Messer weg und ging zurück in die Raststätte ...
    Nur ein paar Augenblicke – keine zwei, höchstens drei Minuten, doch mehr als genügend Zeit, dass Penny der von Johnny Found ausgehenden Bedrohung erlag. Ihr fester Entschluss, »zurechtzukommen«, war dahin. Von dem Augenblick an, in dem Harry die gläsernen Schwingtüren hinter sich gelassen hatte und im Dunkel der Nacht verschwunden war, hatte sie gewusst, dass sie es nicht aushalten würde. Nicht in ein und demselben Raum mit diesem Ungeheuer, ganz gleich ob nun fünfzig oder fünfhundert Menschen um sie herum waren.
    Nur ein paar Augenblicke, ja, jedoch Zeit genug für Johnny, sich dazu zu entschließen, dass es Penny sein würde. Offensichtlich gehörte der Kerl mit der dunklen Brille doch nicht zu ihr, und jetzt war sie allein. Mehr noch, sie hatte bemerkt, dass Johnny sich für sie interessierte. Er spürte förmlich, wie sie den Blickkontakt mied, selbst seine Gedanken, und so tat, als sei er gar nicht da. Und auf einmal fragte er sich: Kennt sie mich? Aber woher sollte sie ihn denn kennen? Was zum Teufel wurde hier überhaupt gespielt?
    Er schob seinen Teller beiseite und legte die Hände auf den Tisch, mit den Handflächen nach unten, wie um aufzustehen. Die ganze Zeit über fixierte er Penny, strengte seinen Willen an, damit sie in seine Richtung blickte. Sie blickte in seine Richtung, wenn auch aus dem Augenwinkel, und sah, wie er sich langsam erhob. Jede Farbe wich aus ihrem Gesicht, als sie ebenfalls aufstand, aus ihrer Nische glitt und vor ihm zurückwich. Sie stieß mit einem dicken Mann zusammen, der ein Tablett trug, und ein Glas Milch, ein ganzes Menü und die Brötchen dazu wurden durch die Luft geschleudert.
    Mit großen Schritten kam Johnny ihr nach. Er hatte ein überraschtes Lächeln aufgesetzt, so als wolle er sagen: »Ist Ihnen nicht gut? Habe ich Sie erschreckt?« Wenn jemand zusah, musste er denken: Was hat das Mädchen denn nur? Etwa zu viel getrunken oder Drogen genommen? So was von blass! Und dieser nette junge Mann, der so erstaunt aussieht, so überrascht.
    Und das war auch schon alles. Johnny Found sah tatsächlich so aus wie ein »netter junger Mann«. Als Harry Keogh ihn gesehen hatte, hatte er sich gewundert, dass er der Beschreibung so wenig entsprach. Mittelgroß und kräftig gebaut, blondes, schulterlanges Haar, gesunde, gerade Zähne in einem vollen Mund und ein schiefes, beinahe unschuldiges Lächeln ... Nur sein etwas fahler Teint verdarb das Bild des netten Jungen von nebenan. Das und seine düsteren, tief liegenden Augen. Und die Tatsache, dass er in einem Schweinestall wohnte und kaltblütig sowohl über Lebende wie auch Tote herfiel.
    Penny entschuldigte sich hastig bei dem dicken Mann, der entrüstet Mund und Nase aufsperrte und an seinem vor Milch triefenden Jackett herumfingerte, blickte auf und sah Johnny näher kommen. Sie wandte sich um und machte, dass sie an die

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