Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TODESSAAT

TODESSAAT

Titel: TODESSAAT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
gewiss nicht aus Herzensgüte. Warum also?
    Auf halbem Weg die Eisstufen hinab verzog der Ferenc den Mund zu einem breiten Lächeln. Ihr seid stets ein Denker gewesen, Shaithis, antwortete er. Aye, und ein gerissener dazu. Oh, Ihr habt Fehler begangen, gewiss, doch nur wer die Hände in den Schoß legt, macht keine Fehler. Ich sehe die Sache so: Wenn es einen Ausweg von hier gibt, dann werdet Ihr ihn finden. Und wenn Ihr ihn findet, werde ich dicht hinter Euch sein.
    Und wenn nicht?
    Der Ferenc übermittelte eine mentale Entsprechung seines Achselzuckens. Blut ist Blut, Shaithis. Und das Eurige ist edel und kostbar. Lasst Euch eines ganz deutlich gesagt sein: Wenn das Eis unser Schicksal ist, wenn unser aller Weg hier endet ... dann werde zu guter Letzt ich derjenige sein, der, von Frost umhüllt, auf das Große Tauwetter wartet. Fess Ferenc und kein anderer. Und ich werde meinem Schicksal keinesfalls hungrig entgegengehen ...
    Zwei verbannte Wamphyri-Lords – grotesk und gewaltig der eine, gewaltig grotesk der andere – verließen die glitzernde Eisburg, kosteten die bittere Luft, nahmen die Witterung von Shaithis’ todgeweihter Bestie auf und folgten dieser ätherischen Spur.
    Fleisch war üblicherweise nicht die Kost des Geflügelten; seine Mahlzeiten bestanden aus zermahlenen Knochen, dem Gras von Sunside, Honig und anderen süßen Flüssigkeiten – und ein wenig Blut. Da er jedoch selbst aus metamorphem Fleisch bestand, war er imstande, nahezu alles Organische zu sich zu nehmen. So hatte er die Gelegenheit genutzt und das gefrorene Fleisch des anderen Geflügelten in sich hineingeschlungen und musste nun – aufgebläht – ruhen, bis die Nahrung verdaut war. Natürlich fand er sich nicht mehr dort, wo die ehemaligen Lords ihn zum ersten Mal erspäht hatten, neben dem zerfressenen Kadaver von Volses Flügler, sondern gut achthundert Meter westlich davon; dort hatte er, wie von Shaithis befohlen, im Windschatten eines großen Eisblocks Schutz gesucht.
    Nun bildete das behäbige, stumpfsinnige Wesen in seinen Flanken große Glotzaugen aus und stierte, während sein rautenförmiger Schädel sachte hin und her pendelte, dem Ferenc und Volse Pinescu entgegen, die sich ihm näherten. Nässende Augen unter schweren Lidern ›sahen‹, was geschah, das Gehirn jedoch vermochte dies kaum zu verarbeiten. Solange dem Geflügelten nicht der Befehl zu handeln erteilt wurde, und dies von seinem rechtmäßigen Meister, Shaithis persönlich, würde er überhaupt nichts tun, nicht einmal denken. Oh, bis zu einem gewissen Grad mochte er danach trachten, sich selbst zu schützen, jedoch niemals dergestalt, dass er dabei einem Wamphyri ein Leid zufügte. Denn die Stacheln konzentrierter Vampir-Telepathie verletzten solche Kreaturen so nachhaltig und entsetzlich wie Wurfspieße und hatten sie noch jedes Mal binnen eines Lidschlags zur Unterwerfung gezwungen. Dies hatte zur Folge, dass der Flügler, auch wenn er weder Fess noch Volse irgendwohin fliegen würde, doch zumindest ruhig liegen blieb. Selbst, als sie ihm den warmen Bauch aufschlitzten, die großen Arterien durchtrennten und sich gierig saugend an seinem Blut labten.
    In seinem Felsspalt in der Burg aus Eis ›vernahm‹ Shaithis das erste qualvolle mentale Aufplärren der gigantischen Kreatur und war versucht, ihr entsprechende Befehle zu erteilen: Roll dich zusammen, zermalm diese Männer, die dich plagen! Spring auf und lass dich auf sie niederfallen! Nach wie vor, selbst aus dieser Entfernung, vermochte er solche Kommandos zu übermitteln und wusste, der Geflügelte würde augenblicklich, instinktiv, Folge leisten. Doch ebenso wusste er, dass, sollte die Bestie die Lords im ersten Ansturm nur verletzen, sie ihnen letztlich niemals mehr den Todesstoß versetzen könnte. Und natürlich erinnerte er sich an Ferencs Warnung. Den Flügler auf sie zu hetzen (und keine Garantien zu haben, dass er sie ganz und gar unschädlich machte), hieße, sich selbst in unmittelbare Gefahr zu bringen. Weshalb er nun zwar mit den Zähnen knirschte, sich ansonsten jedoch still verhielt und nichts unternahm.
    Dennoch hielt Shaithis es für eine elementare Verschwendung: Die gute Reit-Kreatur als Nahrung zu verwenden! Insbesondere, da Volses Flügler – buchstäblich zwei Tonnen exzellenten, wenn auch nicht besonders appetitlichen Fleisches – bereits dasselbe Schicksal erlitten hatte und nun gefroren und damit dem Verfall entrissen dort draußen lag ... Und somit für lange Zeit noch als

Weitere Kostenlose Bücher