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Todessaat

Titel: Todessaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Arnout Smith
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zusammenklappte.
    »Für fast eine Milliarde Dollar, Grace. Nur nach China.«
    Er nahm einen Bissen und kaute.
    »Kolibakterien. Salmonellen. Erinnerst du dich, was mit dem Spinat los war? Und Tomaten? Monatelang hat sie keiner mehr angerührt. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis
sie wieder einen Gesundheitspass bekommen haben. Und - Reis. Erinnerst du dich an den Ansturm darauf? Es gab Engpässe, Panik, die Preise verdoppelten sich. Nun, ich habe Neuigkeiten für dich. Soßen, Backmischungen, Hühnerfutter, Motoröl - wahrscheinlich ist sogar dieser Pizzakarton aus Soja.«
    Er nahm einen weiteren Bissen und schluckte, fast ohne zu kauen.
    »Wie passt Bartholomews Tod in das alles hinein? Er war Geschichtsprofessor, kein Biologe.«
    »Ja, er unterrichtete Geschichte aus der Sicht derer, die am Rande der Gesellschaft standen. Er hielt wütende Vorlesungen vor Gruppen privilegierter Studenten, die zu viel Zeit hatten. Wir bringen einer ganzen Nation bei, sich wegen Dingen schlecht zu fühlen, die uns stark gemacht haben. Die uns zu dem gemacht haben, was wir sind.«
    Sie öffnete den Mund, aber ihr Onkel sprach weiter.
    »Ich brauche keinen Vortrag über Frauen, Schwarze und Indianer und dass die Zeit reif ist, die Stimme für sie zu erheben, Grace. Alles, was ich sage, ist, das die Gruppe Radikaler Schaden möglicherweise versucht, das Vertrauen der Bevölkerung in die Regierung zu erschüttern.«
    »Wenn man der Regierung nicht mehr zutraut, gesunde Lebensmittel zu garantieren...«
    »Genau. Wenn man es schafft, die Nahrungsversorgung zu manipulieren, dann ist das eine ganz große Sache. Eine Goldgrube.«
    »Glaubst du, Bartholomew war in Radikaler Schaden involviert?«
    »Ich würde darauf wetten. Die Frage ist nur, ob Vonda auch involviert ist.«
    Er nahm einen herzhaften Bissen, warf die Kruste zurück in die Schachtel und klappte sie wieder zu.
    »Auf jeden Fall werden heute Nacht Pflanzenforscher in
ganz Kalifornien versuchen, die Sporen aufzuhalten. Wir dürfen nicht zulassen, dass sich die Seuche ausbreitet. Auϐerdem wissen wir immer noch nicht, was für Montagabend im Kongresscenter geplant ist.«
    Er wollte rülpsen, doch es kam nur ein Krächzen heraus.
    »Verdammt. Das ist eine der Fähigkeiten, die im Alter verlorengehen. Also, Grace, jetzt geht’s los. Falls du geplant hast, viel zu schlafen, kannst du das vergessen. Die Sache läuft. Es wird immer schlimmer. Und wir haben fast keine Zeit mehr.«
    Er zerknüllte die Serviette und warf sie mit einer Hand weg. Sie fiel zu Boden.

15
    J edes Treffen der Anonymen Alkoholiker war unterschiedlich, entsprechend der Gruppe und der Tageszeit, aber man konnte sich darauf verlassen, dass der Kaffee schwach und schlecht und die Klappstühle hart waren. Diese Gruppe traf sich in einem kellerartigen Pausenraum der Methodistenkirche außerhalb von Alejo.
    Es waren sieben Mitglieder anwesend. Grace war die Einzige aus der Stadt. Sie wollte sich nicht mitteilen, und niemand drängte sie dazu, dennoch half ihr das Treffen durch eine schwere Stunde, in der Wut und Aufruhr unter der Oberfläche brodelten und sie dazu drängten, unkontrollierte Dinge zu tun.
    Mit Wut konnte sie umgehen, aber was ihr Angst machte, waren die Gefühle, die darunterlagen. In ihrem brodelnden Eintopf aus rohen Emotionen lag Angst. Immer war da die Angst. Sie saß schaudernd da mit gesenktem Kopf und zitternden Knien und ließ sie durch sich hindurchlaufen.
    Sie hielt den Plastikbecher in der Hand und dachte an Mac in Guatemala, an seine Hände auf ihrem Körper, wie er neben ihr in der behelfsmäßigen Klinik arbeitete. Plötzlich musste sie an Frauen in China denken, die sich ihre Füße eng bandagieren mussten, um sie klein zu halten. Vor Jahren hatte sie spätabends einen Film darüber gesehen. Eine Frau war vor Schmerzen gestorben, als die Bandagen plötzlich abgewickelt worden waren. Der Schrei war ihr sehr realistisch vorgekommen. Eine überwältigende Lektion
darüber, dass man im Leben nicht alles auspacken sollte, selbst dann nicht, wenn die Verpackung einen zum Krüppel machte.
    Vergebung. Wie konnte sie die bekommen? Sie war noch nicht bereit, ihrem Onkel zu vergeben, das wusste sie. Was sie allerdings nicht wusste, war, ob diese zwei Dinge untrennbar miteinander verbunden waren.
    Ihr Onkel wollte, dass sie sagte, es sei alles in Ordnung: dass er mit der Jugendfürsorge gesprochen und Lotties mütterliche Fähigkeiten nicht verteidigt hatte; sein Versuch, ihre Familie

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