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TODESSAAT

TODESSAAT

Titel: TODESSAAT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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des Necroscopen lief auf Hochtouren. Er hatte alles bestens kalkuliert, und überhaupt, was konnte in einem Zeitraum von etwas weniger als einer Sekunde schon schief gehen? Als er mit Luchov seinen Rundgang durch die zentrale Höhle unternommen hatte (im Bewusstsein des Direktors), hatte er nirgends Geschütze gesehen. Die Säuredüsen waren ungefähr zwanzig Fuß über der Scheibe angebracht. Es würde einen Moment dauern, bis sie aktiviert und gefüllt waren, um endlich sprühen zu können. Ehe die ersten tödlichen Tröpfchen auf den Stahlplatten verdampften, müsste er das Tor erreicht haben und längst hindurch sein.
    Trotzdem war ihm bereits in dem Augenblick, in dem er in das gleißende Licht der Höhle eintauchte und die Reifen quietschend Halt auf den Platten suchten, klar, dass etwas nicht stimmte. Nicht mit seinen Berechnungen, sondern mit dem Plan selbst, mit dem, was er davon bereits kannte, was er bereits davon gesehen hatte. Denn etwas davon hatte er gesehen, ganz recht ... und zwar als er Faethor in der Zukunft aufgesucht hatte: Seine rötlich leuchtende Lebenslinie war von ihrem in die Zukunft führenden Pfad abgekommen und plötzlich im rechten Winkel abgebogen, um in einer Eruption glitzernd roter und blauer Flammen zu verschwinden, als sie dieses Raum-Zeit-Gefüge verließ, um nach Starside zu jagen.
    Doch das war eben auch schon alles, was er gesehen hatte! Nämlich, dass seine Lebenslinie allein auf weiter Flur eine Kehre machte. Niemand außer ihm war dabei, nur er ... keine Penny!
    Während Harry von vierzig auf dreißig Meilen in der Stunde herunterbremste und das Motorrad ins Schlingern kam, als die Reifen griffen, besann er sich auf eine der wichtigsten Regeln: Versuche niemals, in die Zukunft zu blicken, denn das kann eine fragwürdige Angelegenheit sein. Selbst dieses vorübergehende Langsamerwerden hatte er in Betracht gezogen und lag immer noch im Zeitplan. Auch so brauchte er nur eine Sekunde, nur ein einziges Ticken der Uhr. Was also stimmte nicht?
    Die Antwort lag auf der Hand: Was Penny anging, hatte er sich verrechnet.
    Hatte sie auch nur einmal das getan, was er ihr gesagt hatte? Hatte sie es jemals so getan, wie er es ihr gesagt hatte? Nein, nie! Sie mochte ihm hörig sein, ihm verfallen sein, ihn lieben, aber sie hatte keine Angst vor ihm. Er war ihr Geliebter, nicht ihr Meister. In ihrer Unschuld war sie neugierig und damit schutzlos gewesen.
    »Lass die Augen zu«, hatte er ihr gesagt. Aber sie musste sie natürlich aufmachen. Als sie durch das Möbiustor nach Perchorsk hineinrasten, hatte sie die Augen geöffnet, gerade rechtzeitig, um das gleißende Zyklopenauge des Dimensionstores vor sich aufragen zu sehen, während das Motorrad ins Schlingern geriet und darauf zuschoss. Und da sie sah, wusste, dass der Zusammenstoß unvermeidlich war, hatte sie entsprechend reagiert. Natürlich war der Zusammenstoß unvermeidlich – sie wollten ja durch. Darauf baute der ganze Plan doch auf, und sie brauchte sich überhaupt keine Sorgen zu machen. Hätte nicht alles davon abgehangen, dass es möglichst schnell ging, hätte Harry ihr das wohl auch erklärt.
    All dies ging ihm in dem Sekundenbruchteil durch den Kopf, bevor Penny aufschrie und seine Hüfte losließ, um die Hände vor die Augen zu schlagen ... in dem Moment, in dem die Maschine wie ein bockendes Wildpferd in die Knie ging, um die Erschütterungen aufzufangen, die durch die Stahlplatten liefen ... und das überraschte Mädchen, als die Federn der hinteren Stoßdämpfer sich wieder lösten, vornüber aus dem Sattel katapultiert wurde! Im nächsten Sekundenbruchteil durchbrach Harry die Außenhaut des Tores und schoss hindurch ... und zwar allein, oder bestenfalls mit Pete, dem Vampir-Biker, der mit ihm raste.
    Scheiße!, brüllte Pete in Harrys Gedanken. Necroscope, du hast deine Freundin verloren!
    Harry bekam es in den Rückspiegeln mit, sah durch die Hülle des Tores hindurch, wie Penny in einer grauenhaften Zeitlupe auf den Platten der Scheibe landete. Er sah das quälend langsame Aufblitzen, in dem ihre Glieder erstarrten, als habe man sie gekreuzigt, das ihr Haar und ihre Kleidung mit einem Gespinst blauer Flammen umgab und ihren Körper wie ein gewaltiges, Funken sprühendes Feuerrad umherwirbelte. Er sah, wie der Säureregen fiel und sich auf der Stelle ein Vorhang aus zischendem Dampf erhob; sah, wie Penny erst durchnässt, dann rot und schwarz wurde, während sie wie ein auf dem Rücken liegender Maikäfer zappelte,

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