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Todessaat

Titel: Todessaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Arnout Smith
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Teppich unter sich, quollen aus Bücherregalen und stapelten sich auf dem Esstisch. Das Pulver, das im Labor zum Aufspüren von Fingerabdrücken verwendet wurde, bedeckte Wände, Bücher und Lichtschalter.
    »Bartholomew war wohl kein großer Leser«, scherzte sie.
    Zsloski lächelte kurz. »Wir haben nur eine Viertelstunde. Das, was für Sie interessant ist, befindet sich da hinten.«
    Er führte sie einen kleinen Flur entlang, öffnete eine Tür und trat einen Schritt zur Seite, damit sie zuerst hineinkonnte. Damit sie es sah.
    Ihr drehte sich der Magen um.

    Es war ein kleines Zimmer. In einem normalen Haus hätte es das Kinderzimmer sein oder mit einem Fernseher, bequemen Sesseln und Lieblingsbüchern eingerichtet sein können.
    Aber in diesem Zimmer war nichts normal.
    Kleine Porträtaufnahmen aus Schule und Universität bedeckten die Wand. Ein atemberaubender Wirrwarr aus Gesichtern lächelte einen bis in alle Ewigkeit direkt mit freundlichen Augen an. Die Fotos waren so eng aneinandergeklebt, dass Grace die Farbe der Wand nicht mit Sicherheit benennen konnte.
    Unter jedes Foto hatte Bartholomew sorgfältig den Namen in Blockbuchstaben geschrieben. Seine Handschrift war ordentlich und präzise. Die Frisuren auf einigen der Fotos schienen dreißig Jahre alt zu sein - Helme aus Haarlack, Vokuhilas und Bubiköpfe. Das Klebeband, das Fotos und Namen festhielt, war vergilbt und porös.
    Irgendwann hatte Bartholomew keinen Platz mehr an der Wand gefunden und auch die Decke und den Fußboden benutzt. Das Ganze wirkte wie ein Pilz, der sich so farbenfroh, symbolträchtig und ausdrucksstark ausbreitete, dass Grace verwirrt den Raum verlassen wollte.
    Im Zimmer war es stickig, doch Grace fröstelte. Sie lief um einen Tisch herum, den er aus einer Holztür und Hohlblocksteinen zusammengezimmert hatte und der mit kniehohen Stapeln aus Büchern und Papieren bedeckt war. Ein brauner Besteckkasten beherbergte keine Messer und Gabeln, sondern Kugelschreiber und Bleistifte. Inmitten der Unterlagen war eine Remington-Schreibmaschine mit einem eingespannten Blatt Papier vergraben. Grace drehte die Schreibwalze. Das Papier in der Schreibmaschine war leer. Sie blickte sich im Zimmer um und versuchte alle Eindrücke aufzunehmen und ihren Herzschlag zu beruhigen.
    »Was denken Sie?«

    »Das erinnert mich alles an John Nash.«
    Zsloski schwieg.
    »Dieser schizophrene Mathematiker aus Princeton, der die Spieltheorie entwickelt hatte und später sogar den Nobelpreis gewann. Er hatte auch so ein Zimmer. Nicht nur Fotos. Auch Gleichungen und...«
    »O mein Gott.« Sie taumelte zurück, als hätte ihr jemand ins Gesicht geschlagen. Ihr Magen zog sich zusammen, und zum ersten Mal hatte sie hier wirklich Angst.
    Zsloski folgte ihrem Blick.
    Grace ging zu einer Ecke, in der sich zwei Fotowände trafen. Inmitten des wirbelnden Missklangs aus Bildern, die mit Klebeband an die überfüllte Wand gedrückt waren, hing ein verschwommener Schnappschuss von Grace zusammen mit ihrem Namen in Blockbuchstaben. Neben dem Foto war ein Artikel aus der Desert Sun über die Vorlesung und die Inhaftierung Bartholomews geheftet worden.
    Zsloski nickte. Er hatte sie hergebracht, um ihr das zu zeigen. Das wurde ihr jetzt klar.
    »Er hat das Foto an dem Tag geschossen, als er meine Vorlesung gestürmt hatte. Vor einem Monat.«
    »Irgendeine Ahnung, warum?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Er nickte, als ob er diese Antwort erwartet hätte. »Man wird Sie danach fragen. Und nach der Vorlesung. Sie haben doch die Adresse?«
    Sie nickte, ihr Blick haftete noch immer auf dem Foto. Sie war dem Bösen schon mehr als einmal begegnet. Tatsächlich so oft, dass sie sich nicht an jedes einzelne Mal erinnern konnte. Doch noch nie mit einer solch klaren Demonstration von Wahnsinn. Am Ende des Tunnels gab es kein Licht. Eine besorgniserregende Nachricht aus dem Jenseits. Genauso wirksam wie Bartholomews Morsecode, mit dem er sie herbeizitiert hatte.

    Sie fragte sich, ob Bartholomew hier irgendwo offen und sogleich versteckt auch ein Foto seines Mörders an die Wand geklebt hatte.
    Vielleicht lachte ihr der Mörder auf irgendeinem Foto gerade jetzt ins Gesicht.

9
    D ie Nebenstelle des FBI befand sich zwischen einer Reihe brauner Bürogebäude, die von Sukkulenten umringt waren. Perry Como trällerte durch die Lautsprecher, während Grace über den überdachten Parkplatz lief. Es gab weder ein Schild an dem Gebäude noch etwas Eindeutiges in der Eingangshalle.
    Im ersten Stock

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