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TODESSAAT

TODESSAAT

Titel: TODESSAAT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Einen der Zacken, gut eineinhalb Meter lang und zwanzig Zentimeter dick, riss er ab und trug ihn zu der eisumschlossenen Leibeshülle von Kehrl Lugoz. Der alte Dummkopf ließ sich mit mentalen Anstrengungen nicht mehr wachrütteln? Nun, dann würde man sehen, wie er auf gewisse physikalische Bemühungen reagierte – wenn diese gewaltige Klinge aus Eis nämlich auf seiner Umhüllung zerbarst.
    Voll und ganz von diesem Tun in Anspruch genommen, versäumte Shaithis es, weiterhin darauf zu achten, ob jemand sich über die eisige Treppenflucht heimlich näherte. Er ›brüllte‹ die im Eis thronende Gestalt telepathisch an: KEHRL LUGOZ, WACHT AUF! Dann schwang er das gewaltige Trümmerstück, um es gegen das Antlitz von Lugoz’ Umhüllung zu schmettern. Doch den entscheidenden Hieb vermochte er nicht zu führen – etwas, das sich hinter ihm befand, hielt seine Waffe fest!
    Mit einem Fauchen aus dem tiefsten Grund seiner rot gerippten Kehle, einem Zischen über die glitzernde, vibrierende Wölbung der gespaltenen Zunge hinweg – die Augen hervorquellend und karmesinrot – fuhr er herum; seine kaum mehr menschlichen Gesichtszüge zerflossen instinktiv vollends zu einer furchteinflößenden un menschlichen Wolfsfratze. So stellte Shaithis sich der Gefahr; achtlos ließ er den Eiszacken fallen und griff nach seinem Kampfhandschuh. Im selben Moment fiel ihm eine ungeheure Pranke aufs Handgelenk und raubte ihm jede Bewegungsfreiheit. Hilflos musste Shaithis in die bösartigen, grauen Gesichter zweier Gefährten aus der Schlacht um den Garten des Herrn sehen: Fess Ferenc und Volse Pinescu! Doch nur kurz – dann hatte er die Hand zurück- und freigerissen und taumelte fort von ihnen. »Verdammt seien Eure Herzen!«, schnappte er keuchend. »Ihr beide habt es gelernt, die Verstohlenheit zu eurer zweiten Natur zu machen!«
    »Wir haben noch eine ganze Menge mehr gelernt.« Volse Pinescu stieß diese Worte erstickt durch einen entsetzlich vereiterten Wundschorf hervor, der seine Lippen nahezu versiegelte und ihm so das Reden erschwerte. »Und nicht erst, seit die unbesiegbare Vampir-Armee des Shaithis mit Feuer und Tod zerschmettert und in alle Winde zerstreut, ihre Festungen zerstört und ihre Überlebenden wie geprügelte Köter in die zeitlosen Ödlande des Eises verbannt wurden!«
    Volses vor Geschwüren strotzendes Gesicht färbte sich purpurn vor Zorn, während er einen schweren, drohenden Schritt auf Shaithis zu machte. Doch Ferenc war weniger kampfeslüstern. Mit seiner ungeheuren Größe und Stärke, seinen entsetzlichen Händen, hatte er es nicht nötig, sich in Rage zu reden. »Wir haben viel verloren, Shaithis«, grollte er. »Seit unserer Ankunft hier dämmert uns mehr und mehr, wie viel. Aye, denn dies ist ein kalter und einsamer Ort.«
    »Kalt?«, donnerte Shaithis. »Was bedeutet einem Wamphyri schon Kälte? Ihr werdet Euch daran gewöhnen!«
    Volses geballte Faust ruckte aggressiv nach vorn; auf der linken Seite seines Halses zerplatzten Eiterbeulen und versprühten ihren Inhalt übers Eis. »Oh?«, gurgelte er. »So, wie er sich daran gewöhnt hat, meint Ihr?« Sein abstoßender Schädel ruckte zu Kehrl Lugoz hin, der reglos wie ein Berg nicht mehr als neunzig undurchdringliche Zentimeter von ihnen entfernt hockte. »Er und all die anderen, die wir gefunden haben, eingekapselt in ihren widerhallenden Festungen aus Eis?«
    »Andere?« Shaithis blickte verunsichert von Volse zum Ferenc und wieder zurück.
    »Dutzende«, antwortete Fess Ferenc schlussendlich und nickte mit dem großen, ungeheuerlichen Kopf. »Alle im Griff des Eises, und alle fest an den einen Strohhalm geklammert – dass es nur zu warten gelte, bis ihre Zeit wiederkommt, bis ein magisches Tauwetter diese Ödnis heimsucht und sie alle freilässt in ein Land voller Leben. Oder bis der Tod kommt. Denn die Kälte dieses Ortes ist nicht wie jene von Starside, Shaithis. Hier dauert sie ewig an! Sich daran gewöhnen? Standhalten? – Wie sollen wir uns denn wärmen? Wie könnten wir unser inneres Feuer dagegen schüren? Jedes Feuer braucht Nahrung – Blut ist Leben! Und womit sollen wir uns ernähren, während wir uns daran gewöhnen? Blut kühlt ab, Shaithis, Tropfen um Tropfen, Stunde um Stunde. Gliedmaßen werden eisig kalt und steif, und selbst das kräftigste Herz schlägt langsam.«
    Volse griff das auf: »Ihr fragt: Was bedeutet einem Wamphyri schon Kälte? Hah! Wie oft habt Ihr auf Starside schon die Kälte gekostet, Shaithis? Ich sag’s

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