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Todessaat

Titel: Todessaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Arnout Smith
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betreibt sie außerdem ein hochmodernes Labor.«
    »Wie heißt sie?«
    »Niemand, den Sie kennen. Dr. Denise Bustamonte. Sie erwartet Sie, denn ich habe Sie bereits bei ihr angekündigt.«
     
    Grace stellte den Wagen auf dem Parkplatz ab, der am nächsten an dem Gebäude der Freien Künste lag. Es war schon fast halb drei, und die Farbe des Himmels ging von Blassblau in Weiß über. Eine Glocke ertönte. Türen wurden aufgerissen, und Studenten blinzelten ins Sonnenlicht, hielten ihre Mappen fest und eilten über das Herbstlaub. Sogar bei Tageslicht starrten sie schüchtern zu ihr herüber, während sie über die Wege zu ihrer nächsten Vorlesung liefen. Sogar bei Tageslicht wirkten sie ängstlich.
    Grace entdeckte das naturwissenschaftliche Gebäude. Der Efeu an den Backsteinmauern war zurückgeschnitten; das Gebäude selbst hatte einen frischen weißen Anstrich bekommen. Grace ging über die Treppe in den zweiten Stock, vorbei am steten Stimmengemurmel aus den offen stehenden Seminarräumen. An der Bürotür von Dr. Denise Bustamonte hing ein vergilbter Far-Side- Cartoon , gleich daneben ein neuerer von Dilbert. Beide hatten rekombinierte DNS zum Thema.
    Niemand reagierte auf ihr Klopfen. Auf der Treppe waren Schritte zu hören.
    »Oh, tut mir leid. Ich dachte, ich wäre rechtzeitig zurück. Ich wünschte, mein Tag hätte achtundvierzig Stunden. Professor Bustamonte. Denise. Sie müssen Grace sein.«
    Grace nickte. »Danke, dass Sie sich Zeit für mich nehmen.«
    Denise Bustamonte war eine Farbige, Anfang sechzig, die einen orangefarbenen Seidenkaftan, Sandalen und schwere
Goldkreolen trug. Über ihrer Schulter hing eine glänzende Webtasche. Die Haare waren grau und kurz geschnitten; graue Locken setzten Akzente um einen wunderschön geformten Kopf und um die dunklen, ausdrucksstarken Augen. Auf beiden Wangen hatte sie Grübchen. Die Zehennägel hatte sie mit orangefarbenem Nagellack verschönert, der zu ihrem Rock passte. In der Hand hielt sie einen Pappkarton mit zwei belegten Brötchen und zwei Bechern Kaffee.
    Der intensive Geruch nach Essen erinnerte Grace an ihren Hunger. Denise hielt ihr den Karton hin und suchte dann in ihrer Tasche nach dem Schlüssel.
    »Ich wusste nicht, ob Sie Vegetarierin sind.«
    Grace musterte die Sandwichs. »Ich kann gerne vegetarisch essen. Käse. Ich esse gern Käse.«
    »Gordie dachte, dass sie möglicherweise hungrig wären.«
    »Sie können sich nicht vorstellen, wie hungrig.«
    Denise fand den Schlüssel und öffnete die Tür.
    Den Boden bedeckte ein ungewöhnliches rotgoldenes Parkett im Fischgrätmuster. An den Fenstern waren französische Vorhänge angebracht, Bücherregale, die bis zur Decke reichten, boten Platz für wissenschaftliche Literatur, handgeflochtene Körbe und frühe, primitive Kunst. Ein Foto von Denise und einem Mann mit weißer Haut und weichem grauen Haar stand eingerahmt auf einem Mahagonischreibtisch. Daneben stand ein Gruppenfoto, das bei einem Picknick geschossen worden war. Vier entspannt aussehende, erwachsene Kinder in verschiedenen Nuancen von Hell- über Kupfer- bis hin zu Dunkelbraun standen lächelnd neben Denise und ihrem Vater.
    »Unsere Regenbogenfamilie.«
    Denise setzte sich, deutete auf den Tisch, und Grace stellte den Karton darauf ab.
    Sie winkte mit der Hand zu einem Brokatsessel. »Bitte,
setzen Sie sich. Essen Sie. Hier sind auch Milch und Zucker für den Kaffee, falls Sie möchten. Ich werde hier jetzt mal reinbeißen.«
    »Danke. Ich versuche, mein Sandwich möglichst geräuschlos zu vertilgen.« Grace nahm sich eines der Brötchen.
    Beide aßen einige Minuten lang, und Grace glaubte wirklich, sie hätte noch nie eine bessere Kombination probiert: den nussigen Geschmack von Vollkornbrot, den Cheddarkäse mit den Sojasprossen und die Avocado, die reif, aber nicht matschig war. Sie gab tatsächlich kleine Geräusche des Wohlbehagens von sich. Sie hielt inne und wischte sich den Mund ab, bevor sie den Kaffeebecher öffnete.
    »Ich habe immer daran geglaubt, dass ein gutes Essen das Herz besänftigt.«
    Grace sah ihr Gegenüber genauer an und erkannte, dass sie geweint hatte.
    »Wir haben gerade erst die Neuigkeit gehört. Sie breitete sich wie ein Virus auf dem Campus aus. Das ist das Einzige, worüber momentan geredet wird.«
    »Welche Neuigkeit denn?«
    Denise sah sie erstaunt an. »Es hat noch einen Mord gegeben. Eine Studentin im zweiten Jahr. Tammy Hammond. Über den Tathergang schweigt die Polizei. Sie sagen überhaupt sehr

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