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TODESSAAT

TODESSAAT

Titel: TODESSAAT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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auch sie einen Vampir in sich. Wenn es ihm gelang, das albtraumhafte Wesen aus ihr auszutreiben, konnte er möglicherweise auch den Herrn des Gartens retten.
    Er ließ Karen in ihrer Feste hungern, benutzte das Blut eines Ferkels, um den Vampir aus ihr herauszulocken, und verbrannte das Ding, bevor es sich wieder in ihren Körper flüchten konnte. Daraufhin waren die Dinge allerdings nicht nach Plan verlaufen. Was folgte, hatte sich ihm bis auf den heutigen Tag ins Gedächtnis gebrannt:
    Sie war ihm im Traum erschienen, hatte sich in ihrem knappen weißen Gewand vor ihn hingestellt und seinen Triumph zunichte gemacht. »Begreifst du denn nicht, was du mir angetan hast?«, hatte sie gesagt. »Ich, die einst eine Wamphyri war, bin jetzt eine leere Hülle! Denn wenn man erst einmal die Macht , die Freiheit und die grenzenlosen Leidenschaften eines Vampirs kennengelernt hat ... was bleibt einem dann danach? Du tust mir leid, denn ich weiß, warum du es getan hast, und ich weiß ebenso, dass du versagt hast!« Damit war sie verschwunden.
    Er wachte auf und durchsuchte auf den unzähligen Etagen der Feste jedes einzelne Gemach nach ihr und konnte sie nicht finden. Schließlich trat er hinaus auf einen hochgelegenen, aus Knochen gefertigten Balkon, blickte hinab und sah mehr als einen Kilometer tief unter sich Karens weißes Kleid zerknittert auf einer Geröllhalde liegen. Nur dass es nicht mehr vollkommen weiß war, sondern auch rot. Und es umhüllte immer noch Karens Körper.
    Harry schüttelte sich, kehrte aus seinen Träumereien zurück und verbannte Starside und die Wunden, die es ihm zugefügt hatte, mit einiger Anstrengung aus seinen Gedanken. Er betrachtete den Garten, der, wie er nun feststellte, nicht mehr ganz so aussah, wie er ihn in Erinnerung hatte. Ein Garten? Nun ja, schon, aber nicht mehr der gepflegte Garten, den er kannte. Was war aus den Gewächshäusern geworden? Den am Hang gelegenen Hütten der Traveller? Aus den heißen Quellen und den Teichen mit den Bachforellen?
    Die Teiche waren von grünen Algen überzogen. Die transparenten Einsätze der Gewächshäuser waren zerrissen und flatterten im kühlen Wind, der von Starside herüberwehte. Die Hütten, und vor allem Harry Juniors Haus, zeigten deutliche Anzeichen des Verfalls. Auf den Dächern fehlten Ziegel, die Fenster waren zerbrochen, und die Heizungsrohre, die von den heißen Quellen in die Häuser führten, waren gesprungen, sodass sich ihr Inhalt ins Freie ergossen hatte und die Heizkörper leergelaufen waren.
    »Anders als früher, nicht wahr, Harry Höllenländer?«, sagte ganz in der Nähe eine tiefe, traurige Stimme, in der ein Knurren mitschwang – wenn auch nicht in genau diesen Worten. Doch was der Necroscope nicht über sein Gehör wahrnahm, las er in den Gedanken des anderen. Sprachen gehören nun einmal zu den leichtesten Übungen, wenn man zugleich Telepath ist. Harry wandte sich um, um dem Mann ins Gesicht zu sehen, der sich ihm mit klimpernden Glöckchen im Schutz der Mauer näherte. Dabei fiel dem anderen auf, wie abgezehrt und bleich Harry aussah. Er bemerkte die blutroten Augen und blieb stehen.
    »Hallo, Lardis«, nickte der Necroscope. Seine Stimme war genauso tief, wenn nicht gar tiefer als die seines Gegenübers. »Die Schrotflinte da brauchst du doch hoffentlich nicht für mich!« Das war kein Scherz. Wenn überhaupt, klang es eher nach einer Drohung.
    »Für den Vater des Herrn?« Beinahe erstaunt blickte Lardis auf die Waffe in seinen Händen, als sehe er sie zum ersten Mal. Wie ein kleiner Junge, der dabei erwischt wird, wie er gerade etwas anstellen will, scharrte er verlegen mit den Füßen und sagte: »Wohl kaum! Aber ...« – der Anführer der Traveller blickte Harry in die Augen, und seine eigenen verengten sich zu schmalen Schlitzen – »Wo immer du gewesen sein magst, und was du auch immer getan hast! Seit du das letzte Mal hier warst, Harry Höllenländer, hast du Schweres durchgemacht, wie ich sehe.« Schließlich wandte er seinen Blick ab und ließ ihn über den Garten schweifen, blickte hinab auf Starside. »Aye, auch wir haben einiges durchgemacht. Und ich fürchte, das war noch nicht alles.«
    Harry musterte den Mann. Dann fragte er ihn: »Einiges durchgemacht? Was soll das heißen?«
    Lardis Lidesci zählte zu den Roma. Gleich ob in dieser Welt oder auf der Erde, überall würde man den Zigeuner in ihm erkennen. Er war zirka einssiebzig groß, breit wie ein Schrank und wirkte genauso alt wie der

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