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Todessaat

Titel: Todessaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Arnout Smith
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auseinanderzureißen. Als ob sie einen Zauberstab über die Vergangenheit schwingen und den Schmerz verbannen könnte.
    Die Vorstellung, dass ihr Vater noch am Leben sein und dass ihr Onkel sie vielleicht zu ihm führen könnte, betäubte sie und machte sie geradezu benommen.
    »Geht es Ihnen gut?«
    Grace öffnete die Augen und erkannte, dass die Frau mit ihr sprach. Sie hatte graue Augen und gelbe Zähne. Das sandfarbene Haar trug sie kurz und auf der Seite gescheitelt. Ein goldenes Band war um ihren Finger gewickelt.
    »Ich bin in Ordnung.« Grace trank ihren Kaffee und gab vor, zuzuhören. Sie hatten den Teil hinter sich gelassen, in dem einer erzählte, wie schlecht alles gelaufen war, bevor es wieder besser wurde, bis hin zu besonderen Vorkommnissen der vergangenen Woche. Offenbar hatte die Frau mit den grauen Haaren gerade gesprochen. Sie wandte sich wieder der Gruppe zu.
    »Auf jeden Fall war es gruselig. Ich rief und rief. Ich hatte solche Angst. Ich stand einfach da und schrie ihren Namen in die Dunkelheit. Wir leben nah an den Klippen. Es ist diese schwarze Wand, die sich vor mir aufbaute, diese Anwesenheit . Als würde etwas atmen und zuhören. Dann am nächsten Morgen hole ich die Zeitung herein, und da
liegt sie zitternd und zusammengerollt auf der Treppe, ein kleiner blutender Fellball.«
    Die Gruppe wurde unruhig und honorierte die Geschichte mit entsprechenden Geräuschen.
    »Ich hob sie auf und trug sie hinein. Der Tierarzt sagte, dass es seltsam wäre, weil es fast so aussah, als ob Peaches’ Rumpf ein Loch hätte, und ich sagte >Loch?< Und er sagte, ja, vielleicht von einem Pfeil.«
    Grace drehte alarmiert ihren Kaffeebecher.
    »Sie meinen, jemand wollte sie mit Absicht verletzen?« Die Frage wurde von einer älteren, gebräunten Frau gestellt, die ihre schrumpeligen Finger mit vielen Ringen geschmückt hatte.
    Die Frau nickte. »Ihre Pfoten waren ganz wund. Er dachte...« Sie bewegte sich auf ihrem Stuhl hin und her. »Das ist der wirklich schreckliche Teil. Er meinte, dass sie vielleicht jemand als Übungsziel missbraucht hatte.«
    Alle im Raum waren ganz still.
    »Ist das nicht ein wenig übertrieben?«, fragte ein Mann mit dunkler Stimme und einem grauen Pferdeschwanz. Er trug Freizeitshorts und ein Achselshirt, das ein Büschel gelocktes Haar zum Vorschein brachte.
    Die Frau befeuchtete ihre Lippen. »Das habe ich ihn auch gefragt, Lou, und daraufhin hat er mir erzählt, dass mehr hinter der Sache steckt. Er sagte, es sei in dieser Woche bereits das dritte Tier mit solchen Verletzungen gewesen.«
     
    Die Reihe der Wartenden, die ins Kongresszentrum wollten, reichte fast bis zur Straße. Draußen war es dunkel und kalt. Unter dem Zementbogen verbreitete die Beleuchtung ein bronzefarbenes Licht über den Abgeordneten und Freiwilligen, die vor der Sicherheitskontrolle warteten.
    Grace kämpfte sich vorbei an einer Reihe Felsblöcke und Palmen, die in ein Bett aus Kieselsteinen gepflanzt waren,
vorbei an einer Bronzestatue, die einen Puma bei der Jagd darstellte.
    Der Puma erinnerte sie an ihre Mutter. Auch mit nunmehr Mitte fünfzig war es Lottie nie gelungen, an einem Minirock aus Polyester vorbeizugehen.
    Der Oasis-Ballsaal war mit Konferenzteilnehmern überfüllt. Alle trugen Namensschilder, einige davon waren in Burkas gekleidet. Firmenrepräsentanten saßen an ihren Ständen und boten alles, vom Sprühflugzeug über Dünger bis hin zu Bewässerungsanlagen, feil. Die Energie im Saal war dicht und manisch. Jeder war sich der erhöhten Sicherheitsstufe bewusst, man reagierte nervös auf Geräusche der Landmaschinen, die zu Vorführungszwecken gestartet wurden, und jeder zuckte zusammen, wenn im Getümmel versehentlich zwei Leute aneinanderprallten. Ein aufdringliches Gemisch aus Düften begrüßte sie: Parfüm, Schweiß, Popcorn und Motoröl.
    Grace schob sich durch die Menschenmenge und machte einen Informationsstand ausfindig. Eine junge Frau mit freundlichem Gesicht, die ein rot-weiß-blau-gestreiftes Namensschild mit den Worten Hallo! Mein Name ist Mindy! trug, führte Grace quer durch den Raum zu einer Tür.
    Mindy kam ihr bekannt vor. Alle kamen ihr bekannt vor: glänzendes, glattes Haar, leuchtende Augen, dünn. Grace zeigte ihren FBI-Ausweis einem bewaffneten Sicherheitsmann, der Waggamans Tür bewachte und zur Seite ging, als Frank sie hereinbat.
    Man hatte Frank Waggamans Büro in einem kleinen, vollgestopften Zimmerchen eingerichtet, das vom Ballsaal abgetrennt war. Die Kakofonie

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