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Todessaat

Titel: Todessaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Arnout Smith
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schaltete eine Stehlampe an und positionierte den Lichtkegel. Jeannes Haar war in einem aufsehenerregenden Rotton gefärbt. Das Alter hatte die Rose auf dem Arm faltig werden lassen, sodass sie verwelkt wirkte und die Blätter zusammengerollt waren. Die Rose war in ein brennendes Herz tätowiert.
    »Du selbst hast mir die Adresse des Strands gegeben, zu dem ihr fahren wolltet.««
    »Als Vorsichtsmaßnahme, Jeanne. Nicht damit Mac hinter uns herfliegen kann.«
    Jeanne sah sie scharf an. »Du sprichst von Mac McGuire, dem Helden der Geschichte, richtig?« Sie nahm eine Flasche mit halbmatter, blauer Tinte und spritzte sie in eine Tasse.
    »Hat dich Jeanne auch gut gefüttert?« Grace streichelte Helix’ Bauch.
    Er brummelte und legte sich auf den Boden. Er war eine Promenadenmischung, schwarz und weiß, mit einem falschen Bein, das in der Luft abstand wie eine Rakete, die gerade ein schwieriges Landemanöver absolvierte.
    Jeanne drehte die Wade sanft und hielt sie fest, als sie die Nadel ansetzte und vorsichtig die Haut perforierte. Die Frau zuckte leicht, und Jeanne tupfte die Wade mit einem antiseptischen Tuch ab. »Was ist passiert?«
    Grace schluckte und war plötzlich den Tränen nahe. »Warum soll denn etwas passiert sein?«

    Jeanne musterte sie über ihren Brillenrand und machte sich wieder an die Arbeit.
    »Kann sie uns hören?«
    »Sie hört sich Dead Full Blast an. Ich wäre überrascht, wenn sie danach noch irgendetwas hören könnte.« Sie nickte in Richtung Stuhl. »Setz dich.«
    Grace zog den Stuhl eines anderen Arbeitsplatzes heran, sodass sie Jeanne über das Bein der Kundin ins Gesicht sehen konnte. Es waren dünne Beine - die eines Kindes, und Grace fragte sich, ob Jeanne sich den Ausweis hatte zeigen lassen, bevor sie angefangen hatte. Das Mädchen sah nicht alt genug für eine lebenslange Entscheidung aus. Aber Grace wusste auch, dass ein gewisses Alter sie nicht davor bewahrt hatte, Entscheidungen zu treffen, die sie viel gekostet hatten und noch immer kosteten.
    Sie steckte die Hände zwischen die Knie. »Könntest du Helix bis Dienstag behalten?«
    Jeanne blickte sie prüfend an, beugte sich dann wieder über die Wade und malte einen Schatten entlang eines Beins des Einhorns, sodass das Tier aussah, als springe es von der Haut in eine dreidimensionale Welt.
    »Hast du mich verstanden?«
    »Ja, das hab ich.«
    Jeanne legte die Nadel beiseite und tupfte die Haut ab. Um die frischen Einstiche herum war sie leuchtend rot. Sie warf das Tuch in den Mülleimer.
    Grace blinzelte. »Ich gebe ihn in einem Zwinger ab.« Sie stand auf.
    »Setz dich. Setz dich .«
    Helix fühlte sich angesprochen und machte schwanzwedelnd Platz.
    »Nein, nicht du, du!«
    Grace setzte sich wieder hin.
    »Natürlich passe ich auf ihn auf. Worum geht es hier?«
Grace spürte, dass ihr Tränen auf die Hände tropften. Jeanne nahm ein Kleenex aus einer Schachtel, Grace griff blind danach und tupfte sich die Augen ab.
    »Er will sie über Thanksgiving haben.«
    »Er ist ihr Vater, Grace.«
    »Ohne mich.«
    Jeanne sah sie musternd an. »Wie kurz bist du davor?«
    Grace leckte sich über die Lippe. Ihr Mund fühlte sich trocken an. Sie griff in die Handtasche, zog ein kleines Fläschchen mit Bourbon heraus und stellte es auf den Tisch neben den Tintenfässern und einem Glas mit Hundeleckerlis ab.
    »Ehrlich, im Flieger! Als die Stewardess verkündete, dass sie für passende Bezahlung dankbar sei, weil sie kein Wechselgeld habe, dachte ich mir, ich tue ihr einen Gefallen, wenn ich etwas kaufe.«
    Jeanne lächelte kurz und nahm eine neue Farbe. »Du hast ihn nicht getrunken.«
    Grace holte tief Luft und stieß den Atem wieder aus.
    »Nimm an einem Treffen teil.«
    »Ich kann nicht.« Sie fühlte sich tief getroffen. Sie sah den Bourbon verstohlen an und fragte sich, ob sie ihn wohl wieder in ihre Tasche stecken konnte.
    Jeanne warf ihr einen kurzen Blick zu, bevor sie sich erneut an die Arbeit machte. Grace starrte an die Wand. Einige alte Tonkrüge standen aufgereiht auf einem Regal. Irgendwie hatte es Jeanne geschafft, Tulpen zum Blühen zu bringen. Die wachsartigen gelben, roten und rosa Blüten drehten die Köpfe zur Seite wie die Zuschauer auf den billigen Plätzen bei einem Tennisspiel. Unter ihnen lehnte Jeannes Stock an der Wand, auf dessen Griff eine rosa Baseballmütze in Barbiegröße thronte.
    »Ich muss nach Riverside County fahren. Eine Leiche untersuchen.«

    Jeanne sah sie lange an. »Wir sind nicht in Guatemala,

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