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TODESSAAT

TODESSAAT

Titel: TODESSAAT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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mehr, immer mehr. Zuletzt begruben sie ihn nahezu unter einer wimmelnden, schneeweichen Decke. Eine ganze Kolonie dieser Kreaturen fand sich ein und versammelte sich in Shaithis’ Refugium.
    Gewärmt von ihren kleinen Körpern schlief er ein.
    Die Lakaien-Fledermäuse von Shaitan dem Ungeborenen (manche nannten ihn auch den Gefallenen ) wärmten Shaithis nicht nur, während er schlief, sondern beobachteten ihn auch, wie sie es seit seiner Ankunft getan hatten. Auch Fess Ferenc und Volse Pinescu waren von ihnen ausspioniert worden; desgleichen Arkis Leprasohn sowie dessen Sklaven (die er beide binnen einer Zeitspanne von nur zwei Aurora-Morgenröten leer gesaugt und als blutleere Kadaver in einem Gletscher-Kältelager verborgen hatte), wie auch zwei von Menor Malmzahns Stellvertretern, die sich nach der Schlacht um den Garten und Menors Tod so jählings von der Leibeigenschaft erlöst sahen. Sie alle hatten auf ganz eigenen, verschlungenen Wegen hierher gefunden, doch nachdem sie einmal hier weilten, war selbst ihr allergeringstes Tun von den winzigen Albinos getreulich erfasst und ihrem uralten Meister, Shaitan, berichtet worden.
    Die beiden zuletzt erwähnten, von Menor zu Vampiren gemachten ehemaligen Traveller waren die Ersten einer ganzen Reihe neuer Exilanten gewesen, die es hierher verschlagen hatte. Sie hatten den besten Flügler ihres toten Meisters bis zur völligen Erschöpfung angetrieben, und schließlich war er keuchend und ausgedörrt einfach mit ihnen vom Himmel und ins Salzmeer am äußersten Saum der Eisöde gestürzt. Seine Reiter hatten es überlebt und die nächsten fünfzig Kilometer zu Fuß zurückgelegt. Und den Rauch bemerkt, den Shaitan wohl überlegt durch seinen Kamin hatte aufsteigen lassen. Wie besessen schleppten sie sich darauf zu und hofften auf einen warmen Ort. Wie sich herausstellte, war er in der Tat warm genug. Schon bald drehten sie sich langsam an beinernen Haken, die von der niederen Decke eines uralten Lava-Luftlochs in der Westflanke des Vulkans hingen: Shaitans frostiger Speisekammer.
    Die Stellvertreter waren leichte Beute gewesen, sie hatten keine Vampire in sich getragen; ihr Verstand und Fleisch waren verwandelt worden, aber Wamphyri waren sie deshalb noch lange nicht. Hundert Jahre mehr an Lebenserfahrung, und sie wären möglicherweise schwerer zu schnappen gewesen. Doch ihre Zeit war abgelaufen – hier und jetzt, zusammen mit all ihrem reichhaltigen roten Blut.
    Was die vier Wamphyri-Lords anbelangte, war Shaitan weit argwöhnischer. Sollten sie zuerst gegeneinander kämpfen und sich verschleißen! Das schien ihm nur vernünftig. In seiner Jugend (an die Shaitan sich kaum erinnerte), ah, da wäre es anders gewesen! Da hätte er mit ihnen allen und noch vieren mehr die Klingen gekreuzt. Dreitausendfünfhundert Jahre allerdings sind eine lange Zeit, und die Zeit fordert ihren Tribut stets von mehr als nur der Erinnerung. In der Tat von nahezu allem. Nun war er ... müde? Zugegeben, selbst sein Vampir war müde! Und der war der bei weitem größte Teil von ihm.
    Nicht kränklich, schwach oder todmüde – nur ... müde. Der unerbittlichen Kälte müde, die zeitweise sogar durch das Vulkangestein geradewegs ins Herz des Berges zu kriechen schien, selbst in die tiefen Luftlöcher und Kavernen in seinem Fundament; der endlosen, dumpfen Routine seiner Existenz; schlicht und einfach der Eintönigkeit und Leere des Daseins in diesen ewigen, zeitlosen Eiswüsten.
    Aber keinesfalls seines Lebens müde. Noch nicht ganz.
    Gewiss nicht in jenem Maße, dass Shaitan seine Anwesenheit jemandem wie Fess, Volse, Shaithis und Arkis Leprasohn verkünden würde! Nein, denn richtig bedacht, gab es viele bessere Arten zu sterben. Und nun, da die Verbannten hier waren, mochte es auch mehr und bessere Gründe geben, am Leben zu bleiben.
    Insbesondere dieser ›Shaithis‹.
    In der Tat, mit einem solchen Namen mochte er sich gar als Verwirklichung – als Verkörperung? – einer gänzlich neuen Existenz erweisen. Die Letzte war nur ein Traum Shaitans, das stimmte schon. Aber auch im Verlauf so vieler Jahre, Jahrzehnte, Jahrhunderte war er nicht verblasst. Indes sich alles andere grau verfärbt hatte, erstrahlte sein Traum hell und klar wie ehedem. Und rot.
    Ein Traum von Jugend und erneuerter Lebenskraft, von siegreicher Rückkehr nach Starside und Sunside und davon, sie allesamt zu verheeren und sodann die Invasion der jenseitigen Welten voranzutreiben. Aye, dachte Shaitan und spürte eine

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