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TODESSAAT

TODESSAAT

Titel: TODESSAAT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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später saß Johnny an einem Tisch in einer Ecknische, wo er in seinem Essen herumstocherte und hin und wieder nach einer Frau Ausschau hielt, die in Frage kam. Es gab schon einige, aber ... sie gefielen ihm nicht: zu alt, zu unscheinbar, das Gesicht zu schlaff, zu sehr auf der Hut, in Begleitung oder stocknüchtern. Ein paar junge Dinger mit strahlenden Augen, ja, aber alle am Arm von großkotzigen jungen Männern. Nun ja, so lief es nun mal. Aber zwischen hier und London gab es noch viele Orte wie diesen, und man konnte nie wissen, ob man nicht doch Glück hatte.
    Er dachte an die Kleine, die auf einem einsamen Straßenstück in ihrem kleinen roten Wahnsinnsflitzer an ihm vorbeigerauscht war. Er war ihr hinterhergedonnert und hatte sie von der Straße in den Graben gedrängt, dann so getan, als handle es sich um einen Unfall, und sich bei ihr entschuldigt – er würde sie jedoch gern in die nächste Werkstatt mitnehmen. Oh, und wie er sie mitgenommen hatte, in der Tat, aber nicht in die Werkstatt. Und dann war sie an der Reihe gewesen, sie war wirklich gut, allererste Sahne. In jener Nacht hatte Johnny sich in einer merkwürdigen Stimmung befunden: Nachdem er sie getötet hatte, hatte er unter ihrem Kinn einen Kanal nach oben geschnitten und sie ... Selbstverständlich spürte sie es noch. Und wie die tote Schlampe geschrien hatte!
    Der Gedanke daran erregte ihn. Heute Nacht brauchte er eine. Aber nicht hier. Vielleicht sollte er weiterfahren.
    In diesem Moment sah er ... sah er ... was zur Hölle?
    Es konnte nicht sein, aber ... er musste sich regelrecht dazu zwingen, nicht in ihre Richtung zu blicken. Dort drüben war sie. Gerade hatte sie ihren Hintern auf einen Platz in einer der Nischen nebenan gleiten lassen. Außer ihr saß dort noch ein Blinder – zumindest hatte der Typ eine dunkle Brille auf. Aber er schien nicht zu ihr zu gehören. Sie trank einen Kaffee, nichts sonst, und es war dieselbe wie letztes Mal. Genau dieselbe. Einen Augenblick lang überschlugen sich Johnnys Gedanken, denn er hätte schwören können, dass er sich diese Frau schon einmal vorgenommen hatte!
    »Wie ist das möglich?«, fragte er sich. »Wie ist das möglich?« Die Antwort lag auf der Hand: Es war nicht möglich. Es sei denn, dieses Mädchen war eine Zwillingsschwester der anderen ... oder eine Doppelgängerin!
    Hatte nicht etwas darüber in der Zeitung gestanden? Er erinnerte sich, dass sie das Mädchen, das er sich in Edinburgh vorgenommen hatte – Penny hieß sie wohl, zunächst für eine andere gehalten hatten. Doch dann war sie quicklebendig wieder aufgetaucht, das genaue Ebenbild derjenigen, die er gevögelt, umgebracht und dann wieder gevögelt hatte. Noch merkwürdiger war die Tatsache, dass die Frau, die wieder aufgetaucht war, ebenfalls Penny hieß. Zufall? Gott , was für ein Zufall! Der allergrößte Zufall jedoch war: Im Moment saß sie hier neben ihm, im selben Raum. Es sei denn, er hätte verdammt noch mal angefangen zu spinnen.
    Langsam sah Johnny von seinem Teller hoch, durch das eingeätzte Farnmuster der Glastrennwände hindurch, die den Nischen einen Hauch von Privatsphäre verliehen, bis sich ihr Gesicht direkt in seinem Blickfeld befand. Für einen kurzen Augenblick zog er ihre Aufmerksamkeit auf sich, allerdings nur einen Moment, dann blickte sie weg.
    Der halb blinde Typ – jedenfalls der Typ mit dem Augenproblem bei ihr in der Nische – kehrte Johnny den Rücken zu. Er sah nicht unbedingt so aus, als könne er große Schwierigkeiten bereiten, wie er da so zusammengesunken vor seinem Becher Kaffee saß. Möglicherweise ihr Vater?
    Nein, ihr Liebhaber, erwiderte Harry Keogh, allerdings im Stillen, nur zu sich selbst. Ihr Vampirfreund, du Drecksack.
    Von der Minute an, in der Penny und er die Raststätte betreten hatten, hatte er Founds Gedanken gelesen, und mit etwas Verdorbenerem als dieser geistigen Jauchegrube hatte er es noch nie zu tun gehabt. Dass der Nekromant Penny dazu noch als früheres Opfer beziehungsweise als dessen Doppelgängerin erkannt hatte, bestärkte Harry nur in seinem Entschluss. Allerdings hatte Found bisher nicht so reagiert, wie Harry erwartet hatte. Neugier, ja, aber keine Furcht. In gewisser Hinsicht war das vielleicht sogar verständlich.
    Schließlich war Found sich sicher, dass diese andere Penny tot war. Er wusste, dass das hier nicht das Mädchen sein konnte, das er vergewaltigt hatte. Trotzdem hatte er sich sehr schnell wieder gefangen. Harry war enttäuscht. Außerdem

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