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TODESSAAT

TODESSAAT

Titel: TODESSAAT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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gekämpft.«
    »Und nachts, wenn es dunkel ist – wirst du dann auch auf Sunside jagen, Jagd machen auf Männer, Frauen und Kinder?« Lardis’ Stimme klang bitter, wenn nicht gar schroff.
    »Macht mein Sohn vielleicht Jagd auf das wandernde Volk? Hat er das je getan?«
    Abrupt wandte Lardis sich ab. »Ich muss gehen. Hinter dem Sattel gibt es einen Pfad oder eine Kluft, man könnte auch sagen – einen Pass. Da hinüber führt mein Weg durchs Gebirge nach Sunside.«
    Harry folgte ihm. »Gehst du allein? Weshalb bist du überhaupt hergekommen?«
    »Um der alten Zeiten zu gedenken und nachzusehen, was aus dem Garten geworden ist. Nur noch dieses eine Mal.«
    »Und wie läuft es auf Sunside, jetzt, wo die Wamphyri nicht mehr sind? Seid ihr sesshaft geworden oder zieht ihr immer noch wie früher umher?«
    Lardis warf einen Blick zurück und schnaubte. »Was? Mit den Wamphyri soll es vorbei sein? Nun, vielleicht – im Augenblick! Aber in den brodelnden Sümpfen wächst ihre Brut heran. Alles ist so, wie es vor langer Zeit war, und was gewesen ist, wird wiederkommen. Heute ein Vampir, morgen Wamphyri!«
    Harry blieb stehen und ließ ihn weiter in den aufkommenden Dunst schreiten. »Lardis«, rief er ihm nach, »vergiss eines nicht: Lasst mich in Frieden, und du und die deinen haben nichts von mir zu fürchten. Das ist ein Versprechen. Und wenn du mal Hilfe brauchst, kannst du mich jederzeit aufsuchen. Nur ... suche vorsichtig!«
    »Hah!«, erklang die Antwort des Zigeuners aus dem Nebel. »Du bist jetzt doch ein Wamphyri, Harry Höllenländer! Und du willst mir ein Versprechen geben? Und ich soll es womöglich noch glauben? Nun, vielleicht gab es einmal eine Zeit, wo ich dir geglaubt hätte. Aber dem Ding in dir? Ausgeschlossen! Niemals! Oh, du wirst schon sehr bald bei uns auf die Jagd gehen, nach einer Frau, die dein Bett wärmt, oder einem saftigen Travellerkind, wenn dir das Fleisch der Hasen zu fade geworden ist.«
    »Lardis, warte!«, rief Harry ihm knurrend hinterher. »Es gibt da noch ein paar Dinge, die ich wissen muss, und du kannst sie mir erklären.« Natürlich hätte er ihn jederzeit aufhalten können, um nach Belieben mit ihm zu verfahren. Doch um der alten Zeiten willen verzichtete er darauf. Außerdem hatte er, der Necroscope, immer noch die Oberhand, er war noch immer Herr seiner selbst.
    Der tief hängende Vollmond jagte über den Himmel. Er überzog die Bergspitzen mit Silber, verfinsterte die Schatten, die die gezackten Felsen warfen, und tauchte den dahinkriechenden Nebel in seinen Schein. Harry erkannte, dass der Dunst keineswegs aufstieg, sondern sich im Gegenteil von den überschatteten Regionen aus herabsenkte, um sich auf den Felsgraten und -plateaus breit zu machen und sich wie ein leuchtender Wasserfall im Zeitlupentempo über die Vorsprünge zu ergießen. Das Geheul eines Wolfes erscholl, wurde von Gipfel zu Gipfel zurückgeworfen. Ein weiterer Wolf fiel ein, dann noch einer. Das war kein natürlicher Nebel; und diese unsichtbaren, klagenden Kreaturen hatten etwas völlig Fremdartiges an sich.
    Endlich erwiderte Lardis heiser und etwas außer Atem: »Hörst du das, Harry Höllenländer? Die graue Bruderschaft! Tja, und ihr König ist auch dabei. Er ist gekommen, um sich zu seiner Mutter zu setzen und eine Weile mit ihr zu reden, wie er es immer zu tun pflegt. Frag ihn doch, was du zu wissen begehrst. Vielleicht redet er dann ja auch gleich mit seinem Vater. Was mich allerdings betrifft, leb wohl.«
    In der Ferne knirschten Kieselsteine, das Geräusch rutschenden Gerölls war zu hören, und Lardis war verschwunden, unterwegs nach Sunside.
    Das Geheul verstummte.
    Harry wartete ab ...
    Endlich tauchten sie aus dem Nebel auf. Sie hatten lange Ohren und ein graues Fell, die Zungen hingen ihnen heraus, und ihre Augen sahen aus, als bestünden sie aus geschmolzenem Gold. Ein Rudel Wölfe. Aber es waren tatsächlich nur Wölfe.
    Harry blickte ihnen entgegen, und sie erwiderten seinen Blick. Da er keinerlei Angst zeigte, blieben sie vorsichtig. Sie bildeten zu seiner Linken und Rechten je eine Reihe und ließen eine schmale Gasse frei, damit er Spießruten laufen musste. Nur kam es ihm überhaupt nicht in den Sinn, zu laufen, sondern er spazierte einfach zwischen ihnen hindurch, zurück zum Haus seines Sohnes. Hinter ihm schloss sich der Nebel, und die graue Bruderschaft rückte bedrohlich näher.
    Das Innere des Hauses lag in völliger Dunkelheit, was dem Necroscopen jedoch nicht das Geringste

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