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TODESSAAT

TODESSAAT

Titel: TODESSAAT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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dieser Welt. Ich verspreche dir, dass ich mich von nichts ändern lassen werde, jedenfalls nicht hier! Und sollte ich merken, dass ich dieses Versprechen nicht mehr halten kann, werde ich gehen.«
    Aber falls du dieses Mädchen zurückholst, was wird sie dann sein?
    »Schön, so wie vorher! Vielleicht nicht körperlich schön wie früher, aber sie wird leben. Und zu leben ist etwas Wunderschönes.«
    Und wie lange, mein Sohn? Wird sie altern? Wird sie sterben? Was wird sie wirklich SEIN, Harry?
    Er konnte ihr keine Antwort geben. »Einfach ein Mädchen. Ich weiß es nicht.«
    Und WAS werden ihre Kinder sein?
    »Mutter, ich kann es nicht sagen! Ich weiß nur, dass sie viel zu lebendig ist, um tot zu sein!«
    Tust du das für ... dich selbst?
    »Nein, nur für sie und für euch alle.«
    Er spürte, wie sie den Kopf schüttelte. Ich weiß nicht recht, mein Sohn ...
    »Vertrau mir bitte!«
    Nun ja, das werde ich wohl müssen. Wie kann ich dir helfen?
    Harry hatte das zwar erreichen wollen, aber jetzt sagte er: »Mutter, ich will dich nicht schwächen. Du hast gesagt, du fühlst dich ausgelaugt.«
    Das stimmt, aber wenn du kämpfen kannst, kann ich das auch. Wenn die Toten schon nicht mehr mit dir sprechen, dann doch wenigstens mit mir.
    Er nickte dankbar und sagte nach kurzem Überlegen: »Es gab andere Opfer vor Penny Sanderson. Ich kenne ihre Namen aus der Zeitung, doch ich muss in Erfahrung bringen, wo sie bestattet wurden, und ich bräuchte jemanden, der mich bei ihnen einführt. Weißt du, sie wurden furchtbar misshandelt und werden jemandem wie mir nicht trauen. Derjenige, der sie ermordet hat, konnte sie ebenfalls von dieser Seite her berühren – noch im Tod. Ich muss zwar mit ihnen sprechen, möchte sie aber nicht noch mehr ängstigen! Wie du siehst, wäre das ohne dich ziemlich aussichtslos.«
    Du willst also wissen, auf welchen Friedhöfen sie begraben liegen?
    »Richtig. Ich könnte es möglicherweise selbst rasch herausfinden, aber ich muss mich mit so vielen Dingen gleichzeitig beschäftigen, dass ich die Übersicht verliere. Und die Zeit verstreicht ...«
    In Ordnung, Harry, ich werde tun, was in meiner Macht steht. Aber ich will dich nicht immer suchen müssen. Es wäre besser, wenn du zu mir kämst. Auf diese Weise ... Sie hielt mit einem Mal inne.
    »Mutter?«
    Hast du das nicht gespürt, mein Sohn? Ich spüre es immer, wenn sie so nahe sind.
    »Was denn?«
    Jemand kommt herüber zu uns, antwortete sie traurig. Jemand stirbt – oder etwas.
    Bereits zu Lebzeiten war Mary Keogh ein Medium gewesen, und im Tod war ihre Verbindung mit dem Geisterreich noch viel ausgeprägter. Doch was hatte sie gemeint? Harrys Nackenhärchen richteten sich auf. »Etwas?«, wiederholte er.
    Ein Tier vielleicht, ein Welpe, ein Unfall, seufzte sie. Und das Herz eines armen Kindes ist gebrochen. In Bonnyrig. Genau jetzt.
    Das Herz des Necroscopen setzte einen Schlag aus. Er hatte in seinem Leben so viele Verluste erlitten, dass der Verlust eines anderen, so gering er auch sein mochte, ihm einen Stich versetzte. Vielleicht lag es auch nur daran, dass seine Mutter von dem Vorkommnis mit so viel Gefühl gesprochen hatte. Möglicherweise befand sich auch sein gesamtes Gefühlsleben bereits in einem Zustand erhöhter Wahrnehmungsfähigkeit. Es galt mit einiger Wahrscheinlichkeit, jemanden zu trösten.
    »Bonnyrig hast du gesagt? Okay, Mutter, ich muss jetzt gehen. Ich komme morgen wieder. Vielleicht weißt du bis dahin mehr.«
    Sei vorsichtig, mein Junge!
    Harry erhob sich und blickte sich am Ufer um. Die grelle Sonne hatte sich hinter flauschigen weißen Wölkchen verborgen, was eine Erleichterung für ihn darstellte.
    Er kletterte über einen verrosteten Maschendrahtzaun und kam an einen kleinen Hain. Inmitten der schattigen Bäume und Büsche beschwor er ein Möbius-Tor herauf. Einen Augenblick später trat er in einer kleinen Gasse nahe der Hauptstraße von Bonnyrig wieder heraus. Er begann seine mentale Suche nach einem Neuankömmlung in den Reihen der Toten.
    Ja – da war es, ganz in der Nähe: ein jämmerliches Winseln in der Erinnerung an die Panik und die Schmerzen noch vor wenigen Augenblicken, ein Erstaunen, dass dies alles vorüber war, und Ungläubigkeit, weil der strahlende Sonnenschein so plötzlich tiefer Schwärze gewichen war. So empfand ein dummes Tierchen den Tod.
    Harry verstand es nur zu gut, denn so sehr unterschieden sich diese Empfindungen nicht von denen der Menschen. Der Hauptunterschied lag darin, dass

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